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Arber Radmarathon - 250 Kilometer durch die Heimat

38. Arber Radmarathon 2022 - Große Arberrunde 250km

 

31.07.2022

 

Strecke:

Regensburg/Dultplatz - Falkenstein (KM 37) - Schorndorf  (KM 49) - Cham (KM 57) - Bad Kötzting (KM 74) - Lam (KM 92) - Lohberghütte (KM 95) - Brennes (KM 108) - Bayerisch Eisenstein (KM 115) - Regenhütte (KM 121) - Bretterschachten - Bodenmais (KM 134) → Drachselsried (KM 145) - Viechtach (KM 160) - Kolmberg (KM 171) - Maibrunn  (KM 176) - Ascha (KM 195) - Falkenfels (KM 198) - Saulburg (KM 204) - Regensburg/Dultplatz (KM 243)

 

Fakten und Strecken-Charakteristik: 245 km / 3.516 hm - Steilheit max. 15%

von Regensburg bis Lohberghütte welliges Profil

von Lohberghütte bis Maibrunner Höhe bergiges Profil

Maibrunner Höhe bis Regensburg welliges bis flaches Profil

 

Fahrzeit: 09h08min

 

 

Verpflegungsstationen:

57 km Cham, 121 km Regenhütte, 171 km Kolmberg, 204 km Saulburg (Untermiethnach)

Auf diesen Radmarathon in meiner Heimat schaue ich schon etliche Jahre aber immer wieder kam etwas dazwischen. Entweder war es eine Bergtour, die mir persönlich immer wichtiger ist als ein Ausdauer Event oder es war eben ein Formtief, das ich natürlich nie öffentlich zugeben würde, 😊 denn, wenn die große Arberrunde auch 250 Kilometer mit 3500 Höhenmeter lang ist, fährt man große Teile davon im Windschatten einer großen Gruppe und somit kann man die Anstrengung auf ein gewisses, zugegeben, sehr ambitioniertes Level begrenzen.

 

 

Natürlich ist meine Outdoor-Radperformance in diesem Jahr nicht die, wie sie eigentlich für einen Radmarathon mit 250 Kilometer sein sollte. Ich habe oft die Berge dem Rad vorgezogen, die Zeit für die Feierabendrunde lieber im Gemüsegarten oder mit meiner Familie verbracht. Denn bis auf einen 200er bei der Straßkirchener Sternenfahrt habe ich insgesamt nur rund 630km auf dem Tacho, das bringen andere Teilnehmer in diesem Event in einer Woche zusammen. Aber was sollte ich machen, wegen den wenigen Kilometern auf ein solchen Event verzichten, obwohl man die Möglichkeit hat? Nein, bestimmt nicht! Dann lieber teilnehmen, beißen, schimpfen und auf meine Kämpfer- und Kletterqualitäten vertrauen!

Früh morgens im Startbereich.

Auch heuer hatte ich eigentlich nicht mit einer Teilnahme beim Arber gerechnet. Heuer sollte mein großes Rad Event der Kitzbüheler Radmarathon sein. Aber auf Grund einer Handverletzung, die ich mir ein paar Tage zuvor zugezogen hatte und bei der ich den Brems- und Schalthebel an der rechten Hand nicht bedienen konnte, musste ich leider kurzfristig absagen.

Jetzt freute ich mich besonders, dass ich endlich an einem der größten Sportveranstaltungen in Süddeutschland, so zusagen als Ersatzevent teilnehmen konnte. Mit dabei sein wird Mario, der mich vor kurzem bei der Aletschhorn Hochtour in der Schweiz begleitete.

 

Pünktlich um sechs Uhr standen wir mit hunderten anderen Radbegeisterten an der Startlinie am Dultplatz, mitten in Regensburg. Nach ein paar kurzen Reden von Polizei und Veranstalter war es auch schon so weit. Wir konnten starten. Wir suchten uns gleich eine schöne Gruppe die uns gut Windschatten spenden konnten. Über die teilweise abgesperrten Straßen radelten wir in einer atemberaubenden Geschwindigkeit im großen Pulk Richtung Osten, Richtung Arber. Von Beginn an muss ich kämpfen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 42 km/h rasten wir über abgesperrte Kreuzungen und Hauptstraßen. 

Mein GIANT Renner! 

Zum einen ging es durch den Windschatten überraschend locker, trotzdem war ich am oberen Limit. Da der Tag noch lang ist, zweifelte mehrmals ob ich das in diesem Tempo durchstehen kann. Immer öfter verlor ich bei den Abwärtspassagen und auf der Ebene den Kontakt und kämpfte mich am Berg wieder zu meiner Gruppe zurück.

Irgendwann hatte ich das Spiel satt. Ich ließ Mario und die uns ziehende Gruppe ziehen und fuhr stattdessen mein Tempo. Sofort war auch der Druck weg und die Fahrt machte wieder Spaß. Von hinten kam eine etwas langsamere Gruppe, bei der ich mich anschloss und die letzten Kilometer bis zu ersten Verpflegungsstation mitfuhr.

 

 

In Cham, bei Kilometer 57, war eine gut ausgestattete Verpflegungsstation. Hier traf ich Mario wieder. Ich füllte meine Flaschen auf, nahm ein Stück Kuchen und ein mit Salzbutter bestrichenes Brot. Kurze Zeit später rollten wir wieder los. Nächstes Zwischenziel sollte Regenhütte sein. Dort ist unsere nächste Verpflegungsstation. Aber bis dahin muss ich wieder kämpfen. Denn jetzt kam der Abschnitt mit den meisten Höhenmeter. Schon kurze Zeit später gab ich Mario ein Zeichen, dass er sein Tempo fahren kann. Ich muss mich auf mein Tempo und mein Gefühl verlassen, sonst komme ich nicht nach Regensburg zurück. 

Das Höhenprofil der großen Arberrunde.

Ich schnappte mir eine dreier Gruppe und ließ mich den Anstieg zum Langlaufzentrum Scheiben hinaufziehen. Oben angekommen, ging es zur Verpflegungsstation runter. Fast 500 Höhenmeter Abfahrt wo ich mein Tempo auf so etwa 60 Stundenkilometer einpendelte. Unten angekommen, Wartete bereits Mario auf mich, den nur ein paar Minuten vor mir angekommen war. Jetzt hieß es erst mal Energie tanken. Wurstbrote, Käsebrote, Riegel, Obst, gesalzene Tomatenstücke und verschiedene Getränke. Nur eines fehlte…Cola. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mein Körper besser lief, wenn er bei einem Wettkampf Cola als Energie hat.

 

Aber alles Jammern half nichts. Wir mussten ja weiter. Nachdem ich meine Trinkflaschen wieder aufgefüllt habe, starteten wir den Anstieg zum Bretterschachten. Hier hing ich mich an ein Pärchen, das für mich ein gutes Tempo fuhr. Und so kamen mir die knapp 500 Höhenmeter gar nicht so schlimm vor. Am Bretterschachten angekommen ging es nach Bodenmais hinunter. Da ich bei den letzten Höhenmeter vor den Bretterschachten leichtes Krampfen im Oberschenkel spürte, nahm ich in einem Flachstück ein Powerbar Gel. Das erste Gel seit dem Inferno Triathlon vor einigen Jahren, wo ich mich wegen dem Zeug übergeben musste. 

Die Renn-Radstrecken im Überblick.

Aber diesmal half es. Beim nächsten Anstieg von Viechtach nach Kolmberg, wo die dritte Verpflegungsstation war, konnte ich wieder ohne Schmerzen kurbeln. Leider machte sich jetzt mein Tretlager bemerkbar. Lautes Knarren beim Wiegetritt nervte mich schon mächtig. Über zwei mir ewig vorkommende Anstiege erreichte ich Kolmberg. Die Verpflegungsstation war wieder gut ausgestattet und nach kurzem Suchen fand ich endlich Cola. Juhu…Jetzt geht auf…

Bevor ich auf das Rad stieg nahm ich mein zweites und letztes Gel, denn jetzt kam der steilste Anstieg nach Maibrunn und den plus die nächsten 33 Kilometer bis zur nächsten Verpflegungsstelle in Saulburg wollte ich ohne Muskelprobleme meistern.

 

Wie gehofft fiel es mir relativ leicht, die wenigen Kehren zur Maibrunner Höhe hinauf zu klettern. Oben angekommen, ging es lange bis nach Elisabethszell hinunter. Unten angekommen, fuhr ich nach rechts Richtung Ascha und Falkenfels, wo Ich auf einen anderen Fahrer auffuhr und wir uns mit dem Windschattenfahren abwechselten. Uns erwarten noch einige der letzten Anstiege und da hilft man sich am besten. Wir passten von der Leistungsfähigkeit gut zusammen und so kam die letzte Verpflegungsstelle bald näher. 

In der Ortsdurchfahrt Wiesent kurz vor Regensburg.

Die Verpflegungsstelle Saulburg wurde wegen Straßenbauarbeiten nach Untermiethnach zum Sportplatz verlegt. Hier tankte ich noch einmal Cola und etwas Salz auf einigen Tomatenstücken. Ich wollte auf alle Fälle Krämpfe vermeiden, deshalb versuchte ich einiges an Salz zu mir zu nehmen. Jetzt hatten wir zwar die meisten Höhenmeter hinter uns aber die letzten Kilometer sind erfahrungsgemäß die härtesten. Nur mit Hilfe anderer Fahrer können Mario und ich die letzten 40 Kilometer zurück nach Regensburg einigermaßen überstehen. Denn meist kommt der Wind von Westen, also Gegenwind und viel Kraft ist nicht mehr in mir und mein Sitzfleisch machte mir schon gewaltig Probleme.

 

 

 

Durch einen belgischen Kreisel, den wir mit gut zehn Fahrern formieren, können wir relativ gut einen hohen 33er Schnitt zurück nach Regensburg fahren. Man bin ich froh wie wir den Regensburger Stadtteil Schwabelweis passieren. Die roten Ampeln in der Innenstadt geben wir nochmal die Möglichkeit eine kurze Pause zu erhaschen. Die letzten Hundert Meter fahren wir gemeinsam durch den Torbogen ins Ziel. Was für ein Gefühl. Nach so viel kämpfen…den Tränen nahe. Kurz nachdem ich mir das Finisher-Trikot abgeholt hatte, beglückwünschten mich meine beiden Mädels. Danke, dass ihr mit dem Zug nach Regensburg gefahren seid. Das Ihr beide mich im Ziel besucht habt, fehlte noch zu einem perfekten Radtag.

Endlich im Ziel!

Fazit:

Ich bin so froh, dass ich 244 Kilometer und 9 Stunden und 8 Minuten lang meinen Kopf überzeugen konnte weiterzumachen, weiterzufahren und weiterzukämpfen. Selten musste ich so beißen und noch nie so von Beginn an! Aber wieder einmal habe ich mit guter Taktik, Zurückhaltung und auf die eigenen Stärken verlassend, ein Ziel erreicht. Wenn auch nicht besonders elegant...aber was solls... die Vorbereitung war ja auch alles andere als ausreichend... Der aufgeriebene Sitzbereich wird mich bestimmt noch einige Tage an das Event erinnern... :-)

 

Ein schönes Event, das mich durch meine Heimat führte. Anstiege die ich fast alle einzeln schon gefahren bin, aber aneinandergereiht noch nie. Endlich konnte ich an dieser Rundfahrt teilnehmen, wenn auch nicht mit der besten Voraussetzung und Vorbereitung. 

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