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Herzogstand - Heimgarten Überschreitung - Bayerische Voralpen

 

Tourengebiet: Estergebirge / Bayerische Voralpen

Datum: 14.11.2020

Teilnehmer: Robert

Gipfel:

Herzogstand 1731m

Heimgarten 1790m

Schwierigkeiten: Stellen UIAA I am Grat – 1250hm – 14,5km

Wetter: traumhafter Spätherbsttag, warm, aber kalter Wind aus Süden

Bedingungen: schneefrei, trockener Fels

 

Strecke: Talstation Herzogstandbahn 796m – Herzogstandhaus 1575m – Herzogstand 1731m - Verbindungsgrat - Heimgarten 1790m – Heimgartenhütte – Talstation Herzogstandbahn 796m

 

Ich weiß nicht recht was ich über diese Tour denken soll. Ich sitze jetzt abends am Laptop und weiß nicht wie ich das heute erlebte beschreiben soll. Für mich war es ein Tag der Erkenntnisse.

Erkenntnis Nummer Eins: Diese Klassiker Tour ist immer sehr beliebt, egal ob die Bahn fährt oder nicht. Die Parkplätze reichen nie und der Trubel auf den beiden Aufstiegsvarianten ist Wahnsinn.

Erkenntnis Nummer Zwei: Die Tour wird nicht umsonst so von Touristen und Münchner überrannt. Die Aussicht auf die gefühlt hundert Voralpenseen ist atemberaubend und die Fernsicht war zumindest heute echt gewaltig. 

Erkenntnis Nummer Drei: Die vielen Klischees haben sich wieder einmal so richtig bestätigt. Vom Designer Halbschuh Touristen und leicht bekleidete Yoga-Lehrerinnen ohne Bergerfahrung bis zum Nordwandbesteiger eines Himalaya 8000er mit dementsprechender Ausrüstung waren alle Typen heute dabei.

 

Eine kleine Übersicht unserer Runde. Ohne jeglichen Maßstab.

Diese Tour ist bei entsprechender Fernsicht ein Hammer. Man sollte sie aber entweder nach der Saison, wenn die Bahn nicht mehr fährt oder eben unter der Woche, außerhalb der Ferien angehen. Sonst wird man sich die Aussicht mit vielen hundert anderen teilen müssen. Robert und ich starteten um 09:15Uhr vom Großparkplatz, in dem wir nur noch einen der letzten Parkplätze bekamen, unseren Aufstieg. Wir wollten die Tour gegen dem Uhrzeigersinn angehen, denn so kam sie uns am logischsten vor. In Laufklamotten starten wir recht flott vom westlichen Ufer des Walchensees über einen sehr abwechslungsreichen, teilweise recht steilen Steig. In den vielen Serpentinen konnte man immer wieder wunderbare Blicke auf den Walchensee und der dahinter liegenden Bergwelt erhaschen. Mitte November kamen wir ziemlich ins Schwitzen. Erst als sich der Steig ein wenig zurücklegt und nach Norden in den Schatten führt, wurde es wieder angenehmer von den Temperaturen. Schon kurze Zeit später kann ich das Herzogstandhaus sehen. Dort wo normalerweise der Bär steppt sind nur ein paar Leute unterwegs, die sich am To-Go Kiosk das eine oder andere Getränk holen.

 

Wir passieren das Haus und gehen auf einem erstklassigen Wanderweg zu den steilen Serpentinen, die zum Herzogstand hinaufführen. Der Steig führt durch Latschen in dann doch recht angenehmer Steigung zum Gipfelkreuz und zum Pavillon hinauf. Dort angekommen empfängt uns ein strammer Südwind. Erst jetzt im Wind merken wir, dass es ja bereits Mitte November ist. Ich ziehe kurz meine Hardshell an und so steigen wir anschließend dann Richtung Westen zum Verbindungsgrat ab. Über steile, ausgewaschene Wege erreichen wir den Grat. Der teilweise versicherte Grat ist harmlos, aber bietet immer wieder gewaltige Ausblicke ins nördliche, flache Seenland. Im stetigen Auf und Ab erreichen wir den letzten steilen Schlussanstieg auf den Heimgarten. Zwischen Latschen und brüchigen Felsstellen eiern wir auf einem ausgewaschenen Steig zum Gipfel hinauf.

Hier erwarten uns ein Menge Leute, die sich meistens an die Abstandsregeln halten. Naja, wir sind ja auf einem windigen Gipfel, da kann man das doch ein wenig vernachlässigen. Wir halten uns nur kurz für einen Riegel und einen Schluck Cola etwas abseits des Trubels.

Kurze Zeit später machen wir uns im Laufschritt wieder an den Abstieg. Der ausgetretene Weg führt uns erst an der Heimgarten Hütte und der Bergewachthütte vorbei zu einen Sattel hinunter. Von dort leitet uns der Pfad auf besten Trailwegen in einen Bergwald. Dort begegnen uns immer wieder Wanderer, die mit Yogaschlappen unterwegs sind. Wir grüßen und hoffen insgeheim, dass die Bergwacht nicht ausrücken muss.

Über einen abwechslungsreichen Steig laufen wir den Walchensee entgegen. Unten auf dem Forstweg angekommen, drehen wir nach rechts und gleich beim nächsten Schilderbaum nach links, um an einem kleinen Bach entlang zurück zum Parkplatz zu gelangen.

 

 

Fazit: Eine herrliche Tour, die wenn man ohne zu Hilfenahme von der Bahn doch 1250 Höhenmeter aufweist. Den sicheren Bergwanderer wird diese aussichtsreiche Gratwanderung keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Ich hatte selten so eine großartige Aussicht auf das Bayerische Voralpenland mit den berühmten Seen genossen. Vom Ammersee über Starnberger See, Staffelsee, Kochelsee und viele andere kleinere Tümpel ist das Auge ein wenig überfordert. Auf Grund dieser Aussicht, der leichten Erreichbarkeit von München und der Bahn sollte man sich bei der Besteigung wirklich auf einen Wochentag oder einem Termin nach der Bahnsaison festlegen. Ansonsten darf man sich nicht wundern, wenn man sich an das in München stattfindende Volksfest erinnert fühlt. 


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Kommentare: 1
  • #1

    Markus (Mittwoch, 02 Dezember 2020 09:05)

    Coole Tour, hab i letztes Jahr auch gemacht und es is a zuganga ohne Ende :-) Trotzdem super schöne Aussicht und hat Spaß gemacht.
    Viele Grüße aus Schwarzach