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Naunspitze Südwestkante - Petersköpfl - Steingrubenwand Südkante - Zahmer Kaiser

Alpin angehauchtes Klettern im Zahmen Kaiser 

 

Datum: 10.05.2022

 

Teilnehmer: Helmut

 

Gipfel:

Naunspitze 1633m

Petersköpfl 1745m

Steingrubenwand

 

Wetter:  strahlender Sonnenschein, ab Mittag leichte Bewölkung.  An ausgesetzten Stellen schwacher Wind.

Schwierigkeiten: 1500hm

Naunspitze Südwestkante II+

Steingrubenwand Südkante 5 SL III+ / III+ / V- / II / III-

 

Bedingungen:

meist trockener Fels. Kletterei meist fest. Standplätze und Bohrhaken gebohrt. Abseilstelle erstklassig eingerichtet. Schnee nur noch am Petersköpfl.

 

Strecke: Parkplatz bei der Häusergruppe Schanz 480m - Schanzerweg - Ritzau Alm 1161m – Vorderkaiserfeldenhütte 1361m – Naunspitze Südwestkante – Naunspitze Gipfel 1633m – Petersköpfl Gipfel 1745m – Steingrubenwand Südkante – Hinterkaiserfeldenhütte – Vorderkaiserfeldenhütte 1361m – Ritzau Alm 1161m – Schanzerweg - Parkplatz bei der Schanz 480m

 

 

Ausrüstung: 60m Seil, Klettergurt, 6 Expressen, Schlingen, Abseilgerät, Kletterschuhe

Übersichtsskizze ist nur zur groben Orientierung und ohne jeglichen Maßstab!

Die Vorderkaiserfeldenhütte im äußersten Westteil des Zahmen Kaisers, ist eine kleine Alpenvereinshütte, die zum einen mit einer sehr guten Küche und zum anderen mit Sportklettergärten in Hüttennähe punktet, bei der man bei einer Kletterpause, eine wunderbare Aussicht auf das Inntal und den Wilden Kaiser genießen kann.

 

Wir haben uns heute zwei leichte, alpin angehauchte Kletterrouten ausgesucht. Zum einen wollen wir der gut abgesicherten Südwestkante der Naunspitze und zum anderen, ein Stückchen weiter östlich, der Steingrubenwand Südkante einen Besuch abstatten. Die beiden Kanten sind nicht unbedingt schwer, auch nicht lang, aber genau richtig, um die trägen Skitourenbeine ein wenig Fels spüren zu lassen. Ich will mich heuer ein wenig mehr als sonst der Kletterei widmen und so passen mir die kurzen Anstiege zum Warm werden und zum Einstieg in die Sommersaison richtig gut. 

In der Nähe des Gasthof Schanz ist das Ziel schon im Blickfeld.

Heute bin ich mit Helmut unterwegs, der ähnlich wie ich keinen Schnee mehr sehen kann und ein wenig warmen Fels greifen will. Früh am Morgen fuhren wir über München nach Kufstein, um am Parkplatz, in der Nähe des Gasthofs Schanz unser Auto zu parken. Von dort gingen wir ein Stück auf einer asphaltierten Straße in Richtung eines Entsorgungsunternehmen und weiter auf einer geschotterter in den Wald hinein. Nach ein paar Minuten zweigte steil der Schanzerweg nach rechts in den Mischwald hinein. Über den gut angelegten Weg steigen wir in Serpentinen höher.

 

Noch ist es kalt, ein schwacher Wind zieht durch die Bäume und wir frösteln ein wenig. Ich bin froh, dass ich mich für die lange Kleidung entschieden habe. Während wir langsam aufsteigen, ist alles um uns herum still. Das Eichenlaub, das überall auf dem Weg und im Wald liegt, schluckt bis auf leises Rascheln alle Geräusche. Nur unser Atem und das Gezwitscher der Vögel, die sich scheinbar über die beiden menschlichen Eindringlinge beschweren, sind zu hören. Ich genieße die Stimmung und schaue mir die zahlreichen Schlüsselblumen an, die am Wegesrand vor mir vorbeiziehen. 

Im Aufstieg zur Ritzau Alm.

Durch den angenehm zu gehenden Steig kommen wir in dem steilen Hang schnell nach oben. Nach etwa 250 Höhenmeter wird das Gelände spürbar rauer, Seilversicherungen, Trittbügel und sogar eine Stahlleiter helfen uns über das unwegsame und teilweise steinige Gelände.

 

Kurz vorm Ausstieg aus dem Wald wird das Gelände wieder leichter. Wir sehen schon das Licht, das vom Weidegelände der Ritzau Alm zu uns herunter leuchtet. Oben angekommen, staunen wir nicht schlecht, Ein Bild wie aus einem Bilderbuch. Die grünen Weideflachen, dahinter die Alm und am Horizont die schneebedeckten Gipfel des Wilden Kaisers. Was für eine Aussicht!

So richtig schön...die Ritzau Alm.

Wir queren zur Alm hinüber und steigen auf dem Wanderweg, der vom Kaisertal heraufzieht Richtung Vorderkaiserfeldenhütte bergwärts. Der geschotterte Weg führt uns in angenehmer Steigung erst in einen Nadelwald und anschließend in etwas steileren Kehren hinauf zur Vorderkaiserfeldenhütte.

 

Mir ist die Hütte sofort sympathisch. Ich werfe kurz einen Blick in die Stube und freue mich schon auf die Jause im Abstieg. Überall hängen alte Bilder von vergangenen Bergsteigerzeiten. Die Hütte konnte sich trotz des momentan überall vorherrschenden Erweiterungs- und Modernisierungsboom ihren über 100-jährigen Charme behalten. 

Die Vorderkaiserfeldenhütte.

Wir bleiben nur kurz, wechseln das Shirt und gehen auf der anderen Seite der Hüttenterrasse, vorbei an einem Bergblumengarten, auf einem steilen Steig in Richtung Naunspitze.

Der Einstieg zur Naunspitze Südwestkante soll schwer zu finden sein. In den diversen Internetforen wird von flachen Wiesen, markanten Steinen auf dem Weg und Steinmännern im Wald geschrieben. Wir konnten weder das eine noch die anderen Hinweise finden. So blieben wir auf dem Normalweg zur Naunspitze und querten dann etwa auf der Hälfte des Anstiegs ziemlich schottrig in die Südwestkante und kletterten die sehr leichten Kletterstellen ohne Seil bis zum Gipfel hinauf.  

 

Dort breitete sich wie schon beim Aufstieg an der Kante eine gewaltige Aussicht vor uns aus. Das Inntal, mit dem in ein enges Korsett gezwängten grünen Inn. Die weiß leuchtenden Gletscherberge im Hintergrund. Ein Bild, das man Stundenlang genießen könnte. Auch der heimliche Hauptdarsteller, der Wilde Kaiser leuchtete teilweise noch mit schneebedeckten Gipfeln und nördlichen Flanken zu uns herüber. 

Klettern an der Naunspitze Südwestkante

Aber der unangenehm kalte Wind ließ uns bald unseren Rucksack schultern und auf dem Normalweg Richtung Petersköpfl gehen. War die Naunspitze auf 1633 Meter und der südseitige Anstieg noch komplett schneefrei, so mussten wir auf dem Weg zum Petersköpfl, dass wir von der nordwestlichen Seite aus erstiegen und gut 100 Meter höher war, doch das eine oder andere harmlose Altschneefeld überqueren.

 

Endlich auf dem Gipfel des Petersköpfl blieben wir nur kurz, denn wir wollten noch Richtung Steingrubenwand gehen. Wir stiegen zuerst vom Gipfel ab und folgten dem Wegweiser Richtung Hinterkaiserfeldenalm. Über einen schönen abwechslungsreichen Weg, der ein Teil des „Zahmen Kaiser Höhenwegs“ ist, erreichen wir bald das Almgelände der Hinterkaiserfeldenalm. 

Die Aussicht vom Petersköpfl 1745m mit Blick auf das Inntal und im rechten Mittelgrund die felsige Naunspitze.

Sobald wir aus dem lichten Wald in das offene Almgelände treten, wenden wir uns nach links und steuern zu einem Schuttstrom, der von wild wachsenden Latschenkiefern bedeckt ist. Wir steigen über gut zehn Meter Latschenäste hinweg und erreichen das untere Ende des Schuttstroms. Über uns können wir bereits die Einstiegswand zur Steingrubenwand Südkante sehen. Wir arbeiten uns im Schotter und zwischen den Latschen hinauf zum Klettergarten, von dem die Südkante aus startet.

 

Oben angekommen, richten wir unsere Ausrüstung und ziehen Helm und Gurt an. Nachdem wir uns ins Seil eingebunden haben, starte ich in die erste Seillänge. Über eine gut gestufte Rinne, die mit UIIA III+ bewertet wird, komme ich schnell höher und erreiche ich nach gut 20 Meter den Standplatz mit Kette. Da dieser für mich aber etwas zu hoch angebracht war und wir mit unserem 60 Meter Seil einiges an Restseil haben, beschließe ich gleich weiterzusteigen. Nach weiteren 15 Meter und einer weiteren III+ und IIer Stelle mache ich an einer stabilen Latsche Stand und hole Helmut nach. Der ist kurze Zeit später bei mir und steigt gleich weiter. Erst über IIer Gelände dann klettert Helmut etwas ausgesetzt Richtung Schlüsselstelle. Die mit einer V- bewerteten nasigen Steilstufe befindet sich direkt über dem Standplatz.

Ich steige nach und komme am Standplatz an. Gemeinsam schauen wir das Gratgelände an uns finden einen Weg, an dem ich die Schlüsselstelle im III+ Gelände umgehen kann. Ich bleibe, solange es mir die Latschen erlauben weitgehendst auf dem Grat oder leicht darunter. Immer wieder tauchen Bohrhaken auf, so erkennen wir das wir richtig sind. Anschließend kann ich durch einfaches Gehgelände und Ier Stellen links der Gratschneide gut Meter machen. An einem Bohrhaken mache ich Stand und lasse Helmut nachkommen. 

Klettern und Abseilen an der Steingrubenwand Südkante.

Laut Topo haben wir nur noch eine kurze Seillänge vor uns, ehe wir eigentlich auf den Abseilstand treffen sollten. Wir beschließen, dass ich die Seillänge noch klettere und dann den Abseilstand suche. Über IIer und IIIer Stellen steige ich eine feuchte Rinne hinauf wo ich ganz oben einen Bohrhaken glitzern sehe. Hier hänge ich eine Zwischensicherung ein und suche im folgenden Gelände nach dem Abseilstand. Langsam lasse ich meinen Blick über das vor mir und unter mir liegende Gelände schweifen. Aber ich finde nichts was annähernd auf einen Abseilstand zu schließen lässt. Eigentlich denke ich mir, müsste er hier sein. Hier ist eine Schneise in der Latschengruppe, hier würde ich abseilen. 

Was für eine Aussicht vom Standplatz der letzten Seillänge. Unten die Hinterkaiserfeldenhütte und im Hintergrund der Wilde Kaiser.

Ich steige einen Schritt höher, greife nochmals nach oben und kann jetzt auch das Gelände auf der anderen Seite des dicken, alten Latschenstamm sehen. Ja da ist er ja, der Abseilstand. Er war gut 40 Zentimeter von meinem Kopf auf der anderen Seite des Latschenstamms. Ich mache Stand, hole Helmut nach und bereite schon alles aufs Abseilen vor.

 

Schnell ist die erste Abseilstrecke auf den vorbildlich eingerichteten Abseilständen absolviert. Helmut startet als zweiter und ich beginne schon am zweiten Stand alles für die zweite Abseilstrecke vorzubereiten und ziehe das Seil schon durch den Ring. 

Die Steingrubenwand mit der Südkante

Alles geht richtig fix, wie wenn wir jede Woche zusammen klettern würden. So macht das richtig Spaß. Nachdem ich etwa die hälfte der zweiten Abseilstrecke abgeseilt bin, erreiche ich ein kleines Podest von dem man, wenn es hart kommt in einer nassen Rinne im IIer Gelände abklettern könnte. Auch ein weiterer Abseilstand wäre hier noch angebracht. Aber ich sammle kurz mein Restseil und werfe es neu aus, um zu testen, ob es nicht auch so bis zum Rinnengrund reicht. Super, reicht! Ich seile bis zum Rinnengrund und geh aus der Schusslinie in das Schuttkar.

 

Dort packe ich meine Sache in den Rucksack und schaue Helmut zu, wie er die letzten Meter abseilt. Gemeinsam steigen wir am Fels entlang zu den ersten Latschen, wo uns eine schwach erkennbare Abstiegsspur aufnimmt und wir kurze Zeit später am Einstieg beim Klettergarten sind.

Flora und Fauna

Von dort steigen wir über den bekannten Weg zurück zum Almgelände der Hinterkaiserfeldenhütte. Wir steigen weiter Richtung Hauptgebäude ab und erreichen einen Wanderweg, der uns in etwa 20 Minuten zur Vorderkaiserfeldenhütte und zu Jause führt. An der Hütte angekommen, suchen wir uns einen schönen Platz auf der Terrasse und bestellen uns eine Kaspressknödelsuppe und Radler. Was für ein Genuss. Was für eine schöne Runde. Ein perfekter Einstieg in die Sommersaison. Nach der Stärkung steigen wir über den Anstiegsweg zurück zum Auto. 

Fazit: War das heute ein schöner Tag. Abwechslungsreich, genussvoll und aussichtsreich! Aber nur in dieser Runde wirklich lohnend. Wegen der Naunspitze Südwestkante braucht man das nicht machen. Die Vorderkaiserfeldenhütte ist ein gemütlicher und sympathischer Stützpunkt, der auch für Familien zu empfehlen ist. Eine wahre Blütenpracht ist momentan auf den Almen und Bergwiesen zu sehen. Vom Enzian in diversen Ausführungen, über Aurikel und dem gelben Wundklee finden die Insekten jede Menge Ziele.

Aber auch Kletterer finden in den zahlreichen Sportkletterwänden in Hüttennähe jede Menge Arbeit. Mein Ziel für heute war es Felskontakt zu haben. Ein wenig mit dem Seil hantieren und ein bisschen klettern zu können. Jetzt können gerne auch anspruchsvollere Ziel kommen. 

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