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Die Glorreichen Sieben - Schärtenspitze 2153m Berchtesgadener Alpen

Datum: 06.06.2012

Teilnehmer: Teilnehmer des Grundlehrgangs zum FÜL Bergsteigen

Gipfel:

Schärtenspitze 2153m

Schwierigkeiten: UIAA VI+ / 300m – 8 Seillängen IV+ / VI- / V+ / IV- / IV- / VI+ / V / IV+

Wetter: Regenfreier Tag, ziemlich starke Bewölkung, angenehme Temperaturen

Verhältnisse: meist trockener Fels, In der ersten Seillänge feuchter Kamin. Letzte Seillänge abenteuerlich abgesichert.

Ausrüstung: Helm, Gurt, Kletterschuhe, 8 Expressen, 50 Meter Seil, Bergschuhe zum Absteigen

 

Zustieg zur Wand: Von der Hütte über markierten Weg zu den Plattenrouten des Steinbergs vorbei aufwärtssteigen. Bei einem markanten Pfeiler, der bis zum Schotter herunterzieht, ist der Einstieg.

Der Einstiegskamin.

Oh je, eine VI+! Ich weiß noch, wie ich mich das letzte Mal angestellt habe, als ich diesen Schwierigkeitsgrat an der Alten Rampe an der Wilhelmswand klettern musste. Und jetzt soll ich das unter den Augen eines Bergführers klettern. Im Vorstieg und mit einem Kletterpartner den ich eigentlich erst ein paar Tage kenne. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Klettertag. Aber ich bin hier in der Ausbildung zum Fachübungsleiter und da wird schon einiges gefordert. Am gestrigen Abend planten wir diese Tour und seitdem grummelt mir der Bauch.

 

Martin aus dem Raum Nürnberg ist mein heutiger Kletterpartner. Er ist ein guter Kletterer und sieht ziemlich gelassen aus, als wir zum Einstieg marschieren. In mir hingegen brodelt es. 

Die Tour ist bis auf die letzte Länge gut abgesichert. Bei einem letzten gemeinsamen Blick auf das Topo beschließen wir, das Martin beginnt. Diese Kamin Kletterei liegt ihm mehr als mir. Wir klatschen uns ab und Martin startet. Der Kamin ist feucht, nicht zu sagen Nass und das Klettern im oberen vierten Grad fällt ihm auch bei diesen Bedingungen nicht leicht. Nach einem kurzen Zögerer am Anfang hat er den Kamin aber souverän durchstiegen und bald höre ich ein erleichterndes „Stand“ von oben. Ich nehme Martin aus der Sicherung und mache mich bereit fürs Klettern. Als er mich zum „Kommen“ auffordert, beginne ich zu klettern. 

Im steilen Gelände mit kleinen Überhängen der zweiten Seillänge.

Der Bergführer steht einen Meter neben mir. Ich bin aufgeregt, mein Kopf wird warm…Bei der ersten Zwischensicherung möchte ich die Exe aushängen. Das gelingt mir zwar irgendwie, aber ich rutsche mit einem Fuß auf dem nassen Untergrund weg und stürze fast ins Seil. Nur durch einen beherzten Griff in einen Henkel über mir kann ich einen Hänger vermeiden. Ich schaue kurz zum Bergführer, der starrt mich an. Er meint: „Auf gehts Jupp, des kanns ja nicht sein, oder?“ Daraufhin versuche ich auf meine Kletterei zu konzentrieren und steige weiter. Martin hat meinen Rutscher mitbekommen und gibt mir ein wenig mehr Zug, das gibt mir Sicherheit. Bald drauf bin ich bei Martin am Stand. Ich atme kurz durch. Von Martin kommen aufmunternde Worte. Wir klatschen ab. Das baut mich auch ein wenig auf. 

So jetzt bin ich dran. Die nächste Seillänge ist eine VI-. Der Bergführer ist noch bei den anderen Seilschaften am Einstieg und so geht es auch bei mir lockerer. Hier ist der Fels ist plattiger und das liegt mir mehr. Ich meistere die sechser Stelle relativ souverän und kann bei einem Ringhaken stand machen. Martin ist bald bei mir und führt seinerseits die nächste Länge. Jetzt läuft es. Seillänge für Seillänge klettern wir höher. In der Sechsten Seillänge angekommen, bin ich wieder am Vorsteigen. Die sechste hat es in sich, da ist die Schlüsselstelle drin. Nach einer VI+ Stelle kommen zwei VI- Stellen. Puh! 

In den Platten der mittleren Seillängen.

Eine mit Wasserrillen zerfressene Platte, die man nicht zusätzlich absichern kann. Ich auf Eiern schleiche mich von Tritt zu Tritt und hoffe das meine Kletterschuhe die Reiben halten. Diese gut 35 Meter haben es in sich. Ich bin völlig platt, als ich endlich Stand machen kann. So schwer bin ich noch nicht vorgestiegen! 

Am Ausstieg...ich brauche eine Pause.

Ich hole Martin nach, der das Gelände spielerisch beherrscht. Ein bisschen neidisch blicke ich auf die eleganten Bewegungen und freue mich, dass Martin nun an der Reihe ist. Martin klettert voraus und steigt aus Versehen in die Ausstiegsvariante, ein mit V bewerteter direkter Ausstiegsweg. Also nochmal richtig zupacken, denn die Absicherung ist sportlich. Kurze Zeit später sind wir am Ausstieg. Hier warten wir auf die anderen Seilschaften. Ich bin völlig platt. Ich schenke mir den Gipfel, auf dem ich 2009 schon mal oben war und will einfach nur liegen und rasten. Also alle am Ausstieg waren, beschlossen wir doch noch gemeinsam zum Gipfel zu gehen. Gruppenzwang nenn ich das… 😊

 

Der Abstieg zur Hütte war dann nur noch Formsache.

Fazit: Puh, Einige Male fast abgeschmiert. Definitiv die schwerste Kletterei die ich bis hierhin gemacht habe. Aber wie sagt ein Sprichwort, „An Herausforderungen wächst man…“

Ich war vom Kopf her völlig drüber, mit der Situation, wo der Bergführer bei der Einstiegsseillänge neben mir war, konnte ich nicht umgehen. Ich hatte Angst etwas falsch zu machen, obwohl ich das eigentlich alles kann. Erst als der Bergführer sich den anderen Seilschaften zuwandte, ging es bei mir besser. Der Bergführer hatte mir auch im Nachgespräch eröffnet, dass er kurz vorm Abbrechen war. 

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