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Hohe Riffl 3338m - Glocknergruppe

Hohe Riffl über den Ödenwinkel

Datum: 20.09.2020

Teilnehmer: Peter 

Gipfel:

Hohe Riffl 3338m

Schwierigkeiten: Stellen UIAA II, 2400Hm, 25Km

Wetter: stabile Hochdrucklage, später Nachmittag ansteigende Gewittergefahr

 

Strecke: Parkplatz Enzinger Boden 1471m – Rudolfshütte 2315m – Ödenwinkelkees – Hoher Sand 2630m – Obere Ödenwinkelscharte 3228m – Gipfel Hohe Riffl 3338m - Obere Ödenwinkelscharte 3228m – Hoher Sand 2630m – Ödenwinkelkees – Tauernmoossee – Niedere Scharte – Parkplatz Enzinger Boden 1471m

 

Ausrüstung: 40m Halbseil, Gurt, Steigeisen, Pickel

 

Für die jährliche Herbsttour mit Peter suchten wir uns ein Schmankerl aus. Wir wollen die Hohe Riffl vom Enzinger Boden über die Rudolfshütte und Ödenwinkelscharte besteigen. Eine große einsame Tour, die weniger wegen der zu erwartenden Schwierigkeiten fordernd ist, sondern wegen der Wegfindung. Auch die gravierende Gletscherschmelze am völlig mit Steinen und Schotter bedeckten Ödenwinkelkees macht die Sache nicht einfacher.

Wir trafen uns am Pendlerparkplatz in Aiterhofen um 03:00Uhr und fuhren über Lofer zum Parkplatz Enzinger Boden. Hier waren wir, bis auf ein paar andere Autos der dort arbeitenden Handwerkern die einzigen. Da die Rudolfshütte und die dazugehörende Seilbahn ihren Betrieb für die heurige Sommersaison eingestellt haben, freuten wir uns schon auf eine einsame Tour.

Wir stiegen vom Parkplatz die ersten sehr steilen Serpentinen auf einer breiten Fahrstraße Richtung Rudolfshütte auf. Erst als wir auf einer großen Weideflache ankamen, verflachte sich das Gelände ein wenig. Hier folgen wir einem kleinen Steg über einige Steilstufen zum Berghotel Rudolfshütte. Ein unglaublich großer und deplatzierter Bau mitten in einer schönen Gebirgswelt. Vom Schilderbaum neben dem Berghotel queren wir den Ausfluss des Weißsees auf einer kleinen Brücke und steigen entlang eines Bergkammes in den Ödenwinkel. Der sehr inhomogen angelegte Bergsteig führt über Blockgelände in einem immer währenden Bergauf und Bergab zu den kläglichen Resten des meist mit groben Schotter bedeckten Ödenwinkelkees. Wir steigen zum Gletscher ab und

queren diesen an einer für uns geeigneten Stelle und steigen in Richtung einer weißen Markierungsstange ab. Auf der anderen Seite des Kees steigen wir weiter aufwärts, bis zu einem Einschnitt inmitten der Felswände auf der linken Seite. Über eine Rinne östlich des Ödenwinkelkeeses besteigen wir, das Kees verlassend, eine etwa 100 Meter hohe Felsstufe, wo wir kurze Zeit später, immer den zahlreichen Steinmännern folgend, den Hohen Sand erreichen. Der hohe Sand ist ein flaches Plateau, wo der Weg in immer steiler werdendes Blockwerk übergeht. Hier machen wir eine kleine Pause und bestaunen, das Tourengebiet der Rudolfshütte mit Granatspitze und Stubacher Sonnblick.

Ab hier ist der Weiterweg ziemlich verwinkelt, aber dank der Steinmänner und der immer wieder erkennbaren Trittspuren einiger Vorgänger doch einigermaßen einfach zu finden. Über Blockwerk und steile Felsstufen, wo wir ein paarmal richtig zupacken müssen, (max. II UIAA) klettern wir schließlich über eine Schotterflanke zur Oberen Ödenwinkelscharte auf. Die letzten Schneereste bereiten uns keine Schwierigkeiten und so ist die Freude auf der Scharte besonders groß.

 

 

Johannisberg Nordflanke

Hier erwartet uns eine gewaltige Aussicht, wo wir den Johannisberg, den Fuscherkarkopf und die Bärenköpfe bestaunen können. Völlig baff stehen wir ein paar Minuten rum und staunen um die Wette.

Das letzte Stück unseres Weges führt von der Scharte in nördlicher Richtung auf dem oberen Ende des Gletschers Richtung Südgrat der Hohen Riffl. Hier treffen wir die ersten Menschen des Tages. Die beiden sind von der Kaiser Franz-Josefs-Höhe, am Ende der Großglockner Höhenstraße aufgestiegen und kamen ziemlich am Zahnfleisch daher. Gemeinsam bestaunten wir die Aussicht am Gipfel, den wir unschwierig auf gutmütigem Schotter nach 5,5 Stunden erreichen.

Hier machen wir uns erst mal ein wenig Brotzeit und ein paar Bilder. Aber schon kurze Zeit später starten wir unseren Abstieg, denn wir haben noch einige Höhenmeter Abstieg vor uns. Über den Aufstiegsweg gehen wir zurück zur Oberen Ödenwinkelscharte und beginnen den Abstieg ins Reich des Schotters. Immer den Steinmännern folgend, erreichen wir nach ein paar Verhauern das Ödenwinkelkees und folgen diesem meist mittig oder auf der orografisch rechten Seite talwärts. Zeitweise ist es recht mühsam über den mit Schotter und mit großen Steinen bedeckten Gletscher zu gehen. Ziemlich schnell erreichen wir aber dann doch die riesigen Gletschermäuler am Ende des Gletschers.

Dort erweisen wir uns als gute Spürnasen, denn ohne großen Umweg können wir diese auf einem schmalen Felsband umgehen. Im Talboden angekommen, gehen wir auf einem Blau-Weiß markierten Gletscher-Lehrpfad Talauswärts Richtung Tauernmoossee. Kurz vorm See steigen wir auf einer kleinen Brücke auf die orografisch linken Seeseite und wandern den Wanderweg zur Niederen Scharte. Da sich da eine Baufirma breitgemacht hat und daher der Weiterweg versperrt ist, müssen wir den Bergkamm zu unserer Linken aufsteigen und zum Rudolfshütte-Zustiegsweg hinübersteigen. Die letzten Höhenmeter ziehen dann doch recht in den Oberschenkeln. Über den uns bereits bekannten Weg steigen wir zurück zum Parkplatz Enzingerboden ab, den wir nach etwa 10 Stunden erreichen. 

Blick in die Hohe Riffl Nordwand

Fazit: Diese Tour ist ein gewaltiges Projekt. 25 Kilometer und aufsummiert 2400 Höhenmeter sprechen Bände. Wer nicht zuvor schon trittsicher war, wird es bei der Tour bestimmt lernen. Blockwerk und Schotter ohne Ende. Pessimisten würden sagen „Eine Tour für Liebhaber“, auch weil die Hohe Riffl von der Oberwalderhütte wesentlich einfacher zu besteigen wäre. Aber trotz dieser schlagenden Argumente kann ich auch sagen, dass wir weder beim Aufstieg noch beim Abstieg, mal die beiden Bergsteiger, die von der Franz-Josef-Höhe aufgestiegen sind, keine Menschenseele gesehen haben. Das hat in den überfüllten Bergen Seltenheitswert.

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