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Skihochtour - Breithorn Westgipfel 4164m und Breithorn Mittelgipfel 4156m - Walliser Alpen

Datum: 09.04.2023

Teilnehmer: Robert, Peter

 

Gipfel:

Breithorn Westgipfel 4164m

Breithorn Mittelgipfel 4156m

 

Wetter: bestes Tourenwetter, ziemlich kalt für die Jahreszeit

Schwierigkeiten: 45Grad

 

Bedingungen: insgesamt gute Verhältnisse, bei richtiger Spuranlage kein Blankeis, Am Grat und am Übergang zum Zentralgipfel Stapfschnee, Abfahrt Südflanke Pulverschnee, Piste perfekt bereitet.

 

Strecke: Bergstation Klein Matterhorn – Breithorn Plateau – Breithorn Westgipfel – Breithorn Mittelgipfel 4156m – Abfahrt über Südflanke – Breithorn Plateau - Bergstation Klein Matterhorn

 

 

Ausrüstung: Ski-Hochtouren Ausrüstung, 40m Halbseil, Gurt

Ein kleine Übersicht unserer Runde, ohne jeglichen Maßstab.

Ich lese ja immer Tourenberichte von anderen Bergsteigern auf Tourenportalen beziehungsweise auf deren Internetseiten und was ich da so in der Vergangenheit gelesen habe, da hat es mir, im Bezug auf das Breithorn das eine oder andere Mal die Zehennägel aufgedreht. Jetzt nicht von den Texten der Autoren, sondern eher was da am Breithorn Westgipfel, dem leichtesten aller 4000er so vor sich geht. Welche Leute sich da an Ihrem ersten 4000er versuchen und was für Dramen sich da abspielen.

Ich wollte ja eigentlich immer die Breithorn Überschreitung machen und so dem Trubel und den Dramen am Breithorn Westgipfel aus dem Weg gehen, aber auch wenn ich die Tour schon einige Male geplant hatte, hatte es aus verschiedenen Gründen nie funktioniert. Einmal Abbruch am Breithorn Zwilling wegen schlechter Bedingung und Nebel. Einmal wurde der Tourenpartner krank.

Nachdem wir jetzt eine Woche die Waliser Alpen auf der Haute Route von Chamonix nach Zermatt durchquert hatten, waren Peter, Robert und ich sehr gut akklimatisiert und deshalb überlegten wir, was wir im Anschluss, falls wir nach der anstrengenden Ski-Durchquerung noch Körner im Tank hätten, noch ohne einen weiteren Tag „Verlust“ anstellen könnten.

 

Wir einigten uns auf eine Besteigung der beiden Breithörner Hauptgipfel. Da wir eh am letzten Tag der Ski-Durchquerung von der Schönbielhütte nach Zermatt hinuntergefahren sind, stoppten wir in Furi und fuhren mit der Bahn via Trockener Steg auf das Klein Matterhorn. 

Kurz nach der Bergstation.

Die Aussicht von Tunnelportal auf die Breithörner, das Breithorn Plateau aber auch auf den Lyskamm oder Castor und Pollux fasziniert mich immer wieder. Wir gehen etwa 50 Meter am Pistenrand hinunter und bauen unsere Felle auf die Ski. Der Wind ist eiskalt, unangenehm und verwirbelt die Felle wir er nur will. Anschließend lassen wir nicht viel anbrennen und queren unter dem Schlepplift in Richtung Breithorn Plateau. In einem weiten Linksbogen gleiten wir auf einer Autobahnähnliche Spur, ohne wesentlichen Höhengewinn zur Südflanke des Breithorns.

Im Laufschritt überholen wir 6er und 8er Seilschaften. Ganzen Horden von Menschen. Die einen ohne Seil, die anderen in ein Meter Abstand aneinander „gekettet“. Wieder andere mit Seil und korrekten Seilabstand aber jeder mit 3 Meter Schlappseil in Schlingen aufgerollt in der Hand haltend. Es kann ja jeder machen, wie er will oder wie er es für richtig hält, aber wenn Seil, dann sollte es richtig verwendet werden!

 

Wir reduzieren unser Tempo und bauen die Harscheisen unter die Ski. Kurze Zeit später erreichen wir die erste ausladende Spitzkehre. Bei der Steilheit des Hanges halten wir uns zuerst eher rechts der Gipfelfalllinie und schwenken dann nach links. In einer sehr langen Querung und einigen recht steilen Spitzkehren geht es über den breiten Südhang bis zum Westgratrücken. Hier spielen sich Szenen ab, die ich so noch nicht gesehen habe. Menschen, die von Ihrem Bergführer gestützt nach oben geleitet werden. Tourengeher, die im 35 Grad Skigelände völlig überfordert sind. Ich bin schockiert! Zwar war ich ja auf Grund der oben erwähnten Berichte vorbereitet, aber ich dachte wirklich nicht das selbst so zu erfahren. 

Auf dem Breithorn Westgipfel. Im Hintergrund das große Matterhorn.

Ich mache meine eigene Spur und steige an den möglichen Gipfelaspiranten vorbei. An einer geeigneten Stelle baue ich meine Ski an den Rucksack und die Steigeisen an meine Skischuhe. So ist es wesentlich einfacherer und sicherer zu gehen. In einigen steileren Kehren am Breithornrücken steige ich relativ direkt ostwärts zum schmalen, aber auch flachen Firngrat des Breithorn Westgipfels.  

 

Das erste Mal am Gipfel des Breithorns und bestimmt auch das letzte Mal. So schön die Aussicht auch ist. Ich genieße allein die Aussicht vom meistbesuchten 4000er Gipfel der Alpen. Was für ein Privileg. Durch mein Tempo hatte ich die meisten anderen hinter mir gelassen. Ich warte auf Peter, der den schmalen Firngrat emporsteigt. Für Peter ist es der erste 4000er. Ich freue mich riesig für Ihn, denn unser Versuch am Gran Paradiso scheiterte ja. Und jetzt ist er auf seinem ersten 4000er. Wir umarmen uns und machen ein paar Fotos. Wir schauen beide bei bestem Wetter die Waliser Berge an. Kurze Zeit später kommt auch Robert, der noch von ein paar Bergsteiger aufgehalten wurde.

Am Breithorn Mittelgipfel

Nur kurz bleiben wir am Gipfel, der Wind ist schneidig kalt. Peter will den Aufstiegsweg zurück gehen und am Breithornplateau unten auf Robert und mich warten. Robert und ich gehen in die andere Richtung und wollen den Verbindungsgrat in die Scharte zwischen West- und Mittelgipfel hinuntergehen. Die ersten Meter gehen sich mit Steigeisen gut, Pickelharter Firn lässt uns schnell vorankommen. Aber schon kurze Zeit stehen wir knietief im Pulverschnee und wühlen uns abwärts. Erst als der Wind in der Scharte wieder da ist, wird der Untergrund wieder fest. Wir lassen den schweren Rucksack mit den Ski in der Scharte und steigen eine Stapfspur höher. Relativ steil geht es etwa 30 Höhenmeter hinauf, ehe es sich verflacht. Hier wird der Schnee weniger und ich muss etwa 10 Meter richtig aufpassen. Links geht es steil die Nordwand hinunter, rechts die etwas humanere Südflanke. Aber die Steigeisen greifen gut auf dem blanken Eis unter der nur zentimeterdicken Schneeauflage. Anschließend wir das Gelände wieder steiler und auch der Schnee wird mehr. In guten Stufen steige ich zum höchsten Punkt des Mittelgipfel und weiter bis zur Abseilstelle der Überschreitung. Ich mache von der Gipfelwächte geschützt ein paar Fotos von der einmaligen Umgebung. Allein auf den Breithorn Mittelgipfel. Juhuuu! Das hat man nicht oft!

 

Ich will Robert nicht lange warten lassen und so steige ich in meinen Stufen wieder zurück in die Scharte zwischen West- und Mittelgipfel. Dort holen wir unsere Rucksäcke und steigen nochmal bis vor kurz vor der Blankeispassage. Dort bauen wir unsere Ski an die Schuhe und fahren die Südflanke des Breithorn Mittelgipfels im perfekten unverspurten Schnee ab. Weiter unten Richtung Breithorn Plateau wird der Schnee plattig und wir treffen Peter am vereinbarten Treffpunkt. 

Was für eine Aussicht vom Breithorn Mittelgipfel.

Gemeinsam fahren wir die holprige Autobahn zurück zum Schlepplift beziehungsweise zum Beginn der Piste, die uns zurück nach Zermatt bringen soll. Über eine nach Schweizer Vorgaben perfekt hergerichteten Piste fahren wir entspannt die Panoramaabfahrt zwischen den namhaften 4000er ab. Immer wieder bleiben wir am Rand der Piste stehen und bestaunen diese einmalige Aussicht. Ob die ganzen Alpin-Skifahrer die sich hier auf der Piste sonst so bewegen ihres Sonderstatus bewusst sind? In was für einer schönen Umwelt sie sich bewegen dürfen.

 

Langsam kommen wir dem Tal und dem Ende der Piste entgegen. 2600 Höhenmeter Abfahrt haben Ihr Ende. Erst am Beginn Zermatts steigen wir aus der Skibindung. Hinter uns thront das Matterhorn mit seiner Schokoladenseite vor uns der Trubel der geschäftigen "Alpen-Metropole". Wir schnallen uns unsere Ausrüstung auf den Rucksack, und wandern durch Zermatt Richtung Bahnhof. Im Coop „plündern“ wir noch ein Regal mit Erfrischungsgetränken und dann geht es mit dem Zug zurück nach Herbriggen.

Fazit:

Braucht es eine Tour nach der Haute Route? Normalerweise nicht, die Haute Route kann sicher ganz gut allein dastehen. Das ist auch momentan das Gefühl, das mich beschleicht als ich diese Zeilen schreibe. Irgendwie kann ich diese heutige Tour nicht richtig einordnen, nach den ganzen unglaublichen Eindrücken und Erlebnissen, die ich in vorherigen Tagen erlebt habe.

 

Aber wir dachten uns halt, wenn wir schon mal da sind, können wir noch die Breithörner dranhängen. Es war ja auch eine schöne Tour, die Aussicht war wie immer einfach gewaltig. Die Dramen muss man ausblenden, die sich beim Aufstieg zum Hauptgipfel abspielen. Ist man 5 Meter vom Hauptgipfel beziehungsweise von der Normalroute entfernt hört und sieht man keine Menschenseele mehr.

 

 

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