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6. Hirschenstein Berglauf 2022

6. Hirschenstein Berglauf 2022 - Spendenlauf

27.08.2022

15,7 km – 640 Hm

01:44:26h – AK: 5. Gesamt: 27.

 

Man kann entweder trainieren, sich vorbereiten und die Qualen bei einem Wettkampf relativ in Grenzen halten oder, man kann es so wie ich machen. Ohne Training und Vorbereitung einfach spontan mal wieder einen Berglauf zu versuchen. Naja, Es sind ja auch nur 15 Kilometer und 640 Höhenmeter, dachte ich mir, dass müsste es doch zu schaffen sein. Ja, schaffen kann man das schon, aber nicht ohne die dazugehörigen Qualen…

 

Der Hirschenstein Berglauf ist ein schönes Event, wo seit 2017 die Einnahmen und Startgebühr an ein regionales und soziales Ziel gespendet werden. Heuer gehen die Erlöse an das Herzenswunsch Hospizmobil des BRK und der Kindertagesstätte Sankt Martin in Schwarzach. Ich finde das alleine ist die Startgebühr von 20 Euro schon wert. Auch das man mit Sport Menschen, im besonderen Kindern helfen kann, finde ich eine super Sache.

Am Samstagmorgen fuhr ich also mit meinen Unterstützermädels zum Grandsberg und holte meine Startnummer. Wir waren früh dran und so verabschiedeten sich meine Mädels von mir, um zu einen der Laufstrecken-Wegpunkte zu wandern, wo sie viele Läufer sehen können. Ich freue mich jetzt schon, schon wenn ich die beiden auf der Laufstrecke sehe.

 

Schön langsam füllte sich der Startbereich mit Läufern und schon kurze Zeit später gab das Orga-Team die letzten Infos über die Laufstrecke an die Teilnehmer weiter. Ich sortierte mich im hinteren Drittel der Läufer ein, denn ich will andere Läufer nicht aufhalten oder behindern. Mein Ziel für heute ist einfach gut und locker durchzukommen. Ich weiß ja, dass man besonders am Anfang eines Rennens immer an den Schnellen dranbleiben will und deshalb plane ich mit meiner defensiven Startaufstellung dem einigermaßen aus dem Weg gehen. 

Noch ein wenig verweist, der Startbereich des Berglaufs.

Pünktlich um 11 Uhr fiel die Startklappe und alle vor mir, neben mir und hinter mir sprinten los. Das Tempo ist von Beginn an hoch, ich versuche mit der Menge mitzuschwimmen und sehe meinen defensiven Plan als gescheitert an. Nach gut 200 Meter geht es links einen steilen Hang hinauf. Es stockt und die Geschwindigkeit sinkt rapide. Nach gut 80 Höhenmeter kommen wir auf eine Forststraße, an der wir nach weiteren 50 Meter nach rechts abbiegen. Es geht schnell hinunter, mich überholen laufend Läufer, obwohl ich nicht langsam laufe…

Unten am tiefsten Punkt angekommen drehen wir nach rechts ein, laufen zuerst noch, kämpfen später dann im schnellen Gehrhythmus den Berg hinauf. Ich hole wieder auf und vereine mich mit den vor mir laufenden Teilnehmern zu einer 6er Gruppe. Die sind mir Bergauf etwas zu langsam, aber ich habe ja noch gut 10 Kilometer vor mir und so lasse ich mich von Ihnen locker ziehen. Der Puls ist zwar ziemlich hoch, aber ich habe mich jetzt auf eine für mich passende Geschwindigkeit eingependelt. Ich fange zu überholen an und ziehe dann alleine vorneweg. 

Über wurzelige und steinige Pfade steigen wir Richtung Jägerkreuz auf 816 Meter hoch. Über den Gipfel laufen wir auf der anderen Seite wieder über schöne Trails hinunter. Vorbei an der Bärenhöhle geht es bald wieder steil Bergab Richtung Dampfsäge. Hier werde ich wieder von einigen kassiert, ich will mich bei einem Charity Event nicht komplett abschießen und so lasse ich die verbissenen Herren an mir vorbei nach unten ballern.

 

Jetzt steht mir der längste Anstieg des ganzen Rennens vor mir. Jetzt geht es ganze 300 Höhenmeter zum Schuhfleck und weiter zum höchsten Punkt der Laufstrecke, dem Hirschenstein 1092m hinauf. Ich wechsle je nach Steigung zwischen schnellem Gehen und Laufen und kann so einige Läufer einholen. An einem kurzen Flachstück warten meine Mädels, mit einigen Busserl und einigen Anfeuerungsrufen laufe ich den mir enteilten Läufern hinterher.

Kurze Zeit später erreiche ich die Verpflegungsstation am Schuhfleck. Hier bleibe ich stehen, Trinke und Esse in Ruhe. Ich bin ja nicht bei einer Weltmeisterschaft. Ich gönne mir also einen Isodrink und ein Stück Banane und setzte anschließend meinen Weg Richtung Hirschenstein fort. Steil geht es über wurzelige und felsige Waldwegen hinauf. Den Steig kenne ich gut, den Weg bin ich bestimmt schon einige dutzendmale gewandert oder gelaufen. Das Feld hat sich enorm auseinandergezogen. Vor mir und hinter mir sehe ich keinen Läufer mehr. Ich laufe mein Wohlfühltempo, wenn ich gehen will, dann gehe ich, einfach ohne Druck, jemanden einzuholen…Das ist Lauffreude pur!

 

Ich fühle mich gut und so kann ich noch ein Scheit drauflegen. Ich überquere eine Forststraße und schon bald darauf höre ich den Applaus der Zuschauer vom Gipfel. Endlich bin ich am höchsten Punkt und laufe rechts vom Hirschenstein hinunter zum Mühlgrabenweg. Den kenn ich sehr gut. Es war früher eines meiner Lieblings-Trainingsstrecken. Hunderte Male bin ich hinauf und hinunter gelaufen, früher kannte ich jede Kurve und jeden Stein.

Der Weg entlang des Baches ist eines der schönsten Landschaften, in der man als Läufer im Bayerischen Wald unterwegs sein kann. Im sanften Bergab laufe ich an dem Bergbach entlang wieder Richtung Schuhfleck, wo ich schon die Anfeuerungsrufe der Zuschauer hören kann. Schnell bin ich am Schuhfleck unten, mit einer 5:00er Pace groove ich über den Traumpfad.

 

 

Ich verpflege mich kurz, mache Pause und starte wieder entlang des Mühlgrabenwegs. Ich bin voll in meinem Element. Leicht geht es bergab. Ich laufe wie im Flow. Was für ein Hochgefühl!

 

Erst als sich mir kurz vor dem Ende des Mühlgrabenwegs einige große Baumstämme in den Weg legen, muss ich langsamer machen. Ich springe und klettere über die Hindernisse und suche mir den Weg über den durch die Forstwirtschaft stark verunstalteten Wanderwege.

 

Einmal muss ich noch mal Bergauf. 140 Höhenmeter müssen noch aufgestiegen werden und diese werden verdammt steil. Ich keuche, der Puls ist am Anschlag und ich gebe alles. Aber mehr als schnelles, nur noch teilweise kontrolliertes Gehen springen dabei nicht mehr heraus. Am Gipfel des Schopfs habe ich es fast geschafft. Nur noch ein breiter Wanderweg und eine steile Downhill Passage fehlen mir noch, bis ich im Ziel bin.

Dann kann ich die Hände hochreißen!

 

Boa, bin ich kaputt! Kurz vorm Ziel warten meine Mädels, Zeit für ein paar Busserl habe ich, danach laufe ich die letzten Meter zum Ziel. Nach 01:44:26h bin ich als Gesamt 27. und AK 5. Im Ziel.

Endlich im Ziel!

Fazit: In der Schule würde man sagen, Themaverfehlung, setzten 6.

Naja, was eigentlich als lockerer Genuss Lauf geplant war, hat sich doch im Nachhinein doch als All-Out-Rennen herausgestellt. Vielleicht ein wenig blauäugig hatte ich meine Grundfitness ein wenig überschätzt. Ohne ein gewisses Trail Lauf-Training kann man definitiv keinen Genuss Lauf bei einem Berglauf machen. Das wurde mir eindrucksvoll gezeigt.

Da mir doch die einen oder anderen hundert Trail-Kilometer fehlten, habe ich aber doch das Beste aus der Situation herausgeholt. Ich bin im Nachgang sehr zufrieden mit dem Rennen und dem Lauf. Mittlerweile kenne ich meinen Körper so gut, dass ich zur richtigen Zeit pushen und mich in anderen Passagen zurückhalten konnte, um das Rennen beenden zu können.

Insgesamt ein wunderschöne Laufstrecke, die ich größtenteils gut aus meiner Vergangenheit kannte. Unzählige Male lief ich den Mühlgrabenweg oder die Wege auf Rauher Kulm, Schopf und Hirschenstein und so freute ich mich auf den gut 16 Kilometer immer wieder bekannte Ecken und Anstiege zu sehen.

 

Sehr gerne wieder. Ein tolles, sympathisches Event, das sich seit den Anfangsjahren 2017 / 2018 gemausert hat. Das Beste ist immer noch, dass es für einen sozialen Zweck veranstaltet wird. Danke Christian und Team für die ehrenamtliche Arbeit! 

Mit Markus, meinem langjährigen Trainingspartner im Ziel.

Hier gehts zur Seite des Skiclubs Schwarzach, dem Veranstalter des Berglaufs.

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