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Dreiländerspitze 3197m - Silvretta

Datum: 19.08.2023

Teilnehmer: Robert, Stefan, Melanie, Markus, Karl-Heinz, Christoph, Hans

Gipfel:

Dreiländerspitze 3197m

Schwierigkeiten: WS - 35°- II+ - 1160Hm

Bedingungen: Gletscher aper, Felsen trocken

Wetter: sehr warm, nahezu kein Wind, bestes Tourenwetter. 

 

 

Strecke:  Silvretta Stausee auf der Bieler Höhe 2037m – Wiesbadener Hütte 2443m – Vermuntgletscher – Geröllhalde – oberer Westgrat – Dreiländerspitze Gipfel 3197m – oberer Westgrat – Geröllhalde – Vermuntgletscher – Wiesbadener Hütte 2443m

Eine kleine Übersicht von unserer Tour. Ohne jeglichen Maßstab.

Ich kannte das Tourengebiet um die Wiesbadener Hütte aus einem Alpinen Grundkurs, den ich dort vor einigen Jahren dort abhielt. Damals konnten wir trotz der schlechten Touren- und Wetterbedingungen einige schöne Touren machen. Anders dieses Mal, perfektes Wetter und schneefreie Felsgrate ließen uns die Möglichkeit die etwas anspruchsvolleren Gipfel im Umkreis der Wiesebadener Hütte besteigen zu können.

 

 

Im Rahmen eines von mir organisiertem Hochtourenwochenendes hatten wir am ersten Tag ein schönes Ziel, das problemlos am Anreisetag zu realisieren war. Die 3197m hohe Dreiländerspitze. Wir starteten von der Bieler Höhe, dem höchsten Punkt der Silvretta Hochalpenstraße und wanderten zu acht in knapp 2 Stunden die gut 8 Kilometer und 430 Höhenmeter hinauf zur Hütte. Dort entledigten wir uns der überflüssigen Ausrüstungsgegenstände und gingen, nachdem wir uns eine Erfrischung gönnten, den anfangs gut markierten Steig in Richtung Vermuntpass. Schon kurz nachdem wir von der Hütte aufgebrochen waren, konnten wir unser Ziel bereits erkennen. Wir drehten etwas nach Links und stiegen mehr oder weniger Weglos Richtung Gletscherbeginn. Ein steiler, von unserer momentanen Stelle als ziemlich unbesteigbar aussehender Zahn erwartet uns. 

Das Ziel ist in Sicht, ein steiler Zahn.

Durch den enormen Gletscherrückgang des Vermuntgletschers dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir uns die Steigeisen am Gletscherbeginn anziehen konnten. Erschreckend, wie groß die Eisverluste seit meinem letzten Besuch hier waren. Auf dem völlig aperen Gletscher angekommen, rauschten Wassermassen links und rechts von uns gen Tal. Wir machten kurz Pause, zogen unsere Steigeisen an, nahmen den Pickel in die Hand und gingen Seilfrei Richtung Südwest, Richtung Obere Ochsenscharte. In einem großen Rechtsbogen ließen wir die Obere Ochsenscharte links liegen und stiegen weiter Richtung einer Geröllhalde unter dem Gipfelaufbau. War der Übergang vom Eis in die Felsen noch relativ passabel machbar, stellte sich der untere Bereich der Geröllhalde zu einer Rutschpartie heraus. Lockere Steine auf eisigem Untergrund sind keine gute Mischung. Wir suchten uns einen relativ guten Platz zum Ausziehen der Steigeisen und eierten in Richtung eines leicht ausgetretenen Pfads hinauf. Dort ging es schon wesentlich besser. 

Am oberen Westgrat der Dreiländerspitze. Durchwegs guter Fels.

Über einige Serpentinen gelangten wir schließlich von der Geröllhalde in besseren Fels. Hier ging es in leichter Kletterei bis UIAA I-II zum Vorgipfel hinauf. Hier war die Aussicht wie auch schon auf dem gesamten oberen Westgrat hervorragend. Wir konnten sogar die Bernina mit dem Piz Palü und en Piz Bernina mit dem Biancograt erkennen. Da wir allein im Gipfelbereich waren, nutzten wir die ungestörte Einsamkeit und bauten zum Wohlbefinden einiger Teilnehmer ein Geländerseil auf, um die teilweise sehr ausgesetzten, aber nicht schwierigen, gut griffigen Kletterstellen zu überwinden. Am Gipfel selbst war nur wenig Platz, so teilten wir uns in zwei vierer Gruppen auf, um den kleinen Gipfel zu erklimmen. Da ich das Geländerseil aufgebaut hatte, konnte ich ein kurze Zeit die Aussicht allein genießen. Die vorhin genannte Bernina, der Ortler und direkt neben mir der König der Silvretta, der Piz Buin waren nur die Höhepunkte, die man von diesem herrlichen Aussichtsgipfel aus sehen konnte. 

Ein Blick vom Hauptgipfel zum Vorgipfel.

Wir machten kurz ein Foto und räumten dann anschließend dem Gipfel, um der zweiten Gruppe einen Gipfelgang zu ermöglichen. Zurück am Vorgipfel, hörten wir auch schon die nächsten Gipfelaspiranten ankommen. Wir vereinbarten, dass sie unser Geländerseil benutzen konnten, so konnten sie einiges an Zeit sparen. Wir hingegen zogen uns ein wenig unterhalb des Vorgipfel zurück, um die Aussicht zu genießen. Von unserer Position aus konnten wir auch schon große Teile unserer für morgen geplanten Tour auf das Silvrettahorn einsehen. 

 

Impressionen vom Gipfel und vom Abstieg.

Nachdem wir unser Seil abgezogen hatten, stiegen wir auf dem gleichen Weg zurück zu unseren Steigeisendepot ab. Hier begann wieder die Eierei. Endlich auf dem festen Gletschereis ging der Abstieg relativ schnell. Nahezu spaltenlos lag der klägliche Gletscherrest unter uns. Mit einem nachdenklichem Gefühl gingen wir zurück in Richtung Wiesbadener Hütte, wo uns das freundliche Personal mit Erfrischungen versorgte. Die Vorfreude auf die morgige Tour stieg Minute für Minute. Ein entspannter und geselliger Hüttenabend folgte. 

Das gruselige Schotterfeld mit Eisunterlage.

Fazit: Wie lange der Vermuntgletscher noch als Gletscher bezeichnet werden kann ist fraglich. Der Aufstieg zum oberen Westgrat wird, nachdem sich der Permafrost immer mehr aus den Felsen zurückzieht, immer heikler.

 

Die Aussicht vom Gipfel ist wunderschön. Die Kletterei im Gipfelbereich ist anregend, fest und nie schwer. Maximal UIAA II. Ein Seil macht aber auch für ungeübtere Gipfelaspiranten die Tour zum Genuss. Diese Tour ist Problemlos am Anreisetag machbar, wobei doch gegen Mittag von der Hütte aus gestartet werden sollte.

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