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Alpin-Klettern Traunstein SW-Grat mit Überschreitung

 

Datum: 28.04.2025

Teilnehmer: Till

 

Gipfel:

Traunstein 1691m

Wetter: Schönes Frühlings-/Frühsommerwetter

 

Schwierigkeiten:  1400hm – 8km

Naturfreunde Steig A/B

Gmundner Weg III+

Süd-Westgrat III+

Naturfreunde Steig A/B

 

Hans Hernler Steig A/B

 

Bedingungen: Südwestgrat trocken und meistens fester Fels. Standplätze gebohrt. Dazwischen geschlagene Haken. Jedoch immer wieder Möglichkeiten selber etwas dazuzulegen. In den Mulden und Rinnen zum Gipfelkreuz noch großflächige Schneefelder. Abstieg über Hernler Steig noch nass und sehr unangenehm.

 

Strecke: Gmunden am Traunsee 440m (Ostufer) Umkehrparkplatz – Tunnel 2x – Naturfreundesteig – Gmundener Weg III – Süd-Westgrat – Naturfreundesteig – Traunsteinhaus 1550m - Gipfel Traunstein 1691m - Gmundner Hütte 1660m - Hans Hernler Steig A/B - Gmunden am Traunsee 440m Umkehrparkplatz

 

 

Ausrüstung: Gurt, Helm, 4-5 Expressen, Karabiner / Schlingen, Evtl. Klemmkeil / Freundeset, 30m Seil. !Stände sind auf 60m eingerichtet!

 

 

Eine kleine Übersicht unserer Runde, jedoch ohne jeglichen Maßstab.

 

 

Skitour oder doch in den Sommer starten? Das war die Frage als unser Schönwetterfenster Anfang der Woche immer kleiner wurde… eigentlich wollten wir noch eine abschließende Frühjahrs-Skitour anpacken. Aber das Wetter meinte es einmal mehr anders mit uns. Als Outdoorsportler ist man das ja in Zeiten des Klimawandels mittlerweile gewohnt… Über Jahrzehnte fest eingetragene Skitourentermine an Ostern oder am Maifeiertag können eigentlich aus den Kalender gestrichen werden.

 

Aber nach dem Motto, wenn dir das Wetter Zitronen gibt, mach Limonade oder in unserem Fall Radler draus. Unsere Wahl fiel auf den Traunstein Südwestgrat. Eine leichte Kletterei, die ich mir vor zwölf Jahren schon einmal angeschaut habe, als ich mit einer Gruppe Klettersteig Neulinge die beiden versicherten Anstiege auf den Traunstein machte. 

In einem Schotterfeld des Gmundner Wegs.

 

Heute will ich mit Till den Traunstein Südwestgrat angehen. Am östlichen Ufer des Traunsees haben wir einen der letzten Parkplätze des Umkehrparkplatzes ergattert. Gefühlt ein paar Sekunden später war der kleine Parkplatz voll…

Wir gingen vom Parkplatz Richtung Süden der Forststraße entlang, durchquerten zwei Tunnels und zogen uns vor einer kleiner Brücke unsere Helme auf. Der Einstieg in den Naturfreunde Klettersteig ist direkt von der Straße aus. Über leichte, gestufte Klettersteigstellen kommen wir schnell höher. Schon nach ein paar Minuten, nach etwa 100 Höhenmetern, sind die ersten versicherten Stellen vorüber und wir können auf einem sehr unscheinbar wirkenden Steig nach links abzweigen. Über eine Schotterreisse gelangen wir relativ unproblematisch zum Einstieg mit Bohrhaken.

 

Wir streifen uns den Gurt mit der Schlosserei über die Hose und starten, vorerst noch ohne Seil die ersten Meter. Es ist richtig schön, wieder Fels unter den Fingern zu haben. Sofort stellt sich diese gewissen Vertrautheit ein und so kommen wir schnell höher. Bei einem markanten Baum auf einem Schrofenfeld ist das Steigbuch versteckt. Das Buch stammt von 2009 und ist nicht halb gefüllt. 

 

 

Am Ende des Gmundener Wegs, beim zweiten Schrofenfeld halten wir uns links und steuern die folgenden Felsformationen an. Mit einem überdimensionalen Schlaghaken ist die Einstiegsstelle markiert. Ein steiler 3+ Aufschwung lässt uns hier das Seil rausholen. Ich mache Stand und Till packt die Stelle ohne Probleme. Anschließend verkürzen wir unser Seil und gehen am laufenden Seil weiter. Die Schwierigkeiten liegen im beherrschbaren Bereich, können jederzeit auf Standplatzsicherung umbauen und so kommen wir zügig voran. 

Was ist das für eine schöne Kletterei! Fester Fels und eine Gratkletterei die dieses Wort auch verdient. Der Grat ist so teilweise so schmal, dass wir mit beiden Händen die jeweilige Fels-Außenseite greifen können. Seillänge um Seillänge spulen wir ab. Es läuft wie am Schnürchen.

 

Erst in der vorletzten Seillänge werden wir gestoppt. Irgendwie gefällt uns der direkte, gerade aufwärts ziehende Gratbereich nicht, lassen den Gratverlauf entgegen dem Topo links liegen und steigen in eine Mulde nach rechts. Es wird uns aber schnell bewusst, dass das Gelände nichts mit einem Dreier zu tun hat. Also doch den vermeintlich grifflosen Grat folgend. 

Schnell erkennen wir, dass der vorhin verschmähte Grat von Nahem viel gutmütiger aussieht als gedacht. Über ansprechende Kletterstellen erreichen wir bald darauf das Schrofengelände im Ausstiegsbereich des Grates. Oben angekommen, machten wir, während wir uns von dem Gurtzeug befreiten, eine kleine Pause. Anschließend ging es über den Naturfreundesteig hinauf zum Traunsteinhaus, wo in der noch verlassenen Hütte im Biwakraum eine Erfrischungs-Selbstbedienungsstation eingerichtet war. Gerne nahmen wir diese Angebot an und tranken unser Radler auf einem Fels mit der gewaltigen Aussicht.

So macht Bergsteigen Spaß!

 

Jetzt standen wir vor der Entscheidung, was wir mit dem angebrochenen Tag machen sollten. Absteigen oder die Runde fertigmachen… Wir entschieden uns für die komplette Runde. So stiegen wir vom Traunsteinhaus kurz in einer Mulde und folgten am anderen Ende einem mit Latschen eingerahmten Steig in gut 20 Minuten zum Höchsten Punkt des Traunstein. Über eine vermeintliche Abkürzung mussten wir zwischen den Latschen große Schneefelder überqueren, bei denen wir teilweise hüfttief einsanken. Naja, im Nachhinein ist man immer schlauer, aber so konnten wir wenigstens jede auch noch so kleine Erhebung auf den Traunstein-Plateau „mitnehmen“…

Am höchsten Punkt angekommen, konnten wir das riesige Kreuz und natürlich die gewaltige Aussicht bestaunen. Wir hatten wettertechnisch wirklich einen Sahnetag erwischt! Nach einem Schluck Cola machten wir uns auf dem diesmal schneefreien Steig zur Gmundner Hütte. Kurz vor der Hütte nahmen wir bei einem Hinweisschild rechts den Abstiegsweg „Hans-Hernlersteig“. Steil und Anfangs schneebedeckt ging es die ersten 50 Höhenmeter hinab. Dann zog sich der Steig zwar schneefrei, aber ziemlich rutschig eine Schlucht hinunter. Über nasse und schmierige Klettersteigstellen hatten wir richtig Mühe nicht ständig abzurutschen. Erst als sich nach etwa 400 Höhenmeter Abstieg die Sonne öfter in die enge Schlucht traut, wird dadurch der Fels trockener und so das Absteigen und später auch der Steig besser gangbar. 

Das Erfrischungsgetränk muss sein! 

 

 

Fazit: Mit unserer Tourenauswahl haben wir heute wirklich alles richtig gemacht. Toller Fels, anregende Kletterei und eine gratis Trittschulung im Abstieg kam noch oben dazu. Ein wirklich wunderschöner Start in eine hoffentlich gute Sommersaison.