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Mont Blanc 4810m und Dom du Gouter 4304m – Mont-Blanc Gruppe

Auf das Dach der Alpen

 

Datum: 01.08.2013

Teilnehmer: Robert, Andreas, Elke, Michael, Harry, Angelika, Claudia, Robert

 

Gipfel:

Mont Blanc 4810m via Bosses Grat

Dom du Goùter 4304m

 

Schwierigkeiten: WS+ - 40Grad - UIAA II

Bedingungen: gut

Wetter: bestes Tourenwetter

 

 

Strecke: Chamonix - Le Fayet 580m - Tram du Mont Blanc Zahnradbahn - Nid d´Aigle Bergstation 2386m - Tete de Rousse Gletscher - Grand Couloir - Refuge du Gòuter 3820m - Refuge Vallot 4362m - Bosses Grat - Mont Blanc 4808m - Bosses Grat - Dome du Gouter 4304m - Refuge Du Gouter 3820m - Grand Couloir - Tete de Rousse Gletscher - Nid d´ Aigle Bergstation - Tram du Mont Blanc Zahnradbahn - Le Fayet 580m 

Ein kleiner Überblick unserer Tour. Jedoch ohne jeglichen Maßstab.

Ich finde so berühmte Bergsteigerdörfer wie Zermatt oder eben Chamonix richtig spannend. So viel Alpin-Geschichte auf einem Platz konzentriert. Deshalb gingen wir auch die Straßen und Gassen auf und ab. Immer wieder konnten wir Bergsteiger Denkmäler, eingelassene Steintafeln an Häuserwänden und im Boden bestaunen. Besonders das Standbild mit Jaques Balmat und Saussure hatte es mir angetan. Dieser Balmat bestieg mit Michel-Gabriel Paccard am 08.08.1786 als erste Seilschaft den höchsten Berg der Alpen.

 

 

Nachdem wir uns ein wenig von unserer Regentour zur Almageller Hütte erholt hatten, planten wir den Aufstieg zum Refuge du Gouter auf 3820m. Früh morgens fuhren wir am darauffolgenden Tag von unserer Unterkunft „Hotel de la Couronne“ in Argentiére zur Talstation der Le Fayet Zahnradbahn. Dort holten wir uns die Tickets und stiegen in den „Tramway du Mont Blanc“ ein. Diese antik anmutende Bahn fuhr durch eine wunderschöne Landschaft bis zur Berg-Endstation Le Nid d’Aigle. 

Was für eine Aussicht vom Hotel aus. Mont Blanc mit dem Bosses Grat. Aiguille di Midi links.

Oben an der Bergstation angekommen sortierten wir unsere Ausrüstung und begannen den Fußmarsch über unangenehm zu gehende Schutthänge in Richtung Refuge de Téte Rousse. Über einen kleinen Schottersteig kommen wir links unterhalb an der Hütte vorbei, ehe wir einen Gletscherhang, den Ausläufer des Glacier de Bionnassay, erreichten. 

 

Hier machen wir kurz Pause, ziehen Steigeisen und die restliche Gletscherausrüstung an und genießen den Blick auf die Hütte und die dahinter aufragende Aiguille de Bionnassay Nordwand mit einen der schönsten Firngrate der gesamten Alpen. 

 

In einem Rechtsbogen, in mäßiger Steigung, steigen wir weiter aufwärts zu einer Felsrippe. Die Aussicht ist schon gewaltig. Berge, von denen ich bisher immer nur geträumt habe und in Büchern darüber gelesen habe, stehen hier vor mir. Da wir eh ein wenig gemütlich unterwegs sind, bleibt mir viel Zeit zu fotografieren und die Eindrücke in mich aufzusaugen.

 

Impressionen vom Aufstieg

Wenige Meter weiter können wir schon die Schlüsselstelle des gesamten Normalweg-Aufstiegs sehen, das Grande Couloir. Eine meist ausgeaperte Felsrinne, vielleicht 50m breit die durchquert werden muss, um auf der anderen Seite eine weitere Felsrippe erreichen zu können.

Im Grand Couloir kommen unregelmäßig Steine und Felsbrocken herunter geschossen. Jedes Jahr müssen einige Bergsteiger gerettet, beziehungsweise mit schweren oder tödlichen Verletzungen ausgeflogen werden. Dieses Grand Couloir querten wir so schnell wie möglich auf die orographisch linke Begrenzungsrippe.

 

 

Anschließend kletterten wir eine Felsrippe hinauf (I-II° UIAA). Einige wenige Sicherungsseile sind an den heikelsten Stellen angebracht und helfen uns diese Kletterei hinter uns zu bringen. Bald sieht man aber am Horizont die Plattform der Goúterhütte auf 3820m und die Sonne hat uns wieder. Nicht nur die Freude steigt ständig, sondern auch die Aussicht wird immer gewaltiger. 

 

Ein Sonnenuntergang auf 3800m mit dem Licht ist einfach fantastisch.

Die Nacht auf der neuen, aber völlig überfüllten Goúterhütte auf 3820m ist meistens kurz. Wenn man überhaupt ein Auge zu machen kann. Denn neben einer andauernden Geräuschkulisse, die dem ruhigen Schlaf in keinster Weise förderlich ist, kommt auch noch die ungewohnte Höhe hinzu.

Allgemeiner Aufbruch ist bereits um ca. 2:30 Uhr morgens. Da einige von uns, wegen der Höhe und unserer fehlenden Akklimatisation eh nicht schlafen konnten, konnten wir wenigstens nicht verschlafen. Nach einem spartanischen Frühstück gingen wir aus der Hütte in die Dunkelheit. Wir bildeten zwei Seilschaften. Robert führte eine, ich die andere.

 

Gleich hinter der Hütte beginnt der Gletscher zuerst sehr flach. Das kam uns entgegen, so konnten wir langsam wach werden und den passenden Geh-Rhythmus finden, war unsere erste Aufgabe. Wie automatisiert setzten wir einen Fuß vor dem anderen. Versteigen war wegen der gut eingetretenen Spur, die direkt vor der Hütte begann, unmöglich. Außerdem brauchten wir nur den zahlreichen Glühwürmchen, den Stirnlampen vor uns folgen. Wie Ameisen auf der Suche nach Futter windete sich ein Strom aus kleinen Lichtern einem gespenstisch aussehenden Berg entgegen.

 

Das sind die Momente...irgendwie magisch.

Wie auf einer Autobahn steigen wir die ausgetretene Spur auf den höchsten Alpengipfel an. Das Wetter sollte laut Wetterbericht perfekt werden! Ein unglaublicher Sternenhimmel schaut auf uns Bergsteiger. Keine Wolke am Himmel! Die Spur wird allmählich steiler und erreicht an der Gipfelflanke des Dom du Gouter etwa 35-40°. Spalten sind hier einige vorhanden, jedoch können wir diese, die wir sehen, recht unproblematisch umgehen. Die steile Gipfelflanke des Dom du Gouter schneidet die Spur leicht an, um auf der anderen Seite zuerst ein wenig absteigend oberhalb der Bosses Scharte, das Vallot-Biwakschachtel 4362m zu erreichen.

 

Ich bin jedes Mal wieder total begeistert von der Stimmung, wie ein Sonnenaufgang im Hochgebirge auf mich wirkt. Fast vergesse ich, dass ich drei Leute in meiner Seilschaft habe, für die ich eine gewisse Verantwortung habe. Magisch... Was für Eindrücke!  Angestrengt suche ich nach passenden Wörtern, finde aber keine...

 

Auf dem Gipfel des Mont Blanc. 4810m

Wir können schon das Vallot-Biwak sehen. Darüber befindet sich der steile Ansatz des oberen Bossesgrates. Über ein steiles Firnfeld erreichen wir die Gratkante, die meist ausgesetzt einmal links, meist aber rechts oder direkt an der Gratschneide hochgestiegen wird. Wir müssen schon richtig schnaufen und jeder Schritt war richtig harte Arbeit. Die ungeschmückte Gipfelkalotte wird über einen mittelsteilen scharfen Grat erreicht. Völlig überrascht stehen wir plötzlich auf dem Gipfel!

Um 06:45Uhr, nach 4,5 Stunden Aufstieg stehen wir auf dem höchsten Punkt der Alpen. Was für ein Moment! Über uns ist nichts mehr, unter uns nur kleinere Berge und neben uns nur ein paar andere Bergsteiger! Perfekte Verhältnisse, kein Wind! Schön, dass mein erster 4000er gleich der höchste ist. War zwar anders geplant, aber egal! Ich nehme es, wie es kommt.

 

Nach einer halben Stunde staunen und grinsen, begannen wir mit dem Abstieg. Entlang der Aufstiegsroute stiegen wir langsam und konzentriert die Gletscherhänge hinunter. An der Vallot-Biwakschachtel wollten wir pausieren, um die Aussicht zu genießen. Ich setzte mich einfach in den Schnee und genoss die Aussicht.

 

Das Valott Biwak mit dem oberen Teil des Bosses Grat die uns auf den Mont Blanc führte.

Etwa 10 Meter neben uns stiegen immer noch Menschen auf, hechelnd und schwer atmend am Pickel gestützt. Ob das noch gut ausgehen wird, mag ich zu zweifeln, aber jeder ist seines Glückes Schmied. Nach ein paar Minuten setzen wir unseren Weg ins Tal fort.

Der Dom de Gouter, eher ein Firnbuckel, wird aber als eigenständiger 4000er geführt, wollten wir auf unserem Abstieg zur Goúterhütte noch "mitnehmen". Da die Route eh an dem Schneebuckel vorbeiführt, ist es ein Umweg von vielleicht 20 Minuten, bis wir auf dem höchsten, ungeschmückten Punkt stehen. Unser zweiter Gipfel heute. Echt eine schöne Aussicht von hier. Vom Mont Blanc über Aiguille du Midi und zahlreiche andere 4000er, ein spektakulärer Ausblick.

 

Was sich die damaligen Funktionäre der UIAA gedacht haben, als sie den Schneebuckel Dom du Goùter zu einem eigenständigen 4000er erhoben, kann ich mir nicht vorstellen. Es muss auf alle Fälle jede Menge Wein im Spiel gewesen sein.

Abstieg Richtung Nid d´Aigle Bergstation. Unten rechts der Tete de Rousse Gletscher.

Wir stiegen weiter Richtung Refuge ab. Ohne Pause ging es an der Hütte vorbei und wir kletterten darauf die Felsrippe zum Grand Couloir ab. Querten dieses Kanonenrohr noch ohne Probleme und schauten das wir so schnell wie möglich zur Bergstation Nid d´ Aigle kommen, um uns einen Platz für die Talfahrt zu sichern. Nach 5 Stunden Abstieg, vom Gipfel gerechnet, kamen wir dort ziemlich groggy an. Heil froh um ein wenig Kleingeld, das wir in unseren Taschen noch hatten, konnten wir so den Getränkeautomaten an der Bergstation füttern, um an das gekühlte Nass zu kommen.

 

Anschließend fuhren wir mit der Tram du Mont Blanc zurück nach Le Fayet. Von dort dann zurück zur Unterkunft nach Argentiére, wo dann erstmals ein bisschen gefeiert wurde.

Fazit: Es war zwar nicht geplant, dass mein erster 4000er gleich der höchste ist, aber es hat für mich wunderbar funktioniert. Die Höhe auf knapp 5000 Meter war für mich trotz der schlechte Vorakklimatisation kein Problem. Es war schon ein Riesenerlebnis, diese Tage am Mont Blanc. Die Stimmung in Chamonix, die Zahnradbahnen, die überfüllten Hütten, das Gedränge am Morgen im Schuhraum, der scheinbar einfache Aufstiegsweg und die knieenden oder sitzenden, nach Luft hechelnden Bergsteiger im Aufstieg. 

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