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Alpiner Grundkurs EIS – Oberwalder Hütte - DAV Straubing

Alpiner Grundkurs „Vom Wanderer zum Bergsteiger“ Schwerpunkt Eis

Datum: 21.08.2022 – 24.08.2022

Teilnehmer: Melanie, Peter, Stefan

 

Gipfel:

Mittlerer Bärenkopf 3358m

Vorderer Bärenkopf 3249m

Fuscherkarkopf 3331m

 

Schwierigkeiten: Eis und Schnee 30 Grad, UIAA I+

 

 

Wetter: Nordstau, Ein Tief schaufelt unentwegt dicke Wolken und starken Wind in die Hohen Tauern. Äußerst unsichere Wetterbedingungen, Sicht stark eingeschränkt. Morgens Graupelschauer. 

Eine kleine Übersicht der Runde, ohne jeglichen Maßstab!

Ich habe mir für 2022 ein besonderes Hüttenschmankerl für meinen alljährlichen Alpinen Grundkurs „Von Wanderer zum Bergsteiger“ ausgesucht. Mitten in der Großglockner Gruppe thront auf der Nordostseite des Großglockners auf dem Hohen Burgstall die Oberwalder Hütte. Leider ist auch im Tourengebiet der Oberwalder Hütte der Klimawandel nicht spurlos geblieben, so hat sich auch der obere Pasterzenboden ziemlich zurückgezogen. Dennoch sind die Übungsmöglichkeiten noch wesentlich besser als bei anderen klassischen Hochtourenhütten in den Ostalpen.

 

Da mir leider kurzfristig zwei Teilnehmer abgesagt hatten, konnte ich trotz gefühlt unzähligen Telefonaten mit den Wartelistenkandidaten keinen Ersatz mehr finden. So mussten wir zu viert fahren, was uns allerdings mehr Zeit für die Ausbildungsinhalte und für Touren bringt.

Ein Ausblick zum Niederknien. Vom letzten Tunnel aus der König aller Österreicher...

Nach einer von Baustellen und Umleitungen geprägten Anreise kamen wir am Vormittag bei der Franz Josefs Höhe, dem Ausgangspunkt für unseren Aufstieg zur Oberwalderhütte an. Durch das eher dürftige Wetter, waren nicht viele Touristen da, so konnten wir ohne Probleme in die Tunnels des Gamsgrubenwegs starten. Über sechs Tunnels, die allesamt mit Info-Schautafel ausgestattet waren, gingen wir, an einer Absperrung für Touristen vorbei Richtung Hütte. Endlich wieder an der frischen Luft, wanderten wir anschließend einen Hangweg entlang, wo wir immer den Gletscher der Pasterze im Blick hatten. Ich war richtig entsetzt wie wenig Masse der einst so stolze und ehemals größter Gletscher Österreichs mittlerweile hat. Aber die Aussicht ist immer noch gewaltig. Auf der gegenüberliegenden Seite präsentiert sich der höchste Gipfel Österreichs von seiner Schokoladenseite, obwohl von den einst so gefürchteten Nordwänden fast nichts mehr übrig ist. Im Talschluss konnten wir Glocknerwand, Rosmariswandköpfe, Eiskögele, Johannisberg und Hohe Riffl sehen. Ja und ganz rechts, unser Ziel für Heute, die Oberwalder Hütte.

Der Große Burgstall mit der Oberwalder Hütte links, und rechts der Übungsgletscher, das Wasserfallwinkelkees.

Am Ende des Gamsgrubenwegs, wo noch einige Infotafeln die Besucher über den Gletscher, die Flora und Fauna informierten, änderte sich schlagartig das Gelände. Über Gletscherschliffplatten und im stetigen Auf und Ab wurde der Weg anspruchsvoller. Als wir kurz vor dem Gletscher, eine Holzbrücke überquerten, konnten wir schon die Stimmen von einigen Ausbildungsgruppen hören. 

Am Gletscher angekommen, war auch schon die erste Übungseinheit geplant. Hier am flachen Auslauf des Wasserfallwinkelkees wollte ich die Teilnehmer die elementare Steigeisen- und Pickeltechnik zeigen. Durch den aperen Gletscher hatten wir ein wunderbares Übungsgelände. Nachdem jeder Teilnehmer die Grundzüge verinnerlicht hatte, stellten wir uns in einer Seilschaft auf und gingen in einem großen Bogen die ersten Meter als Seilschaft. Knoten, Seilschaftsabstände und Bremsknoten waren hier die Thematik. Am frühen Nachmittag gingen wir dann die letzten Meter über einen neu eingerichteten A/B Klettersteig zur Hütte hinauf.

Dort meldeten wir uns an und bezogen unser Lager. Nach der fälligen Kaffee- und Kuchenpause nahmen wir uns das nächste Ausbildungsthema vor.

 

Die Kameradenrettung aus der Spalte. Ein sehr komplexes Thema, das wir in mehreren Schritten uns erarbeiteten. Jeder konnte die verschiedenen Techniken so lange probieren wie er wollte. 

Elementare Steigeisen und Pickeltechnik geht auch bei bescheidenen Wetterverhältnissen.

Kurz vor dem Abendessen verzogen wir uns wegen dem kalten Wind, der uns die ganzen Ausbildungstage begleiten wird, auf unser Lager. Erst zum exzellenten Abendessen wurden unsere Lebensgeister wieder erweckt.

Nach dem Abendessen war noch eine kleine Ausbildungseinheit angesagt. Tourenplanung und Karte.

 

 

Am nächsten Morgen, nachdem wir ein hervorragendes Frühstückbuffet zu uns nehmen durften, standen wir eigentlich abmarschbereit vor der Hütte. Nur das Wetter spielte nicht mit. Starke Windböen und Graupel ließen uns schon nach ein paar Minuten den Rückmarsch in die Hütte antreten. Dort fanden wir uns im kleinen Ausbildungsraum ein, um das gestrige Thema der Spaltenbergung noch einmal durchzugehen und unklare Teile zu behandeln. 

Auf dem Weg zum Mittleren Bärenkopf...

Impressionen auf dem Weg zum Mittleren Bärenkopf.

Erst um halb 10 hörte der Niederschlag auf, der Wind wurde gefühlt schwächer und wir versuchten es noch einmal mit einer kleinen Ausbildungstour. Ziel wäre die gestern Abend geplante Bärenkopfrunde, aber wir wollte einfach mal schauen wie weit wir kommen und wichtiger, wie weit wir es vertreten konnten. Denn Sicht hatten wir nicht viel.

 

Wir stiegen von der Hütte einen Bergrücken folgend Richtung Eiswandbichl auf, dort wollten wir nach einer kurzen Gletscherquerung den Grat zum Mittleren Bärenkopf einschlagen. Wir kamen durch das einfache Gelände zum Eiswandbichl erfreulich gut voran, so dass wir nach knapp zwei Stunden über einen schneedeckten, bei diesen Bedingungen nicht zu unterschätzenden Grat, auf dem Gipfel des Mittleren Bärenkopfs standen. Wir freuten uns heute doch noch mit einem Gipfel belohnt zu werden. Aber bis hierher und nicht weiter. Leichter Graupel hatte wieder eingesetzt und wir waren alle überzeugt mit dem Abstieg die richtige Entscheidung zu treffen.

Gesagt, getan. Auf dem gleichen Weg folgten wir unseren Aufstiegsspuren zurück zum Bergrücken und zur Hütte.

 Hier auf der Hütte genehmigten wir uns eine Pause. 

Selbstrettung aus der Spalte, erste Schritte an der Hüttenwand.

Nach der Pause ging es an die Selbstrettung aus der Spalte. An der Hüttenterrasse wurden diese Techniken noch in sicherer Umgebung kennengelernt und eingeübt. Mit dieser Technik konnte man sich, nur mit Hilfe zweier Reepschnüre und einigen Karabiner selbstständig aus einer Spalte arbeiten.

Nach dem Abendessen wurden noch die Alpinen Gefahren besprochen, die bei voranschreitender Klimaerwärmung nicht weniger werden dürften. 

Auf dem Weg zum Vorderen Bärenkopf...

Am nächsten Morgen, frisch gestärkt war die Tour zum Johannisberg geplant. Weil sich das Wetter heute Morgen wieder nicht zum Besseren verändert hatte sondern eher schlechter wurde, mussten wir nachdem wir ein paar restliche Trittübungen am Gletscher eingeübt hatten, eine kurze, den Witterungsbedingungen angepasste Tour angehen.

 

Unser neues Ziel hieß der Vordere Bärenkopf über den Gletscherweg. Eine relativ einfache Tour, die uns durch gewaltige Spaltenzonen führte. Für mich ist es immer wieder beeindruckend durch diese gewaltigen Spaltenbrüche einen Weg zu suchen. Nach einigen Sprüngen über Spalten und Umgehungen auf dünnen Schneebrücken erreichten wir den Sattel vor dem Vorderen Bärenkopf. Nur noch einige leichte Höhenmeter trennten uns von unserem Tourenziel. 

Impressionen von der Gletschertour auf den Vorderen Bärenkopf.

Da sich da Wetter beim Aufstieg etwas gebessert hatte, hatten wir zum ersten Mal eine relativ schöne Aussicht, diese genossen wir bei lebhaftem Wind. Wie auf dem Präsentierteller standen die Großen der Glocknergruppe vor uns. Schön, so hatte ich mir das gewünscht.

 

 

Beim Abstieg zurück zum Sattel wurde die weitere Tourenplanung besprochen. Wir wollten über die verschneite Westflanke der Eiswandbichl den Grat gewinnen und über den schon von gestern bekanntem Weg zurück zur Hütte absteigen. Oben auf dem Grat angekommen, wurden wir mit unserer Entscheidung von gestern, beim Mittleren Bärenkopf umzudrehen voll bestätigt. Tief verschneit zeigte sich heute der Grat zum Großen Bärenkopf. Wir bestaunten eine Weile das unter uns liegende Bockkarkees und marschierten dann gemächlichen Schrittes zurück zur Hütte.

Offene Spalten am oberen Pasterzenboden.

Nach dem wir unsere Mittagspause windgeschützt in der Sonne genießen konnten, mussten wir am Nachmittag nochmal in den Wind. Beim Wettermast, etwa 100 Meter über der Hütte sind einige Bohrhaken in den festen Fels gesetzt. Ein idealer Platz um die Selbstrettung aus der Spalte einen realistischeren Touch zu geben. Über einen 40 Meter Abgrund diese Selbstrettungstechniken zu üben kommt der Situation in einer Spalte hängend, ziemlich nah.

Mit Prusikschlingen und Karabiner am Gurt bewaffnet wurde jeder einmal oder auch öfter in die Tiefe gelassen, wo der Hängende dann aus eigener Kraft wieder den Weg zum „Spaltenrand“ hinauf prusiken musste.

Bravorös meisterten die Teilnehmer diese sowohl physisch als auch psychologisch fordernde Aufgabe.

Zurück auf der Hütte wurden nochmals die Kameradenrettung und Mannschaftszug durchgesprochen. Auch die kraftsparenden Geräte wie Seilrollen wurden anstatt der Prusik-Rücklaufsperre zusätzlich noch probiert.

 

Dann aber hatte man sich das Abendessen redlich verdient. Die Hüttenküche verwöhnte uns heute Abend mit Käsnocken und Tiramisu… Das ließ sich keiner entgehen…

Was für eine Aussicht von der Hüttenterrasse.

Nach dem Essen wurden dann noch schnell der morgige Tag, die Besteigung des Fuscherkarkopfs durchgesprochen. Pünktlich um 7 Uhr verabschiedeten wir uns von der Hütte und gingen den Weg zum Klettersteig. Über diesen gelangten wir zum Gletscher und weiter zum Ende des Gamgrubenwegs.

 

Über den Südgrat zum Fuscherkarkopf...

Kurze Zeit darauf, bei einem gelben Schild steigen wir mit leichtem Gepäck in den Südgrat des Fuscherkarkopfs ein. Von Beginn an geht es steil, über Platten und unangenehm zu gehendes Gelände dem ersten Gratturm entgegen. Diesen umgehen wir auf schrofigen, brüchigem und ausgesetztem Gelände auf der Pasterzenseite. Auch den nächsten Turm umgehen wir, ehe wir auf die Ostseite des Grates die aufgehende Sonne erblicken. Hier zweigt der frühere Weg durch die Gamsgrube ein. Dieser wurde vor kurzem aus naturschutzgründen umgelegt und führt jetzt über den Südgrat.

Selbstrettung aus der Felsspalte, oder so...

Kurz darauf wird das Gelände zwar steiler, aber auch die Wegführung besser. Ein jetzt deutlich zu erkennender Steig erleichtert uns das aufwärts kommen enorm. Wie schon die Tage zuvor, schaufelte das Tief unentwegt dunkle, tiefhängende Wolken in die Hohen Tauern, so dass wir auch heute große Teile des Aufstiegs den Gipfel nicht sahen. Der Fuscherkarkopf war dabei wie ein Wolkenmagnet. Erst jetzt, bei der Einmündung in den Nordwestgrat scheint es der Sonne zu gelingen, die Wolken aufzulösen. Dieses Schauspiel sorgte für eine magische Wolkenstimmung. Ich musste auf dem ausgesetzten, aber doch breiten Grat öfter stehen bleiben und einfach staunen.

 

Auf den fast waagrechten Grat zum Vorgipfel mussten wir nur einige kleine Türmchen überschreiten. Am Vorgipfel angekommen, zeigte sich das Kreuz des Fuscherkarkopfs zum ersten Mal. Große Freude herrschte am Gipfel. Was für eine Tour, was für ein Gipfel, was für Wolkenspiele!

Auf dem Weg zum Fuscherkarkopf.

Wir genossen unseren Gipfel, die zeitweise Aussicht aber auch die zeitweisen Whiteout Momente, tranken kurz was und machten uns auf dem Weg zurück ins Tal. Über den gleichen Weg verloren wir rasch an Höhe und waren nach gut eineinhalb Stunden zurück am Materialdepot am Fuße des Südgrats.

Wir packten unseren Rucksack und gingen die restlichen Meter des Gamsgrubenwegs zurück Richtung Franz-Josefs-Höhe. Eindrückliche Tage gingen mit einer famosen Kurs-Abschlusstour, bei denen wir auf Grund des Wetters maximal Flexible sein mussten, zu Ende.

 

Stairway to Heaven... der obere Fuscherkarkopf Nordwestgrat.

Fazit: Eine neue Hütte, ein neues Tourengebiet und eine Wetterlage, die es für auch mich als Ausbildungsleiter interessant machten. Für mich ist die Oberwalder Hütte ein idealer Stützpunkt, sowohl für Hochtouren als auch für Ausbildungen und ja auch das Tourengebiet kann sich auf alle Fälle sehen lassen.

 

Trotz des mäßigen Wetters haben wir einige Ausbildungstouren machen können. Mich freut es besonders, wenn die Teilnehmer trotz der bescheidenen Verhältnisse so gut mitmachen, interessiert sind und was lernen wollen. Für mich ist das die Bestätigung, dass die Zeit sinnvoll genutzt war.

Folgend noch ein Bericht von Melanie, einer Teilnehmerin, bei der ich mich dafür recht herzlich bedanke.

Tag 1: Aufstieg zur Hütte

Es war ein kalter Dezembertag, als die E-Mail eintrudelte. Eine Zusage für den Hochtourenkurs beim DAV Straubing! Die Freude war umso riesiger, als wir, eine altersgemischte Vierergruppe aus verschiedenen DAV-Sektionen, in aller Hergottsfrühe (5:00 Uhr) in Aiterhofen Ende August endlich Richtung Großglocknergruppe starteten. Über die mautpflichtige Großglocknerstraße Hochalpenstraße ging es mit dem Auto nach 36 Kehren und 48 km Gebirgsstraße steil hinauf zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.369 m). Nicht nur Kaiser Franz Josef brachte die imposante Gebirgslandschaft und der Blick auf den Großglockner (3.789 m) ins Staunen! Ein Wehmutstropfen stellte allerdings die Pasterze (größte Gletscherzunge Österreichs) dar, die leicht mit einer Seenlandschaft verwechselt werden konnte. Am kostenfreien Parkhaus musste die kurze Hose (Stefan) ob der frischen Temperaturen noch gegen eine lange gewechselt sowie die Seile verteilt werden (nicht nur an die Männer!), dann machten wir uns schließlich über den Gamsgrubenweg, der hoch über der Pasterze durch mehrere Tunnel hindurchführte, auf dem Weg zur Oberwalderhütte (2.973 m), die für die Dauer des Kurses unser Quartier sein sollte. Vorbei an grasenden Murmeltieren und mit bestem Blick zur Linken auf den Großglockner erreichten wir nach Überquerung des Gletscherbachs einen aperen Gletscher. Ab hier hieß es Steigeisen und Pickel anlegen und Helm aufsetzen. Die schweren Rucksäcke legten wir ab, während unserer Fachübungsleiter (Jupp) uns am Gletscher die elementare Steigeisentechnik zeigte. Die Mini-„Spalten“ waren dafür prädestiniert. So konnten wir diese zu Übungszwecken unbesorgt absteigen und/oder durch Einsatz der Frontalzacken wieder aufsteigen, ohne dabei gleich Rettungsaktionen auszulösen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich die richtige Handhabung des Pickels und das Einbinden am Gletscher besprochen und ausprobiert. Schließlich durfte auch jeder seine Eisschraube versenken, die selbst im porösen Eis bombenfest saß.

Sodann querten wir als Seilschaft unseren ersten Gletscher, bevor wir über einen seilversicherten Steig die Oberwalderhütte erreichten, welche majestätisch auf der Felskuppe des großen Burgstalles thronte. Nachdem wir unser Sechser-Lager (2 Kursteilnehmer mussten leider kurzfristig absagen) bezogen, ging es noch raus zur Ausrüstungskunde. Außerdem durften wir das erste Mal die Lose Rolle (Spaltenrettungsmethode) durchspielen. Mit einem guten Abendbuffet (am ersten Abend vegetarisch) und der anschließend sehr informativen Kartenkunde ließen wir unseren ersten, sehr gelungenen Ausbildungstag schließlich ausklingen.

 

Tag 2: Mittlerer Bärenkopf 3.358 m

Nach dem tollen Auftakt trafen wir uns am zweiten Tag – nach dem Frühstücksbuffet – pünktlich um 7:30 Uhr draußen vor der Hütte. Dieses Mal aber besser eingecremt. Der Sonnenbrand vom Vortag machte sich im Gesicht des ein oder anderen (Stefan) bereits bemerkbar. Das Wetter wollte an diesem Tag allerdings nicht recht mitspielen. Entgegen der Wettervorhersarge war es – anders als am überraschend hübschen ersten Tag – arg windig und die Sicht sehr schlecht. Wir begaben uns trotzdem auf dem Weg zum oberhalb der Hütte gelegenen Gletscher, wo wir erneut die Lose Rolle durchspielten. Nach dem ersten Durchgang machten wir uns angesichts der äußerst ungemütlichen Wetterverhältnisse aber rasch wieder auf dem Weg zurück zur Hütte. Die Sicht war mittlerweile derart schlecht geworden, dass die Oberwalderhütte nicht mehr erkennbar war. Verloren gegangen ist uns trotzdem aber keiner!

Vom Wetter unbeirrt, übten wir in der warmen Stube weiter fleißig unsere Lose Rolle, damit jeder jede Position mindestens einmal durchspielen konnte. Schon wenig später wurden wir mit besserem Wetter belohnt und machten uns auf zu unserer Übungstour. Zwar war die am Vorabend sorgfältig mit der Karte geplante und besprochene Tour zeitlich nicht mehr drin, wegen der ausgezeichneten Hüttenlage sollte es mit dem Mittleren Bärenkopf (3.358 m) aber dennoch noch ein recht stattlicher Gipfel werden. Dieses Mal war Peter dran mit dem Tragen des Seils, was sein sehr flottes Tempo im Vergleich zum Vortag zumindest ein wenig minderte. Als wir den Gletscher erreichten, legten wir unsere Steigeisen an und banden uns ans Seil. In der 4er-Seilschaft ging es sodann im recht nassen Schnee flott nach oben. Je weiter wir kamen, desto schlechter wurden die Sichtverhältnisse. Unseren ersten Gipfel sollten wir aber dennoch erreichen und beglückwünschten uns mit einem herzlichen „Berg Heil!“. Wir beschlossen einstimmig auf die ungemütliche Pause am Gipfel zu verzichten und diese lieber unten an der Hütte nachzuholen. Der Abstieg folgte wie auf dem Aufstieg – nachdem wir ob der schlechten Sichtverhältnisse kurz vom Weg abkamen, was uns aber rasch auffiel. Nach der wohlverdienten Pause stand die Selbstrettung aus der Spalte auf der Tagesordnung. Die Übung hatte Jupp für das erste Mal noch am Hüttengeländer aufgebaut. Nachdem jeder die Schritte verinnerlichte und selbst ausprobieren durfte, schauten wir uns bei der Gelegenheit auch noch den Selbstflaschenzug an, eine Technik, die oben am Spaltenrand bei eingeschnittenem Seil ihre Vorteile ausspielt. Nach dem abermals sehr guten Abendessen und der Besprechung alpiner Gefahren stand Jupp sodann - wie immer - für unsere zahlreichen Fragen zur Verfügung. Danach ging es schließlich wohlverdient ins Bett.

 

Tag 3: Vorderer Bärenkopf 3.249 m

Am dritten Tag hatten wir uns den schneebedeckten Johannisberg vorgenommen. Entgegen der Wettervorhersarge reichte aber auch der dritte Tag zu Beginn nicht an unseren ersten Tourentag heran. Die Sicht war wie am Vortag schlecht. Wir machten uns dennoch Richtung Gletscher auf und wollten dort zumindest einige zusätzliche Gehtechniken mit den Steigeisen erlernen, welche uns vor allem im steileren Gelände nützlich sein sollten. Das Wetter besserte sich unterdessen sukzessive, sodass wir nach unseren Übungen entschieden, weiterzugehen. Das erste Mal taten sich unterwegs dann sogar größere, „Autos verschlingende“ Gletscherspalten auf, die wir begeistert fotografierten. Wir gingen um die Spalten herum oder nutzen einige spannende (Jupp) Schneebrücken. Der ein oder andere Sprung über eine Spalte blieb uns aber nicht erspart. Der Schnee war fester als am Vortag, sodass wir rasch den Vorderen Bärenkopf (3.249 m) erreichten, unseren zweiten Gipfel. Zwar wäre der Johannisberg wegen der Wetterbesserung jetzt möglich gewesen, wir hätten wegen der vorangeschrittenen Zeit dann aber unsere weiteren Ausbildungsinhalte nicht mehr geschafft, weswegen wir davon Abstand nahmen. Wir entschieden uns aber noch aufzusteigen Richtung Mittlerer Bärenkopf und dann über den Weg vom Vortag abzusteigen. Das hatte zugleich den Vorteil, dass wir kennenlernten, wie sich eine etwa 30-Grad Steigung mit Steigeisen anfühlte. Außerdem konnten wir oben den phänomenalen Ausblick nachholen, den wir am Vortag wegen der schlechten Sichtverhältnisse verpassten. Schließlich durfte Stefan die Gruppe oben angekommen sicher nach unten führen.

Zurück bei der Hütte verfestigten wir – nach einer ausgiebigen Pause - am Klettergarten unsere „skills“ bei der Selbstrettung aus der Spalte. Dazu wurde jeder von Jupp den „Abhang“ hinuntergelassen (mit zusätzlicher Sicherung) und durfte sich erfolgreich selbst retten. Auf das Abseilen/Standplatz-bauen brauchten wir dagegen nicht mehr gesondert eingehen, da dies jeder in der Gruppe als (auch) Kletterer bereits beherrschte. Wieder vollständig, übten wir sodann noch einmal die Lose Rolle, dieses Mal aber zusätzlich noch mit einer Seilklemme, die den Bau der Rücklaufsperre überflüssig machte. Der sich anschließende Hüttenabend mit dem abermals sehr guten Abendessen rundeten auch unseren dritten Tourentag wunderbar ab.  

 

Tag 4: Fuscher-Kar-Kopf 3.331 m

Für unseren letzten Tag planten wir eine Abschlusstour auf den Fuscher-Kar-Kopf. Von der sehr netten Hüttenwirtin auch nur als „FKK“ bezeichnet. Statt den Nordwestgrat aufzusteigen, entschieden wir uns wegen der schweren Rucksäcke und der noch ausbaufähigen Erfahrung (Stefan und Melanie) dazu, über den einfacheren Südwestgrat aufzusteigen. Um einen Stau am Frühstücksbuffet wegen der zahlreichen am Vortag angekommenen Soldaten zu vermeiden, wollten wir dieses Mal um 7:00 Uhr aufbrechen. Das gelang mit wenig Verzögerung (Stefan) – aber ohne bösen Kommentar der Wartenden -. Unser Plan war ein schnelles „Rauf und Runter“, damit wir noch zu einer vernünftigen Zeit zu Hause ankommen konnten. Gesagt getan, ging es sehr flott über den versicherten Steig nach unten zum Gletscher, den wir dieses Mal einvernehmlich ohne Steigeisen, aber mit Pickel querten. Auch der erforderliche Sprung über eine Spalte gelang jedem. Oberhalb des Schilds zum „FKK“ nahmen wir schließlich die Rucksäcke ab und lagerten sie neben einem Murmeltierbau, bevor es dann recht steil und sportlich nach oben ging (die angegebenen 2 h 45 min für den Aufstieg hatten wir jedenfalls unterschritten). Auf den Weg nach oben endeckten wir dann sogar noch ein Edelweiß! Auch im Übrigen lohnte sich der Aufstieg definitiv. Zwar waren die Sichtverhältnisse oben angekommen nicht einwandfrei, der sich ausbreitende Nebel vermochte aber für eine besondere Stimmung zu sorgen. Nach einem Gipfelfoto ging es sodann wieder rasch nach unten und über den Gamsgrubenweg zurück zum Auto.

 

Fazit:

Vier volle Ausbildungstage, drei Gipfel über 3.000 m, ein überaus nettes Kleingrüppchen sowie eine erstklassige Hütte! Was will man mehr? Ob das entdeckte Edelweiß, immerhin die Alpenblume schlechthin, letztlich mein persönliches i-Tüpfelchen war, sei offengelassen. Die Konkurrenz mit vielem anderem Positiven ist jedenfalls hoch. An dieser Stelle jedenfalls noch einmal einen großen Dank an Jupp für die lehrreichen vier Tage, die vielen beantworteten Fragen und fürs mehrmalige Ausprobieren dürfen der verschiedenen Übungen! Die letzte (Hoch-)tour (beim DAV Straubing) war es sicher nicht!

 

 

 

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