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Zeiler Waldmarathon 2023

21,1Km – 420 Hm

Ein welliges Profil...

Der Zeiler Waldmarathon ist eine Veranstaltung, die schon immer seiner Zeit voraus war. Hier wurde schon vor fast zwanzig Jahren ein Trail-Marathon abgehalten, wo es dieses, von den Ausrüstungs-Hersteller geschaffenes Schlagwort, noch gar nicht gab. Mittlerweile ist es heuer die 19. Auflage und deshalb finde ich diesen Lauf auch so wunderbar. Mit dem Termin Mitte November sind alle Schönwettersportler zu Hause auf dem Sofa oder im Fitnessstudio auf den Laufbändern und verpassen dadurch die Orange, rot und gelb leuchtenden Laubwälder der Haßberge. Was für ein Schauspiel, dass ich heuer, obwohl die äußeren Bedingungen echt bescheiden waren, so richtig genießen konnte. Regen in jeglicher Form mit einer lebhaften Brise begleitete mich über Lauf was mich zeitweise doch etwas frösteln ließ.

Eine halbe Stunde vor dem Start war auf Grund der Temperaturen noch nicht viel los.

Für mich ist der Zeiler Waldmarathon im Naturpark Haßberge heuer eine besondere Herausforderung. Hier müssen die 42,195 Kilometer mit 840 Höhenmeter absolviert werden. Gar nicht ohne! Besonders für mein eher unterdurchschnittliches Laufjahr bisher. Für mich wird es bereits das zweite Mal sein, das ich auf diese wunderschöne Marathontrecke über Forst- und Feldwege laufe. Ich freue mich riesig auf den Lauf, denn auf dieser Strecke habe ich, völlig unverständlich, meine zweitbeste Marathonzeit überhaupt hingelegt und auch so ist diese Veranstaltung familiär und bestens organisiert. 

Es freut mich auch das Markus wieder dabei ist. Wie eh und je ist er ein läuferischer Dauerbrenner, keine Strecke ist ihm zu weit und deshalb wird er für mich dieses Mal kein echter Gratmesser sein. Waren wir beim ersten Lauf im Jahr 2014 noch annähernd gleichwertig unterwegs, hatte ich in den letzten Jahren meinen Fokus eher auf das alpine gelegt und deshalb wird meine Pace nicht die seine sein.

 

Heute stehe ich ein wenig unter Zeitdruck. Markus und ich haben beide abends Familientermine, wo wir unbedingt anwesend sein müssen. Deshalb setzte ich mir schon bei der Anreise eine Deadline für den Halbmarathon. Sollte ich nicht spätestens bei 1h:45 wieder bei Start und Ziel sein, werde ich nicht auf die zweite Runde gehen und meine Zeit als Halbmarathonzeit werten lassen. Eine Rundenzeit darüber würde meinen / unseren Zeitrahmen sprengen und dafür sorgen, dass wir nicht mehr rechtzeitig zu Hause sind.

Kurz vor 10 Uhr standen wir, nachdem wir uns ein wenig eingelaufen hatten am Start. Der Start verzögert sich, da der letzte Zubringerbus zum Start noch fehlt. Auch das noch, wo es eh schon knapp wird. Das Wetter meint es auch nicht gut mit uns, dunkle Regenwolken über uns und ein kalter Wind pfeift uns um die Ohren. Ich friere und wenn ich ehrlich bin, ist die Freude der letzten Tage auf dieses Event auf ein Minimum geschrumpft. Gedanklich befinde ich mich schon auf der Familienfeier, die ich heute im Anschluss noch besuchen werde.

 

Der Startschuss reißt mich aus meinen Gedanken. Ein kurzes Abklatschen mit Markus und schon sind wir auf der Strecke. Die ersten knapp 3 Kilometer geht es bergauf. Markus geht wie eine Rakete den ersten beiden Läufern hinterher. Ich lasse es bisschen gemütlicher angehen. Trotzdem laufe ich mit Zug den ersten zehn Läufern hinterher. Versuche irgendwie ein Tempo zu finden, das meinen Puls nicht durch die Decke schießen lässt. Nach gut 200 Metern gelingt mir das recht gut und laufe den Hügel hinauf. Mit dem Wind im Rücken schwitze ich und mir läuft das Wasser herunter. Nur noch ein paar Hundert Meter, eine letzte Steilrampe und der erste Anstieg ist geschafft. Oben erwartet mich der Wind und es ist plötzlich wieder kalt. Über offene Felder, wo ich die vor mir liegenden 10-15 Läufer noch sehen kann, geht es erst ein wenig bergab, ehe es nach einer 90 Grad Kurve hügelig in den nächsten Wald hineingeht. Mittlerweile hat es zu regnen begonnen, zwar halten die großen Laubbäume noch das meiste der Tropfen ab, aber in den vielen Lichtungen bekomme ich die volle Breitseite des herbstlich, kalten Nasses ab. 

An der ersten Verpflegungsstation stoppe ich nur kurz, nimm einen Becher Tee und ein Stück Kuchen und laufe weiter. Ich will auf Touren bleiben und nicht weiter auskühlen. Wenn man mal nass ist, ist das laufen gar nicht mehr so schlimm wie viele meinen. Nur stehen bleiben sollte man dann nicht mehr. Ich fühle mich eigentlich gut, kann meine momentane Pace halten, aber irgendwie komme ich doch nicht so voran, wie ich es mir ausgerechnet habe. Immer wieder rechne ich meine Zwischenzeiten hoch und langsam dämmert es mir, dass es sich mit einer zweiten Runde nicht ausgehen wird. Ich laufe dennoch wie geplant in meiner Pace weiter. Erst ab der Hälfte der Runde, bei den Bischofsheimer Seen nehme ich einen Riegel, trink an der Verpflegungsstation ein Cola und lege anschließend eine Schippe drauf. Ich staune immer wieder über den bunten Herbstwald, der mich das Regenwetter rund um mich ein wenig vergessen lässt. Ab jetzt geht es geht tendenziell wieder aufwärts, ehe es ab Kilometer 17 ins Ziel hinabgeht. Ich passieren einen Waldabschnitt, wo vor kurzem noch Baumfällarbeiten erledigt wurden und deshalb der Waldweg matschig und tief ist. Hier muss ich höllisch aufpassen nicht wegzurutschen oder den Schuh im Matsch zu verlieren. Aber nach etwa 500 Meter habe ich auch diese Stück passiert und dem rasanten Lauf hinunter ins Ziel steht nichts mehr im Weg.  

Jede Menge Zuschauer mit Wolljacken...

Im Ziel angekommen, hol ich meine deponierte Jacke ab und verpflege ich mich erst einmal. Freundlich und zuvorkommend werden die ersten „Besucher“ in Start und Ziel behandelt. Dann, weil es wieder stärker zu regnen beginnt, laufe gemütlich an den Shuttlebussen vorbei hinunter nach Zeil. Dort hole ich mir meine Dusch- und Wechselkleidung im Auto und mache mich auf zur warmen Dusche.

 

Fazit: Für mich war es heute keine einfacher Lauf. Fehlende Trainingsstunden auf der Langdistanz im Jahresverlauf und der Zeitdruck abends pünktlich zu sein, machten das Laufen eher unentspannt für mich. Trotzdem bin ich zufrieden. Mit einer 01:49:44 auf 21,1 Kilometern und anspruchsvollen 420 Höhenmetern hab ich zwar meine selbst gestellten Qualifikationszeit für die zweite Runde verpasst, aber so eine harmonische Familienfeier gewonnen.

 

Beim Heimfahren hab ich immer wieder überlegt, wie ich im Jahr 2014 eine Marathonzeit von 03:24:02 auf dieser Strecke erreichen konnte…es fühlt sich gerade Welten von meiner momentanen Verfassung entfernt an.

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