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Teufelshorn Überschreitung - Berchtesgadener Alpen

Auf den höchsten des Hagengebirges

 

Datum: 18.06.2023

Teilnehmer: Thomas

 

Gipfel:

Großes Teufelshorn 2362m

Kleines Teufelshorn 2283m

 

Wetter: bestes Tourenwetter

Schwierigkeiten: UIAA II+ - 26 km – 2050 Hm

Bedingungen: Trockener Fels, ein paar harmlose Schneefelder waren zu Queren. Abstieg vom kleinen Teufelshorn große Schneefelder, schlechte Routenmarkierung

 

Strecke: Parkplatz Königssee 605m – Salet – Obersee – Fischunkelalm – Röthsteig – Röth – Wasseralm - Großes Teufelshorn 2362m – Kleines Teufelshorn 2282m – Röth - Wasseralm – Röthsteig – Fischunkelalm – Obersee – Salet – Parkplatz Königssee 605m

 

 

Eine kleine Übersicht unserer Runde. Ohne jeglichen Maßstab.

Lange hatte ich diese überaus lohnende und abwechslungsreiche Bergtour auf dem Schirm. Aber irgendwie schreckte mich die Schifffahrt über den Königssee ab, bei der man doch in seinem Zeitmanagement ziemlich eingeschränkt ist. Andere Zugangsmöglichkeiten waren allesamt lang und extrem zeitaufwändig. Natürlich konnte man auch auf der Wasseralm urig übernachten und dann am nächsten Tag gemütlich die Überschreitung angehen, aber das wollte ich nicht, denn ich wollte das Projekt an einem Tag realisieren.

 

So blieb Thomas und mir nichts anderes übrig als den Kampf gegen die Zeit aufzunehmen. Bei einer Ankunftszeit von 9:15Uhr am Anlegesteg Salet und einer letztmöglichen Rückfahrt Möglichkeit um 17:40Uhr ist das Zeitfenster für eine so ausgedehnte Tour doch ziemlich eingegrenzt. 

 

Schon kurz vorm Schiffsanleger Salet sind die beiden auffallenden Gipfel gut erkennbar.

Vom Anlegersteg laufen wir gemütlich an einer zu einem Wirtshaus ausgebauten Alm und einigen Souvenirständen vorbei und weiter mit dem Ziel im Blick Richtung Obersee. Da wir mit dem ersten Boot angekommen waren, hatten wir keine menschlichen Hindernisse auf dem über weite Strecke versicherten Steig entlang des Obersee Ufers. Immer wieder stoppten wir, um die herrliche Szenerie fotographisch festzuhalten. An der Fischunkelalm angekommen drehten wir nach rechts ein und folgten dem leicht welligen Wanderweg Richtung Röthbachfall, dem höchsten Wasserfall Deutschlands.

 

Richtig idyllisch war es hier, Ohne Menschen inmitten ein paar Kühen, die uns eher uninteressiert ansahen, liefen wir doch ziemlich flott, ein Weglein folgend, in den Wald am Ende des Tals. Nachdem wir etliche umgefallene Bäume überstiegen hatten, das Gelände sich unnatürlich aufsteilte und nur noch spärliche Wegspuren vorhanden waren, checkten wir die Karte. Natürlich waren wir falsch, also wieder den gleichen Weg hinunter zu den Kühen. Dort fanden wir, natürlich gut markiert, den eigentlichen Weiterweg zur Wasseralm, unserem nächsten Ziel. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Der Röthsteig ist ein steiler, teilweise versicherter Steig, der nicht zu unterschätzen ist. Über zahlreiche Kehren führt der schmale Steig anspruchsvoll hinauf in die Röth. Als es endlich flacher wird, befinden wir uns in einem Urwald. So sollte Wald aussehen! Verschieden alte Bäume und Sträucher. Bemooste Äste, umgefallenes Totholz. Ein Paradies für Flora und Fauna, schön, dass es noch vereinzelte Wälder gibt, in denen sowas gelebt wird. 

Am Obersee ist es früh am Morgen ohne die Menschenmassen einfach magisch. Im Hintergrund der Doppelgipfel der Teufelshörner.

Über verschlungene Wege queren wir den Röthbach auf einer neuen Brücke und kommen anschließend in die Röth, wo wir die offene Lichtung der Wasseralm erreichen. Leider können wir uns zeitmäßig nur eine Erfrischung am Brunnen erlauben, aber insgeheim rechne ich mit einer Einkehr auf dem Rückweg, wenn wir unser Zeitmanagement besser einschätzen können.

 

Nach ein paar Minuten am kühlen Brunnenwasser, starteten wir wieder. Kurz nach der Alm folgen wir einen Wegweiser nach rechts zum Großen Teufelshorn. Über einen wenig begangenen, daher auch nicht so leicht erkennbaren Weg laufen wir im besten Trailgelände durch einen lichten Lärchenwald. Vogelgezwitscher, Murmeltiere und etliche Schmetterlinge und Bienen tummeln sich hier. Es ist einfach schön, wenn man die Natur machen lässt.

 

In der Röth - Im Mittelgrund die Wasseralm und im Hintergrund die beiden Teufelshörner.

Nachdem wir bei etwa 1750 Meter die ersten Schneefelder passiert hatten, wurde das Gelände felsiger. Saftige Matten, die noch vor wenigen Tagen von Schnee bedeckt waren, begannen lebendig zu werden. Überall schossen die Triebe der Blumen aus dem Boden. Krokusse, Schlüsselblumen und Enzian grüßten der uns. Je höher wir kamen, desto schöner wurde auch die Aussicht auf den höchsten Berg Deutschlands der vollständig auf deutschen Boden steht, dem Watzmann. Auch die Einsicht in das vielerorts noch tiefverschneite Steinerne Meer wurde beindruckender. An einer mit Wasserrinnen zerfressenen Steilstufe, wo man ein, zweimal kräftig zupacken muss, machten wir wieder einmal Pause. So ein Schokoriegel bei der Aussicht ist doppelt so gut. 

Etwas oberhalb von Thomas sind die Wasserrillen wo man mal die Hände braucht. Etwa auf 2050m.

Nur noch 200 Höhenmeter waren es bis zum höchsten Punkt des Hagengebirges, dem großen Teufelshorn. Über Matten und Schofen erreichten wir kurze Zeit später den Gipfel. Nach gut vier Stunden. Jetzt ging es ans Überlegen, ans Einschätzen wie lange wir für die Überschreitung und den Abstieg noch brauchen würden. Es ist jetzt kurz vor halb 2, das letzte Schiff verlässt Salet um 17:40Uhr. Also blieben uns noch weitere vier Stunden, um die Runde mit Überschreitung zu realisieren oder wir brechen hier ab und steigen wieder auf dem gleichen Weg ab.

 

Wir begutachteten das vor uns liegende Gelände, den Abstieg in den Teufelsnieder und kamen zu dem Entscheid, dass wir die Überschreitung wagen wollen. Also stiegen wir den gerölligen, oberen Teil der Flanke hinunter, um dann im Mittelteil auf Matten relativ problemlos, ein großes Schneefeld umkurvend, den Teufelsnieder erreichen. Das ging ja schon mal richtig gut, jetzt standen wir aber vor der Schlüsselstelle der gesamten Tour, dem Aufstieg zum Kleinen Teufelshorn. Über einige steile aber gut griffige Rinnen sollte es da laut Führer hinauf gehen. Wir stiegen zum Wandfuß auf, um das Gelände einzuschätzen und den vermeintlichen Weg auszumachen. Schon bald sahen wir die erste Rinne und kurze Zeit später den Einstiegssteinmann. Über leichtes Klettergelände erreichen wir die Schlüsselstelle. Ein Kamin, der zwar glatt ist, aber immer dort Griffe und Tritte hat, wo man einen braucht. Die anschließende flache Wand in der man sich nach links oben wendet, ist schon deutlich im oberen zweier Bereich der UIAA-Skala. Richtig schönes genussreiches Klettern. Danach wird das Gelände leichter und blockiger. Nach einem kleinen Felsendurchschlupf stehen wir einige Momente später auf dem Gipfel des kleinen Teufelshorn. 

 

Ein Blick vom Gipfel des Großen Teufelshorn nach Süden. Unten der Schneebedeckte Teufelsnieder, dahinter das kleine Teufelshorn und im Hintergrund das Steinerne Meer.

Die Felspassagen zwischen den beiden Gipfeln,

Nach einem Riegel und einem Schluck Wasser starteten wir dann auch schon den Abstieg, denn das Schiff wartet nicht. Über einen kurzen felsigen Teil erreichen wir bald den mit Matten und mit Frühlingsblühern übersäten Gratrücken und steigen weiter relativ flott in Richtung Blühnbachtörl ab. Überall fliegen Schmetterlinge und Bienen. Kurz vor dem Törl drehen wir nach rechts ein und müssen erkennen, das große Teile des Kars, auf unserer Abstiegsroute noch Altschneefelder liegen. Wir packen die Stöcke raus und laufen im weichen Schnee ziemlich schnell die Schneefelder hinunter. So schön das ganze mit dem Schnee ist und so schnell wir auch an Höhe verlieren, die eh schon spärlich gesetzten Wegmarkierungen liegen allesamt unter dem Schnee und das erschwerte uns so richtig die Orientierung im Blockigen und Latschenkiefern bewachsenen mittleren und unteren Bereich. Nur dank eines Tracks konnten wir so einigermaßen den Weg halten. Erst kurz oberhalb der Wasseralm stießen wir wieder auf einen einigermaßen begangenen Weg, der auch als solcher bezeichnet werden kann. Alles zuvor war nur eine Quälerei und Steigerei durch meterhohe Steinlabyrinthe und Latschenbereiche. Aber jetzt konnten wir wieder richtig laufen. Durch lichten Bergwald und angenehm zu laufende Trails erreichten wir völlig ausgetrocknet die Wasseralm. Hier genehmigten wir uns eine kleine Erfrischung, bevor wir kurze Zeit später wieder starteten. Wir hatten noch etwas mehr als zwei Stunden bis zum Start des letzten Schiffs am Anleger Salet, also war schon eine gewisse Eile geboten. Schnell war der Röthsteig erreicht und bis auf einige besonders unwegsame, absturzgefährdete Passagen konnte wir alles gut laufen. 

 

Der Ausblick vom Wandfuß des kleinen Teufelshorn Richtung Obersee, Königssee und König Watzmann.

Am Talboden angekommen, folgten wir der ausgetretenen Spur Richtung Fischunkelalm, wo wir noch einmal eine kleine Erfrischung einnahmen. Hier konnten wir auch eine Live-Longline Hubschrauberrettung mitansehen. Eine Person hatte einen verletzten Knöchel und konnte den Rückweg zum Schiffsanleger nicht mehr eigenständig antreten. Jede Menge asiatische Touristen hatten dadurch anscheinend das Highlight des Tages, dass sie natürlich filmisch festhalten mussten. Endlich mal Action in dieser an Highlights armen Gebirgslandschaft der Extraklasse.

Wir machten uns bald wieder auf dem Weg zum Schiffanleger und mussten durch Horden von Menschen Slalom laufen. Erstaunte und ungläubige Blicke ernteten wir, als wir im Lauftempo den Steig am Oberseeufer entlang liefen.

 

Nachdem wir nach 7:31 Stunden endlich in Salet angekommen sind, machte sich die Anstrengung des Tages doch bemerkbar. Wir schnappten uns das nächste Boot und waren froh den Zeitdruck standgehalten zu haben.

 

Am Gipfel des kleinen Teufelshorn, im Hintergrund das Große Teufelshorn.

Fazit:

Diese Tour auf die Teufelshörner ist etwas ganz besonders. Abwechslungsreich, landschaftlich einmalig, mit einer kleinen Klettereinlage sind wir heute auf die Teufelshörner gestiegen.  Besonders beeindruckt hatte mich heute diese natürlichen Wälder, wo man die Natur einfach machen lässt und die Gegen um die Wasseralm.

Eigentlich mag ich solche Zeitlimits nicht, so wie wir uns heute eines aufgestellt haben. Das habe ich schon in meiner aktiven Wettkampfzeit immer gehasst. Ich will die Zeit in den Bergen genießen und nicht immer daran denken müssen, wie lange ich noch bis zu einem bestimmten Ziel brauchen darf. Egal wie schnell oder langsam man unterwegs ist. Solange es dauert, sollte es eben dauern.

Aber diese beiden Gipfel sind einfach so abgelegen, dass sie meiner Meinung nur auf drei Wege zu besteigen sind. Möglichkeit eins ist für Genießer mit Schiff und einer Übernachtung auf der Wasseralm, Möglichkeit zwei mit einer Mammut Aktion vom Parkplatz Hinterbrand über Königsbachalm, Gotzenalm und das Hochgschirr zur Wasseralm und weiter zu den Teufelshörnern. Also blieb für mich nur, da ich das ganze an einem Tag machen wollte, die heute gelaufene Variante. Am Ende war es dann doch nicht so knapp mit der letzten Abfahrtzeit des Schiffs, als es zwischendurch mal ausgesehen hat.

 

 

Mit Thomas fand ich einen sehr gut passenden Partner. Danke fürs mitkommen auf diese, für mich besondere Tour. Für mich ist die Teufelshorn Überschreitung bestimmt eine der Top drei Touren in den Berchtesgadener Alpen.

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