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Skitouren im Nationalpark Ècrins - Dome de Ècrins 4015m

Dauphine Alpen – Hautes Alpes

 

Teilnehmer: Peppi, Till, Gabi, Markus, Christian, Thomas, Wiggerl, Reinhard, Christoph, Michael,

 

Datum: 09.04.2022 – 16.04.2022

 

Gipfel:

La Grande Ruin / Breche Giraud-Lezin 3668m

Dome de Neige 4015m

Barre des Ècrins 4102m - Abbruch kurz unterhalb bei Pic Lory

 

Schwierigkeiten:  ST III+

Lawine:

An den ersten Tage Neuschnee/Triebschneegefahr, danach Gefahr von Nassschneelawinen bei tageszeitlicher Erwärmung und fehlender nächtlichen Abstrahlung, 

 

Verhältnisse: insgesamt schwierige Verhältnisse, wobei an den ersten Tagen der grundlose ungebundene Neuschnee der vergangenen Woche uns an den Cols scheitern ließ. Aber generell lag viel zu wenig Schnee für diese Jahreszeit.

 

Wetter: Gutes Frühjahrswetter bei viel zu warmen Temperaturen. Teilweise trübe Sicht wegen Sahara Staub

 

Strecke:  

 

Tag 1: Parkplatz Pont d' Arsine 1670m - Refuge de l’Alpe de Villar d’Arène 2071m

– Col de Arsine – Glacier de Arsine - Refuge de l’Alpe de Villar d’Arène 2071m

(1220hm Aufstieg)

 

Tag 2: Refuge de l`Alpe Villar d’Arêne 2071m - – Col de Arsine – Glacier de Arsine – Abbruch Aufstieg Breche de la Plate des Agneaux – Abfahrt zum Glacier de Arsine – Aufstieg zur Col Clothilde 3039m und Abfahrt zum Refuge - Refuge de l’Alpe de Villar d’Arène 2071m

(1100hm)

 

Tag 3: Refuge de l`Alpe Villar d’Arêne 2071m – Talkessel - Plan de Valforche – Glacier de la Plate de Agneaux – bei ca. 2400m nach rechts in ein Rinnensystem – Glacier Superieur des Agneaux - Breche Giraud Lezin 3668m  / La Grande Ruin Wintergipfel – Refuge Adele Planchard 3169m - Glacier Superieur des Agneaux - Glacier de la Plate de Agneaux - Plan de Valforche - Refuge de l`Alpe Villar d’Arêne 2071m

(1720hm)

 

Tag 4: Refuge de l`Alpe Villar d’Arêne 2071m – Abstieg zum Parkplatz Pont d' Arsine 1670m – Col du Lauteret - Fahrt mit dem Auto via Briancon nach Ailfroide – Parkplatz Madame Carle 1874m – Aufstieg zum Refuge Glacier Blanc 2542m

(400hm Abstieg / 800hm Aufstieg)

 

Tag 5: Refuge Glacier Blanc 2542m - Glacier Blanc– Breche Lory – Aufstieg zur Barre des Ècrins – Abbruch kurz vor Pic Lory – Breche Lory - Dôme de Neige 4015m – Glacier Blanc - Refuge Glacier Blanc

(1600hm Aufstieg und Abfahrt)

 

Tag 6: Abstieg vom Refuge Glacier Blanc 2542m – zum Parkplatz Madame Carle 1874m – Ailfroide -  Briancon – Col du Lauteret - Villar-d'Arêne

(Abstieg 800hm)

 

 

Was für eine Wilde Szenerie,  steile Anstiege, steile Berge.

Unsere geplante Runde...

© Hauptsach-Auffe.de

Alle guten Dinge sind drei, denn schon zweimal mussten wir wegen diversen Corona Beschränkungen die Tour ins südliche Frankreich schweren Herzens absagen. Aber dieses Mal konnten wir starten.

Trotz meiner eigenen Corona Infektion zwei Wochen vor dem Termin wurde ich rechtzeitig wieder fit. Was war ich froh, als sechs Tage vor dem Start die Freitestung negativ war…

 

Ich freute mich schon riesig, denn diese Skidurchquerung der Dauphine wird von allen, die diese Tour schon einmal gemacht haben, in einer Reihe mit der Haute Route, der großen berühmten Skidurchquerung von Chamonix nach Zermatt genannt.

Landschaftlich gewaltig beeindruckt war auch Markus Stadler, der vor einigen Jahren in dem wilden Gebirge bei besten Bedingungen , im süd-westlichsten Teil des Alpenbogens, im Nationalpark Ècrins spannende Tage erleben durfte. Danke Markus für deine Beschreibungen und Inspirationen.

 

Steile Aufstiege auf Scharten, ebenso steile Abfahrten in die Cols, lange Wege und eine Sprache, die ich leider nur bruchstückhaft verstehe. Nicht nur die Sprachbarriere wird mich bestimmt das eine oder andere Mal an meine Grenzen bringen, auch die Durchquerung selbst, denn diese 7000 Höhenmeter auf knapp 70 Kilometer stellen für mich, auf den sechs Tagen, durchaus eine kleine bis mittelschwere Hürde dar.

 

Berühmte Berge wie die Meije, deren Überschreitung eine der großen, klassischen Bergfahrten war und immer noch ist. Aber auch der höchste Gipfel der Gebirgsgruppe, die Barre de Ècrins, der südlichste und von Bayern aus gesehen, der abgelegenste 4000er der Alpen stehen mitten in diesem so scheinbar skifeindlichen Gebirge. Aber zwischen spitzen, zerrissenen Graten und Zacken, gewaltiger Felswände und wilder Gletscher findet sich immer wieder eine mehr oder weniger gutmütige Scharte zum Aufsteigen und Abfahren, so dass wir doch einige Möglichkeiten haben, diverse Runden und Touren zu machen.

 

Ich bin auf alle Fälle unglaublich gespannt und freue mich wie ein kleines Kind auf die anspruchsvolle Runde im „Karakorum der Alpen“.

Im Aufstieg zum Col d´Arsine

Die Anreise in die Dauphinè ist so ziemlich das längste was man als deutscher Alpen-Bergsteiger auf sich nehmen muss, um sein Ziel zu erreichen. So neun bis zehn Stunden zieht sich das Ganze, je nachdem wie lange man pausiert, bis man endlich über den Brenner, Mailand, Turin und dem Col du Lautaret in La Grave beziehungsweise in unserem Fall Villar d´Arene angekommen ist.

 

In der Ortschaft Villar d` Arene bezogen wir unsere Zimmer im Hotel „Gite les Melezes“, wo wir uns von der langen Anfahrt entspannten. Einfach aber liebevoll eingerichtet ist dieser rustikale Bau. Anschließend trafen wir uns im hoteleigenen Restaurant, wo wir uns kulinarisch verwöhnen ließen. Hier machten wir die Detailplanung für die kommenden Tage. Auch die die Gemeinschaftsausrüstung wie Biwaksäcke und Erste Hilfe Sets wurden hier noch verteilt. 

Am oberen Glacier d`Arsine mit Blick zum Montagne des Agneaux 3664m.

Auf in das große Abenteuer...

Am nächsten Morgen fuhren wir mit unseren Autos von Villar d´Arene zum etwa zwei Kilometer entfernten Parkplatz Point d´Arsine auf 1667m. Hier folgten wir einigen alten Spuren taleinwärts einem Bach folgend bis zu einer Steilstufe, wo wir auch schon wegen der mageren Schneelage das erste Mal die Skier auf die Rucksäcke binden mussten. Ein wenig höher, auf etwa 1800m, in der Mitte der Steilstufe, war die Schneedecke endlich geschlossen und wir konnten den weiteren Hüttenzustieg wieder auf unseren Ski machen. Auf dem Absatz angekommen, folgten wir ein paar kleinen Wegweisern, flach ins Tal hinein, zu unseren ersten Unterkunft, dem Refuge de l’Alpe de Villar d’Arène auf 2071m. Hier entledigten wir uns der nicht benötigten Ausrüstung, stärkten uns kurz mit Kaffee, Kakao und Kuchen und bereiteten uns für die nachmittägliche Erkundungstour vor.

 

Von der Hütte wollten wir den morgigen Aufstiegsweg zur Breche de la Plate des Agneaux erkunden. Ziemlich flach ging es in das Tal hinein, bis wir vor einer uns abdrängenden Moräne nach rechts auswichen und kurz vor dem Col de Arsine nach Süden, zum Glacier d´Arsine einschwenkten. Auf etwa 2600m drehten wir nach Westen ein und steuerten über kupiertes Gelände der Breche de la Plate des Agneaux entgegen. Auf 2800m machen wir eine kleine Pause und machen uns zur Abfahrt zurück zur Hütte bereit. Während wir schon die ersten Schwünge in dem schweren und sonnenbeeinflussten Schnee zurücklegten, stiegen vier Teilnehmer weiter auf und überquerten den Col Clothilde, um über den Glacier du Rif de la Plancha auch zurück zur Hütte zu gelangen.

Auf den letzten Metern zum Refuge de l’Alpe de Villar d’Arène. 

Zur Breche de la Plate des Agneaux...

Am nächsten Morgen starteten wir sehr früh, um genug Zeit bis zu der gefürchteten Südabfahrt vom Col Emile Pic zum Refuge Glacier Blanc zu haben. Mit Stirnlampen gingen wir von der Hütte weg und stiegen den von gestern begangenen Weg zum Col d´Arsine beziehungsweise zum Glacier d´Arsine und zum Breche de la Plate des Agneaux. Am Fuß der Steilrinne zur Breche angekommen, steilte sich das Gelände recht schnell bis auf 45 Grad an. Unter den ersten Felsen der seitlich begrenzenden Wände ging es mit Ski nicht mehr weiter. Wir wollten es mit den Steigeisen versuchen, weiter nach oben zu kommen, aber leider versanken wir bis zur Brust in lockeren, ungebunden Schnee. So war auch kein Vorwärtskommen mehr möglich.

 

Was sollen wir jetzt tun? Da bei dem östlich ausgerichteten Hang die Sonne schon die oberen Schichten aufgeweicht hat, dementsprechend schon die ersten Schneerutsche aus der Steilrinne kamen, machte das Ganze für uns heute, bei einer dreier Lawinenlage, keinen Sinn mehr. Wir bauten auf Abfahrt um und fuhren etwas ratlos und traurig zum Gletscher ab. Unten machten wir erst mal Pause.

 

Wie soll es jetzt weitergehen…? Wir müssen doch über den Col, denn nur so können wir unseren Plan halten. Nach einer kleinen Brotzeit, bei der jeder von uns etwas vor sich hinstarrte, cancelten wir die Runde für heute, stiegen unmotiviert zum Col Clothilde auf und fuhren über den Glacier du Rif de la Plancha zurück zur Hütte.

Aufstieg zur Breche de la Plate des Agneaux und Abbruch...

Abbruch oder gibt es doch einen Weiterweg?

Unten angekommen, redeten wir mit der Hüttenwirtin und wägten unsere weiteren Möglichkeiten ab. Da wir nicht zum Refuge Glacier Blanc hinüberkommen können, bleibt uns nur die Möglichkeit auf dieser Hütte zu bleiben, bis sich die Schneeverhältnisse in den Rinnen gebessert haben. Das würde aber auch bedeuten, dass wir keine Chance mehr auf die Barre des Ècrins oder dem Dom de Ècrins haben, was besonders einige Gipfelsammler unter uns traurig stimmte. Erst als die Hüttenwirtin nochmal das Refuge Glacier Blanc anfunkte, erfuhr sie, dass die Zufahrtsstraße von Ailefroide zum Parkplatz Madame Carle seit gestern offen und geräumt ist. Das würde uns die Möglichkeit eröffnen, über die Zufahrtsstraße von Westen her zum Refuge Glacier Blanc aufsteigen zu können. Die  vier Aspiranten klärten diese Möglichkeit offen in der Gruppe und jeder stimmt zu. Also hatten wir folgenden Plan:

 

Ein neuer Plan...

Morgen wollen wir noch gemeinsam auf die La Grande Ruine steigen, dann noch eine Nacht hier im Refuge de l’Alpe de Villar d’Arène bleiben, um sich am nächsten Morgen zu trennen. Vier Leute steigen nach Villar d´Arene ab um mit dem Auto via Col du Lautere, Briancon und Ailefroide zum Parkplatz Madame Carle zu fahren. Dort wollen die vier dann die 800 Höhenmeter zum Refuge Glacier Blanc aufsteigen um die Chance auf einen oder zwei 4000er zu erhalten. 

Die Breche de la Plate des Agneaux

Die anderen sieben wollen dann über den Col du Clot des Cavales nach La Berade abfahren, dort übernachten, dann über das Refuge Chatelleret, die Breche de Rateau und den Col de la Girose zum Gletscherskigebiet zu kommen. Laut den diversen Hüttenwirten müsste das alles so machbar sein.

 

So sehr uns alle die nicht realisierbare geplante Runde schmerzte, so sehr konnte man jetzt die Motivation bei jedem ansteigen sehen. Denn jetzt hatten wir wieder eine Chance auf eine Weiterführung unserer Touren hier in der Dauphine. Wir saßen nicht mehr fest!

Früh morgens in Richtung Glacier de la Plate des Agneaux.

Auf einen rassigen Skitourengipfel, die La Grande Ruin

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, denn wir hatten alle gut 1750 Höhenmeter und eine gewaltige Strecke vor uns. Das Ziel hieß La Grand Ruine, einen der wenigen richtigen Skigipfel im Nationalpark Ècrins. Noch im dunkeln wanderten wir die gut 80 Höhenmeter von der Hütte in den Talgrund hinab. Dort konnten wir unsere Ski, neben einem kleinen Bach, unter die Füße schnallen.

Wir stapften den Lichtkegeln unserer Stirnlampen folgend, in Richtung Plan de Valforche. Hier bei einer kleinen Brücke spaltete sich das Tal in zwei Richtungen auf. Rechts ging es zum Col du Clot des Cavalles. Nach links, in die wir eindrehten, führte uns ein kleiner Bachlauf in Richtung Glacier de la Plate des Agneaux.  In einer alten Spur, die Tourengeher vor einigen Tagen angelegt hatten, gingen wir am rechten Ufer des Baches an gewaltigen Felsflanken vorbei. Vor lauter schauen und staunen stieg ich einige Mal meinen Vordermann auf die Ski. Man wird richtig ehrfürchtig bei diesen Dimensionen. Rechts über mir waren die ersten Zacken und Spitzen der La Grand Ruine, links die immer noch gewaltigen Ausmaße de Glacier de Agneaux, über den ein Anstiegsweg zum Col Emile Pic führte. Aber alles blank, überall viel zu wenig Schnee. Ist echt unglaublich welch ein schlechter Winter es hier in den Südwestalpen heuer war.

 

Was für ein Ausblick in der Gipfelflanke auf die Barre des Ècrins.

Gefühlt ohne Höhengewinn marschierten wir in einer großen Gruppe auf dem Glacier de la Plate des Agneaux ins Tal hinein. Bei etwa 2400 Meter drehten wir nach rechts, Norden ein und näherten uns einem Rinnensystem, wo sich das Ganze markant aufsteilte. Hier in den steilen, bockharten Rinnen, mussten wir unsere Harscheisen anlegen, um kraftsparender aufwärts zu kommen beziehungsweise überhaupt nach oben zu kommen. Nachdem wir einige aufeinander folgende Rinnen aufgestiegen waren, querten wir nach rechts auf einen Rücken hinaus.

 

 

Auf der Breche Giraud-Lezin und rechts im Hintergrund die apere Gipfelflanke der La Grande Ruin.

Diesen Rücken folgten wir zum Glacier Superieur des Agneaux. In nahezu gleichbleibender Steigung von 30-35 Grad hielten wir uns Richtung, der jetzt schon sichtbaren Scharte, der Breche Giroud Lezin auf 3668 Meter, in Mitten der beiden Hauptgipfel der La Grand Ruine zu. Am finalen Anstieg zur Scharte steilt sich das Gelände nochmal deutlich an. In steilen, an die 45 Grad steilen, den gewaltigen Hang ausnutzenden Spitzkehren näherten wir uns unserem Ziel. Je höher wir kamen, desto mehr kurze Pausen mussten her.

 

Die Sonne knallte in den Hang und bei Null Wind fühlte es sich an wie am Strand. Irgendwann waren wir dann doch oben auf der Scharte, wo eine kühlende Brise von der Meije herüberwehte. 3668 Meter und was für eine Aussicht. Die Barre de Ècrins vor uns. Aber auch die sonst makellose Nordflanke hatte große Flächen mit Blankeis…Oh je, das hieß nicht gutes für unser Projekt…

Im Rinnensystem unterhalb des Glacier Superieur des Agneaux.

Im Saharastaub hoch hinauf...

Leider ging es hier auf der Scharte, der Breche Giraud Lezin nicht mehr weiter, der Hauptgipfel, die Pointe Breveer, der in normalen Wintern mit Ski und Schneestapfen gemacht werden kann, war völlig aper. Abwärtsgeschichteter Fels und eine bröselige Konsistenz machten uns den finalen Aufstieg zum Gipfel zunichte.

Schade, aber irgendwie passte das zu diesen Tagen in der Dauphine. Wir haben definitiv viel Genuss, viel Landschaft und viele gewaltige Eindrücke aber ohne wirklich zählbare Erfolge.

 

Wir überlegten lange ob wir auf die anderen acht warten sollten, aber nach gut 30 Minuten bauten wir dann doch auf Abfahrt um und fuhren Richtung Refuge Adele Planchard auf 3168m, den gewaltigen noch nicht ganz reifen Gipfelhang ab. Je weiter wir nach unten kamen, desto weicher wurde der Schnee und wir fuhren wie auf Schienen die optimal geneigten Hänge zur Hütte ab. Grandios. Was für ein Erlebnis!

 

 

Bild1: Ausblick von der Breche Giraud-Lezin nach Norden 3668m

Bild2: Der apere Hauptgipfel Pointe Breveer der La Grande Ruin 3765m

Bild3: Blick zum Refuge Adele Planchard 3168m

Bild4: Die Aussicht nach Süden zum Barre des Ècrins 4102m

Bild5: Das Refuge Refuge Adele Planchard 3168m

Hier wollten wir in der von einem Bergauf-Bergab Beitrag bekannten Hütte eine Halbe trinken. Die freundliche Hüttenmannschaft verwickelte uns gleich in ein Gespräch über die Verhältnisse und dem wenigen Schnee in diesem Winter. Der Hüttenwirt berichtete uns, dass in normalen Wintern neben der Hütte etwa 3,50 Meter Schnee liegt, heuer wären es aber nur gut ein Meter. Das alleine sagt schon die Dimensionen der miesen Schneelage aus. Bei einem netten Gespräch, verging die Zeit wie im Fluge, sodass wir blitzartig die Hütte verließen mussten. Vorher bedankten wir uns und fuhren dann rasch Richtung Talgrund. Der Firn war richtig gut zu fahren. Aber je weiter wir nach unten kamen, desto feuchter uns nasser wurde er. In den beim Aufstieg noch bockharten Rinnen nach dem Talgrund konnten wir es nochmal richtig krachen lassen, denn hier konservierten die schattigen Rinnen den Schnee.

Ich musste immer öfter Pause machen, weil meine Oberschenkel nicht mehr mitmachen wollten. Unten angekommen, zogen wir erstmal einige Schichten Kleidung aus und holten uns einen Riegel aus dem Rucksack, eher wir mit ein wenig Stockunterstützung Richtung Plan de Valforche das Tal hinausrutschten. Bei der Brücke, bauten wir die Felle unter die Ski und gleiteten das Tal hinaus und die letzten 80 Höhenmeter zur Hütte hinauf. Dort genehmigten wir uns erst einmal eine Halbe Radler, die sich wie ins nichts auflöste. Ich ging anschließend in die Hütte, sortierte meine Ausrüstung und legte mich erst einmal in den Schatten. 

Abends beim Essen konnte jeder feiern, denn alle elf hatten die gut 1750 Höhenmeter zur Breche Giroud-Lezin geschafft. Feuchtfröhlich ging der Abend zu Ende.

Im steilen Gipfelhang in Richtung Breche Giraud-Lezin.

Ein neuer Versuch auf einer neuen Hütte...

 

Am nächsten Morgen mussten wir uns trennen. Während sieben die Runde annähernd wie geplant, ohne den Südteil fortführen wollten, stiegen Till, Markus, Christian und ich ins Tal ab, um über die Westseite, über Ailefroide, sich dem Refuge Glacier Blanc zu nähern und eine Chance auf einen 4000er zu erhalten.

 

Gesagt getan, Wir satteln unsere Ski auf den Rucksack und marschieren gen Tal. Schon unglaublich, was die südlich Anströmung und der Saharastaub mit der noch vor ein paar Tagen geschlossenen Schneedecke angestellt hat. Über weite Strecken war es nur noch eine Wanderung ins Tal, die Ski hatten wir nur noch als Zierde auf dem Rucksack.

Endlich im Tal stiegen wir ins Auto und fuhren erst mal nach Briancon, um einen Kaffee, Kaba und ein Croissant zu genießen. Das kleine aufgeweckte Städtchen war mir von Anfang an sympathisch. Nach einem Stopp in einer kleinen Bäckerei, wo wir uns kräftig für die kommenden Tage verpflegten, fuhren wir weiter nach Ailefroide und zum Parkplatz Madame Carle. Dort konnten wir wieder erwartend mit den Ski direkt vom Parkplatz aus weggehen. In brütender Hitze starteten wir zu viert unser zweites Abenteuer hier im Nationalpark Ècrins. Vor uns sahen wir bereits auch schon das 850 Meter höher liegende Ziel, den Glacier Blanc, neben dem die Hütte Refuge Glacier Blanc liegt. 

Im Anstieg zum Refuge Glacier Blanc, kurz nach dem Parkplatz Madame Carle.

Wir kamen flott voran, der Nasse Schnee ließ unsere Felle gut gleiten. Erst bei der Steilstufe mussten die Ski auf den Rucksack. Über einen guten aber steil angelegten Wanderweg kamen wir schweißtreibend höher. Das Wasser lief nur so aus meinen Poren und ich war so richtig froh, als ich im flacheren oberen Teil des Hüttenanstiegs Schnee sah und ich endlich wieder die Ski unter die Füße bauen konnte. Der Schnee kam, die Hitze blieb. Teilweise war es unerträglich heiß, der Schnee war richtig weich und die Steilrinne direkt unter dem Refuge war technisch auch noch richtig anspruchsvoll. 

Im letzten Hang unterhalb dem Refuge Glacier Blanc.

Auf der Hütte angekommen, holten wir uns erst mal ein Radler und setzten uns auf den Bänken vor der Hütte in die Sonne. Die Aussicht von der Hütte ist schon gewaltig. Vor uns der majestätische Monte Pelvoux, hinter uns der in der Sonne glitzernde Glacier Blanc. Irgendwann ist mir dann die Sonne doch zu viel und ich gehe auf das Zimmer. Hier sortiere ich meine Ausrüstung für den morgigen Gipfeltag.

 

Der Barre des Ècrins. Höchster Berg der Dauphine, südlichster 4000er der Alpen und morgen könnte ich oben stehen. Ein flaues Gefühl wächst in meinem Bauch. Laut Hüttenwirt waren in dieser Saison erst zwei Leute auf dem Gipfel. Anspruchsvolle Verhältnisse mit Blankeis und wenig Schnee in der Aufstiegsroute werden uns erwarten. Wir haben zwar nur ein paar Eisschrauben und normale Eispickel dabei, aber probieren wollen wir es morgen auf alle Fälle. Wir legen uns abends beim Abendessen eine kleine Strategie zurecht und gehen etwas aufgeregt ins Bett.

 

Was für ein Panorama, Links das Refuge Glacier Blanc, Rechts die Pelvoux Gruppe.

Es läuft nicht so wie gewohnt...

Um 4:30Uhr stehen wir beim Frühstück und kurz vor 5:00Uhr vor der Hütte. Aber wo ist nur meine Wasserflasche, auf dem Zimmer vergessen? Ohje, also wieder Schuhe ausziehen, leise in die Stube und zurück auf Zimmer. Hier steht sie alleine gelassen, meine Flasche. Was ist heute nur los… Ich stolpere wieder in den Ausrüstungsraum hinunter, wo die anderen drei schon warten. Ziehe meine Schuhe wieder an, nehme der Rucksack auf die Schultern und steige in die Ski. Also endlich fertig. Die drei sind schon voraus, ich sehe ihre Lichtkegel gerade vor mir verschwinden. Aber wo ist meine Stirnlampe? Im Rucksack? Also Rucksack wieder runter, Stirnlampe suchen und das ganze wieder zurück. Ich spüre die aufkeimende Unruhe in mir. Heute bin ich nicht fit, heute klappt es irgendwie nicht. Dinge die mir sonst automatisch von der Hand gehen, klappen heute nicht. Ich bin sauer auf mich und schimpfe vor mich hin.

Das Refuge Glacier Blanc und links daneben der Glacier Blanc.

Endlich bin auch ich bereit und jage hinter den anderen hinterher. Es geht gleich voll los. Über eine bockharte steile, von den gestrigen Abfahrt zerfurchte Rinne kämpfen wir uns nach oben. Irgendwann nach 50 Höhenmeter stoppt Markus plötzlich. Seine Bindung ist gebrochen! Was für ein Pech! Er will umdrehen, es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Vorher gibt er uns noch seinen Pickel und seine Eisschraube. Er wünschte uns Glück und stieg enttäuscht an mir vorbei und weiter zur Hütte. Ich kann richtig mit ihm mitfühlen, die nächsten Minuten kann ich trotz des schwierigen Aufstiegs an nichts anderes denken.

 

Wegen der schwierigen nächtlichen Wegfindung zum Glacier Blanc und dem steilen Gelände brauchte ich aber meine ganze Konzentration, so dass ich Markus’ Schicksal bald in den Hintergrund drängte. Die beiden Kollegen vor mir Spuren fleißig vor sich hin, ich hänge immer nach, komme nicht auf Touren. Immer wieder stoppen wir und besprechen uns wegen des richtigen Weges. Endlich am Gletscher angekommen, machten wir eine kleine Pause. Ich wollte die anderen wissen lassen, dass es heute nicht mein Tag ist, ich fast nicht geschlafen habe und ich nicht weiß, ob ich mit Ihnen in die Nordflanke einsteigen werde. Wir vereinbarten, dass wir bis zum Wandfuß zusammenbleiben würden. 

Bei einer kleinen Pause unterhalb des Refuge Ècrins mitten auf dem Glacier Blanc. Im Hintergrund die Nordflanke des Barre des Ècrins.

Über eine große Flanke auf einen großen Westalpengipfel...

Nach der Pause gingen wir wieder weiter. Schön langsam wurde es hell und wir passierten das mittlerweile recht hoch über uns liegende Refuge des Ècrins. Dieses Refuge war mal direkt am Gletscher, jetzt ist es gut150 Höhenmeter über uns.

Die Flanke der Barre des Ècrins baut sich immer größer vor uns auf. Als die ersten Sonnenstahlen die Wand treffen, zieht sie mich in ihren Bann. Gewaltig! Eine Wand aus Eis und Schnee. Auch die Blankeisstellen, vor denen uns der Hüttenwirt schon gewarnt hatte, die im oberen linken Bereich der Wand sind, kann man schon sehen. Auch die Seracs am Einstieg im unteren rechten Bereich der Wand fügen einem einen gewissen Respekt ein. Je näher wir der Flanke kommen, desto unwahrscheinlicher kommt mir ein Aufstieg mit Ski vor.

 

Am Einstieg angekommen, machten wir noch einmal Pause, schauten uns unseren möglichen Weg durch die Riesenflanke an. Wir beschlossen einzusteigen. Till geht voraus. Er kann sich an den Spuren der beiden Österreicher orientieren, die vor ein paar Tagen als erste in der Saison den Gipfel erreichten. Ohne diese Spuren würde die Orientierung einiges mehr an Zeit kosten, so aber kommen wir recht schnell voran. Im ersten Abschnitt schweben über uns einige zum Runterfallen bereite Seracs. Hoch wie Häuser glänzen Sie über uns im ersten Sonnenlicht. Wir beschließen diese Gefahrenzone so schnell wie möglich hinter uns zu bringen und legen ein schnelles Tempo vor. Nach der Seraczone halten wir uns links und kommen auf relativ flachen Terrassen unterbrochen von gigantischer Spaltenbruchzonen in flacheres Gelände. Die Schlüsselstelle der Wand, die Aufstiegspassage auf die oberste Terrasse, direkt unter der felsigen Gipfelwand ist vor uns. Hier erwarten uns die Blankeisstellen, die aber gar nicht so steil aussehen wie sie uns beschrieben wurden. Als wir jedoch direkt vor der Schlüsselstelle standen, waren wir doch von der Komplexität ziemlich beeindruckt. 

Unterhalb der Serac Zone im rechten Einstiegsbereich der Flanke.

Wir wechselten auf Steigeisen und packten die Ski auf den Rucksack. Erst im harten Firn, mit gutem Halt näherten wir uns dem glitzernden Eis. Über eine 40 Grad steile erste Blankeisstelle querten wir 20 Meter auf ein weiteres gut gehbares Firnfeld. Jetzt aber steilte sich die Sache auf. Wir nehmen das Seil vom Rucksack und steigen in Seilschaft, gesichert an Eisschrauben weiter nach oben. Gut 50-55Grad müssen wir in einer, mit hartem Schnee und Eis gefüllten Rinne auf das nach Nordwesten gerichtete Flankenteil aufsteigen. Oben angekommen, machten wir Stand und konnten die weitere Kletterei einsehen. Etwa 50 Meter Blankeis glitzerte in der Sonne, dass etwa 40 Grad steil war und das noch vor uns stand. Erst danach konnten wir wieder mit den Ski weiter aufsteigen.

 

 

Ein Bild im Mittelteil der Nordflanke, im rechten Hintergrund der Skitourenberg Roche Faurio, links am Horizont de La Meije.

Die ganze Kletterei war zwar nicht unbedingt steil aber mit unseren leichten Skitouren-Pickeln und den leichten Winter-Steigeisen nicht unbedingt einfach. Ich wackelte mich bis zum Standplatz am oberen Eisschild und stieg ungesichert weiter bis in den Schnee. Dort wartete ich auch meine Kollegen. Ich nahm das Seil auf und machte mich fertig für den weiteren Aufstieg. Über eine steile Rampe, die wir dank optimal angelegten Spitzkehren aufsteigen konnten, erreichten wir die oberste Terrasse. Weit hinten konnten wir bereits den „Dome de Ècrins“ erkennen, über uns thronte der Barre des Ècrins und unter uns die gähnenden Mäuler der Spalten. Immer noch hieß es keine Fehler machen. Konzentriert stiegen und querten wir die letzten Höhenmeter Richtung Skidepot hinüber. 

Im Mittelteil der Flanke.

Anspruchsvolle Verhältnisse in einer großen Flanke...

Am Skidepot angekommen, bauten wir wieder die Steigeisen unter die Füße und stiegen die letzten Meter im harten Firn zur Breche Lory hinauf. Hier war die Aussicht schon gewaltig. Wir machten uns gleich an die Felskletterei auf den Westgrat der Barre des Ècrins. Eindrucksvoll stand die etwa 15 Meter hohe, steile Kletterei im Schwierigkeitsgrat III+ vor uns. Till stieg ein paar Meter nach links, nach Norden ab und erreichte über leichteres Einser und Zweier Gelände den Abseilstand hoch über der Breche Lory. Von hier aus sicherte Till Christian und mich auf den eigentlichen Westgrat. Der Fels war nass und kalt und bereits nach einigen Metern in dem senkrechten Gelände konnte ich meine Finger nicht mehr spüren. Aber nach einiges an Schinderei kamen wir schließlich alle drei auf den Beginn des Westgrats an. Wir ließen das Seil für den Rückweg zum Abseilen hängen und stiegen den Westgrat Richtung Pic Lory auf. Über zweier Gelände kamen wir schnell weiter. Der feste Fels war hier warm und gut griffig. Eine wunderbare Kletterei und wir kamen gut voran.

In einer Scharte kurz vor dem finalen Anstieg zum Vorgipfel, dem Pic Lory wartete ich auf die beiden. Es war bereits halb 12 vorbei und ich befürchtete, dass wir den Gipfel nicht rechtzeitig erreichen würden. Wir hatten einen anspruchsvollen Abstieg mit viel Seiltechnik, Abseilen und ich würde umkehren. Meine Entscheidung stand fest, ich stieg ab und wollte noch den Dome de Neige machen. Anschließend wollte ich dann auf die beiden anderen am Skidepot warten. 

Im Blankeisbereich.

Christian wollte mit mir absteigen, Till hingegen wollte noch weiter und setzte sich ein Zeitlimit für die Umkehr. Ich drehte mit Christian um und seilte am Gratende in die Breche Lory zurück. Von dort stiegen wir erst über einen kurzen Firngrat, dann über leichte Kletterei UIAA I-II und schließlich über Firn auf den Gipfel des Dome de Neige. Ich war froh endlich einen Gipfel in dieser eindrucksvollen Skiwoche erreicht zu haben. Kurze Zeit später kam auch Christian zum höchsten Punkt. Gemeinsam machten wir einige Fotos und staunten über diese spektakuläre und zu einem großen Teil unbekannte Bergwelt. La Grande Ruin, La Meije, Mont Blanc und viele andere Grate und Spitzen standen vor uns. Immer wieder wanderte der Blick zum Westgrat der Barre des Ècrins, wo sich ganz klein, Till bewegte. Aber auch Till sah anscheinend keine Chance mehr rechtzeitig zum Gipfel zu kommen, weil er sich schon im Abklettern befand. Wir änderten unseren Plan und warteten auf dem Gipfel auf Ihm. So konnten wir gemeinsam diesen hart erkämpften Gipfel feiern. 

Die letzten Meter zum Skidepot.

Ein gemeinsames Gipfelerlebnis...

Kurze Zeit später schnaufte Till die letzten Meter zu uns herauf. Ein gemeinsames Foto und eine innige Umarmung musste noch her, bevor wir uns an den Abstieg zur Breche Lory und weiter zum Skidepot machten. Hier genehmigten wir uns noch einen Riegel und eine eigens für diesen Augenblick heraufgetragene Colaflasche. Wir bauten auf Abfahrt um und querten vorsichtig zurück zum Eisfeld. Hier bauten wir die Ski auf den Rucksack und seilten zweimal ab. Weiter unten querten wir wieder die heikle Stelle zurück zum Skianlegeplatz. Hier schossen wir die Seile auf und verstauten unsere Eisausrüstung. Anschließend fuhren wir mit gehörigem Respekt durch die gewaltigen Spalten und Seraczonen, die wir von oben gesehen haben und ließen es am Wandfuß krachen um die heiklen Seraczone am Wandfuß so schnell wie möglich zu verlassen.

 

 

Bild1: Der Steilaufschwung zum Westgrat der Barre des Ècrins.

Bild2: Am Westgrat zur Barre des Ècrins

Bild3: Beim Klettern am Barre des Ècrins Westgrat.

Bild4: Auf dem Weg zum Dome de Ècrins Neige mit Blcik zum Barre des Ècrins.

Bild5: Vom Felsteil des Dome de Ècrins Gipfelanstiegs zur Breche Lory.

Unten am flachen Gletscher vereinbaren wir bis zum Ende des Gletschers durchzufahren und dann erst auf einer Moräne eine Pause einzulegen. Obwohl es mir beim Aufstieg ziemlich flach vorgekommen ist, ging es über den Gletscher erstaunlich gut hinauszufahren. Wir haben sogar einige Schwünge in den Firn zaubern können. Mir brannten die Oberschenkel gewaltig als ich endlich das Ende des Gletschers sah. Am seitlichen Ende davon machten wir eine Trinkpause und setzten uns erst einmal hin. Für unsere schmerzenden Beine war es eine Wohltat. Ganz still saßen wir da rum, jeder in sich gekehrt und staunend dahinstarrend in dieser grandiosen Landschaft. 

Am Gipfel des Dome de Ècrins (Neige) 4015m

Nur langsam konnten wir uns dazu durchringen, die Tour zu Ende zu bringen. Weil aber die Sonne den Schnee bald unfahrbar machen würde, stiegen wir wieder in unsere Ski und beendeten unsere heutige Tour über steile Moränenrinnen beim Refuge Glacier Blanc.

An der Hütte angekommen, empfing uns Markus, der in der Zeit wo wir unterwegs waren, seine Ski mit Hilfe des Hüttenwirts repariert hatte. Er hatte im Vormittag auch noch eine kleine Tour auf einen nahen Col unternehmen können. So hatte er wenigstens ein wenig Abfahrtsgenuss. Aber er war ein wenig geknickt, freute sich aber trotzdem mit unserem Teilerfolg.

Ich suchte erst einmal Schatten und zog mich, während die anderen noch in der Sonne saßen, in unsere Zimmer im Refuge zurück. Ich zog frischere Sachen an, legte mich auf mein Bett und sinnierte über den heutigen Tag nach…

 

Einige Male war ich mit meiner Ausrüstung an meinen persönlichen Limits, konnte mich aber mit einer gewissen Gelassenheit über die eine oder andere Stelle hinwegmogeln. Der Garant für den Gipfelerfolg war heute Till, der einfach heute auf dem Punkt fit war! Danke dafür!

Beim Abseilen im Eis...

Am nächsten morgen machten wir als letzte Frühstück. Bei mir war die Luft raus. Während Till und Christian noch auf das Col du Monetier stiegen, wo sie nochmal grandiose Bilder schießen konnten, ließ es auch Markus gut sein. Wir machten uns noch einen schönen Vormittag auf der grandios gelegenen Hütte am Fuße des Glacier Blanc. Gegen Mittag verließen wir vier unser Domizil der letzten beiden Tage und quälten uns den aufgeweichten und größtenteils aperen Hang zum Parkplatz Madame Carle hinunter.

 

Abends trafen wir die anderen sieben, die ebenfalls erfolgreich ihre umgeplante Runde vollenden konnten. Eine letzte Nacht blieben wir hier in Villar d´Arene bevor wir am nächsten Morgen die Reise ins heimische Straubing antraten.

Die Barre des Ècrins rechts, vom Gipfel des Dome de Ècrins (Neige)

 

Fazit: Was für eine Woche, was hatte ich alles erlebt. Obwohl wir unsere Runde blöderweise nicht wie geplant machen konnten, fand ich diese Gegend richtig schön. Einfach etwas völlig anderes wie unsere bekannten Ostalpen. 

Eine Tourenwoche in einem Gebiet der Alpen, die man vielleicht einmal in einem Bergsteigerleben macht.  Schwierige Verhältnisse haben uns die ganze Woche begleitet. Ein Winter, in dem zum Beispiel auf dem Refuge Adele Plachard in dieser Jahreszeit gut zwei Meter fünfzig Schnee fehlen.

Dann sind in den Tagen bevor wir angereist waren, 90 Zentimeter Schnee auf meist aperen Boden gefallen. Viele Col´s und Breche´s waren eine Zeit lang unpassierbar. Die eh meist steilen und mit Kletterei und Abseilstellen gespickten Übergänge waren dadurch für unsere große Gruppe unmöglich. Aber wir haben mit Glück und Flexibilität das Beste aus der Woche rausgeholt. Elf Tourengeher, jeder mit verschiedenen Voraussetzungen, Können und Zielen haben zusammengehalten und einander unterstützt. Das freute mich am meisten. Einen Pechvogel musste blöderweise auch dabei sein. Für Ihn tat es mir sehr leid.

 

Zwei besondere Tage werde ich lange in Erinnerung behalten.

Zum einen die Tour auf die La Grand Ruine mit Besuch des Refuge Adele Planchard, den netten, jungen Wirtsleuten, der Wahnsinns Firnabfahrt und natürlich,

die Tour auf den „Dome de Ècrins (Neige)“, bei der ich mehr gefordert war, als bisher auf jeder anderen Wintertour in meiner bisherigen Karriere. Klar fand ich es Schade, dass wir am Westgrat der Barre des Ècrins umdrehen mussten. Wir mussten einfach das Hirn einschalten, sonst wäre die eh schon gefährliche Abfahrt noch unberechenbarer geworden.

 

Danke an Peppi für die Organisation und Thomas für das Dolmetschen. Obwohl die meisten Hüttenwirte einen Grundstock an englischen Vokabeln beherrschen, war es so mit französisch Kenntnissen doch erheblich einfacher.

 

Der untere Teil der Nordflanke kurz vor der Ausfahrt zum Gletscher. Oben der Seracbereich.

Auf dem unteren Teil des Glacier Blanc, oberhalb Refuge Glacier Blanc. Hinten rechts die Pelvoux Gruppe. Man kommt vom Staunen nicht raus und wird dieser Landschaft auch nicht überdrüssig.

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