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Skitour Längentaler Weißer Kogel - Stubaier Alpen

Skitour Längentaler Weißer Kogel

Teilnehmer: Robert

Datum: 30.04.2017

Gipfel:

Längentaler Weißer Kogel 3217m – Abbruch bei 2800m!

Schwierigkeiten:  ST I-II – 1600Hm

Lawine: 3

Verhältnisse: Feinster Bruchharsch, weiter unten dann tiefer Nassschnee

Wetter: sonnig, winterlicher Tag bei -1 auf 2000m und -7 auf 3000m

Strecke: Gasthaus Lüsens 1636m - Talstation Materialseilbahn (Westfalenhaus) - Steilstufe - Längentalalm 1989m - Längentalferner – Punkt 2800m - Abfahrt wie Aufstieg

 

Dieser Längentaler Weißer Kogel, der von diversen Internet-Tourenseiten scherzhaft „Längentaler Unendlichkeitskogel“ genannt wird, bleibt mir bestimmt noch lange in Erinnerung.

Zum einen hatten wir erstklassige Bedingungen mit feinstem Bruchharsch und zum anderen hatte ich zum ersten Mal in meiner Bergsteigerkarriere meine Sieben Sachen im Rucksack bei einer Bergtour nicht beisammen, was dann auch für mich zum Abbruch der Tour auf dem Längentalferner führte. Über diese Tatsache muss ich heute noch den Kopf schütteln… 

Ewig lange gehts ins Längental hinein...

Trotz der Lawinenwarnstufe 3 wollten wir eine Tour gehen. Deshalb suchten wir uns eine technisch einfache, wenig lawinengefährdete Tour aus. Die Wahl fiel auf den Längentaler Weißer Kogel. Robert und ich fuhren vom heimischen Niederbayern ins Sellrain zum Gasthof Lüsens. Dort angekommen, schulterten wir unseren Rucksack und stiegen kurz nach dem großen Parkplatz in unsere Ski. Ein sonniger Tag sollte uns erwarten, deshalb freuten wir uns schon auf das Auffirnen des Schnees im Längental. 

Auf der breiten Langlaufloipe ließen wir nichts anbrennen und starteten gleich recht flott Richtung Süden taleinwärts. Kurz hinter der Talstation der Materialseilbahn, nach etwa zwei Kilometer machten wir kurz Pause. Robert wollte die Jacke ausziehen und ich wollte bei dieser Gelegenheit meine Sonnenbrille aufsetzen. Ich suchte meinen ganzen Rucksack durch, fand aber meine Sonnenbrille nicht. Plötzlich überkam es mich, dass die Brille wohl im Auto geblieben ist. Ohne Sonnenbrille bei Schnee Ende April geht gar nicht. Also blieb mir nicht anderes übrig, als die zwei Kilometer zurück zum Parkplatz zu laufen und die Brille zu holen. Robert wollte auf mich warten, also wollte ich mich beeilen. Ich stieg aus meinen Ski und sprintete mit einer ziemlichen Wut im Bauch, mit meinen Skischuhe an den Füßen an anderen Tourengehern und Spaziergängern vorbei zurück zum Parkplatz. Völlig außer Atem kam ich an und fand die Brille aufsetzbereit auf dem Beifahrersitz. Super! 

 

Jetzt also den gleichen Weg wieder zurück. Als ich schweißtriefend bei Robert wieder ankam, scharrte der bereits mit dem Hufen. Also rein in die Ski und im jetzt gemächlichen Tempo rechts zur Steilstufe in den Wald. Im Längental angekommen schmerzten meine Füße. Bei der Längentalalm auf 1989m musste ich meine Schuhe ausziehen. Anscheinend hatte der 4 Kilometer Sprint meinen Füßen in den Skischuhen nicht recht bekommen. Nach einer Massage wollte ich es nochmal versuchen, aber insgeheim liebelte ich schon mit einem Abbruch. Wir wanderten mit dem Ski an den Füßen das flache Längental hinein, wobei ich immer wieder an die Textpassage in der Tourenbeschreibung „Längentaler Unendlichkeitskogel“ denken musste…wie treffend. Unendlich weit ist für mich heute der Gipfel entfernt. Bei 2800m ging es nicht mehr. Ich besprach mit Robert was eigentlich schon vor einer halben Stunde klar war. Es geht nicht mehr. Ich breche ab!

 

Abbruch, hier geht nichts mehr...

Robert, so denke ich war das auch schon klar, als ich, untypisch für mich, immer wieder zurückblieb. Wir vereinbarten, dass ich abfahren werde und er weiter zum Gipfel aufsteigen wird.

Als ich meine Ski in Talrichtung drehte, schaute ich kurz zurück, wo Robert in der Spur weiter Richtung Längentalferner und Gipfel zog. Ich machte kurz Pause, genehmigte mir einen Riegel und massierte wieder meine Füße. Nach einer viertel Stunde zog ich die Felle von meinen Ski und richtete ich mich zur Abfahrt her. Die ersten Meter gingen ganz gut, aber dann kam ich auf feinsten Bruchharsch, der mir das Fahren ziemlich erschwerte. Meistens ließ ich es in der Spur einfach laufen. In der Steilstufe zurück zum Talboden musste ich immer wieder mal pausieren. Ich war komplett fertig. Definitiv war heute nicht mein Tag.

Am Rückweg kämpfe ich mit bestem Bruchharsch.

Endlich am Parkplatz angekommen, lies ich mich erst mal fallen und zog meine Schuhe aus. Dort ging ich dann ohne Skischuhe im Schnee und Matsch bis zum Auto. Eine gute Stunde später kam dann auch Robert, der erfolgreich am Gipfel war, zurück zum Parkplatz.

Wir zogen uns um und stiegen in unser Auto. Gerade als wir starten wollten, kam auf Ö3 eine Sondermeldung. Ueli Steck, weltbekannter Schweizer Bergläufer und Alpinist ist im Himalaya bei einer Akklimatisationstour am Nuptse abgestürzt. Die Karriere des sehr sympathischen Bergsteigers, der für seine ruhige, besonnene, aber auch grenzüberschreitende Art bekannt war, verfolgte ich seit Jahren. Das war dann noch das negative Highlight meines Tages. Bei der Heimfahrt herrschte dementsprechend bedrückende Stimmung.

Fazit: Diese Tour und dieser Tag waren mir eine Lehre. 

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