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Parseierspitze 3036m via Südwand und Gatschkopf 2945m Überschreitung – Lechtaler Alpen

Datum: 09.09.2023

Teilnehmer:  Christian, Karl-Heinz

 

Gipfel:

Parseierspitze 3036m

Gatschkopf 2945m

 

Schwierigkeiten:  2060Hm – max. UIAA II+ (stelle) – 10,49Km

Wetter: perfekt, fast ein wenig zu warm

Bedingungen: trockener Fels

 

 

Strecke:  Grins Waldparkplatz beim Freibad 1100m – Weg 634 – Gasillkar – Fernerwand - Grinner Ferner – Einstieg Südwand - Parseierspitze Südwand – Parseierspitze Gipfel 3036m – Parseierspitze Südwand – Einstieg Südwand - Grinner Ferner – Patrolscharte 2846m – Gatschkopf 2945m – Augsburger Hütte 2289m

Eine kleine Übersicht unserer Runde, ohne jeglichen Maßstab.

Wie die Jahre zuvor auch schon, versuche ich besondere Touren mit einem gewissen konditionellen und technischen Anspruch und abseits der vielbesuchten, Mainstream-Berge zu finden und dorthin mein Tourenangebot für die Sektion Straubing anzubieten. Auch heuer konnte ich mit der in den Lechtaler Alpen gelegene Parseierspitze und dem Augsburger Höhenweg ein solches Ziel finden. Die Parseierspitze als höchster Berg und einziger 3000er der nördlichen Kalkalpen muss man ja quasi in der Tourenliste haben. Auch der Augsburger Höhenweg, der wegen der oft schlechten Felsqualität, den Altschneefeldern und der nur schwer absicherbaren Wegführung ist ein interessantes Ziel für mich. 

Auf dem Weg zum Gasillkar auf Höhe der Augsburger Hütte

Zu dritt fuhren wir vom heimischen Straubing ins Lechtal, um in Grins beim Schwimmbad zu parken. Von dort startet der schweißtreibende Aufstieg zur Perle des Lechtals, der Augsburger Hütte. Der Schweiß floss in Strömen, denn die Sonne leuchtete schon früh in den südlich ausgerichteten Aufstiegsweg und durch die dicht stehenden Latschen und Wacholderbüsche kommt kaum ein Lüftchen an. Auch die Steilheit des Zustiegsweg tat seinen Beitrag zu einem anstrengenden Aufstieg. Aber bedingt durch die Steilheit des Anstiegs kamen wir relativ schnell höher.

 

An der Weggabelung zur Augsburgerhütte entschlossen wir uns spontan, ohne Zwischenstopp, auf der Hütte gleich die Parseierspitze anzugehen. Über eine doch gut zu steigende Geröll- und Schutthalde, die den größten Teil der Gasillkars ausfüllte, kamen wir schnell zum Einstieg. Denn schon zwei Stunden nach Aufbruch im Tal standen wir am Einstieg in die Ferner Wand. Hier zogen wir Helm und Gurt an, und stiegen in die steile, teilweise versicherte und gut markierte Wand ein. Als wir die obere Kante der Wand erreicht hatten, lag ein Todeis vor uns. 

 

Auf dem Weg durch die Fernerwand und der Südwand der Parseierspitze.

Der Überrest des Grinner Ferner lag Schuttbedeckt unterhalb der Parseierspitze Südwand in einem kleinen Becken. Wir querten auf Schutt auf einem schwach erkennbaren Steig unterhalb in die Südwand und erreichten das, die ersten Meter hinaufführende Einstiegs-Stahlseil. Steil führte dieses Stahlseil etwa 30 Meter über glatte Gletscherschliffplatten hinauf, ehe wir ein Felsband erreichten, dass den ursprünglichen Einstieg der Südwand markierte. Hier sammelten wir uns und stiegen gemeinsam weiter. Über einfaches Klettergelände im ersten und zweiten Schwierigkeitsgrad und steiles Gehgelände stiegen wir auf. Durch viel loses Material mussten wir sehr vorsichtig steigen, um in den Rinnen und auf den Bändern möglichst keinen Steinschlag für möglich nachkommende Bergsteiger auszulösen. 

Auf dem Gipfel der Parseierspitze 3036m

An der Schlüsselstelle, einer trittarmen, abdrängenden Platte im oberen zweiten Grad, probierten wir ein wenig rum, bevor wir uns dann doch für den direkten Weg entschieden. Jetzt war der Weg nach oben, zum Gipfel frei. Über Genusskletterei im gut griffigen Fels erreichten wir nach gut 4,5 Stunden den aussichtsreichen Gipfel, den höchsten der gesamten nördlichen Kalkalpen. Was für eine Aussicht von diesem 3000er! Einziger Wehrmutstropfen war für uns, dass wir so gut wie keinen Gipfel in dieser gewaltigen Umsicht erkannten. Die Brotzeit schmeckte aber trotzdem!

 

Nur schwer konnten wir uns von der Aussicht trennen, aber wir mussten diese Südwand auch wieder abklettern, so machten wir uns auf den Weg. Vorsichtig, wie auf rohen Eiern kletterten wir den Aufstiegsweg hinunter. Immer wieder hörte man „Vorsicht Stein“ Rufe, wo man sich instinktiv an die Wand lehnte und den Kopf einzog. Kurz vor dem Ausstieg war es dann so weit. Ein von oben ausgelöster Steinschlag, traf einen unter uns Kletternden am Fuß. Dieser konnte dann, nach einem ersten Schock, doch noch eigenständig abklettern.  

Im Abstieg typischen Südwandgelände.

Wir schauten, dass wir aus dieser Südwand kamen und querten rasch das Schuttfeld zu einem sicheren Platz, wo wir uns wieder sammelten. Nach einer kleinen Trinkpause, entschieden wir uns, dass wir noch nicht genug hatten und auf dem Gatschkopf steigen wollten. Dieser bot sich als Überschreitungsalternative und Rückweg zum bereits bekannten Aufstiegsweg an.

Gesagt, getan. Wir stiegen in steilen Serpentinen den Weg zur Patrolscharte hinauf, wo wir nach rechts eindrehten und den unschwierigen Steig zum Gatschkopf nahmen. Über einen breiten Gratrücken erreichten wir den vierthöchsten Lechtaler Gipfel. Von hier aus konnten wir auch gut die von uns gekletterte Südwand einsehen.

 

Nach einer kurzen Gipfelschau nahmen wir den markierten Abstiegsweg zur Augsburger Hütte, der anfangs recht steil in Serpentinen über feinen Schotter und später in einen ungut zu gehenden Steig überging. Schnell war die Hütte in Sicht, aber der Weg zog sich. Wir konnten das Erfrischungsgetränk förmlich riechen. 

Beim Abstieg vom Gatschkopf noch einmal ein wunderbarer Blick in den Gasillkessel, Fernerwand und Parseierspitze rechts der Mitte.

Als wir endlich auf der Hüttenterrasse waren, wurden wir mit einem Begrüßungsenzian begrüßt.  Genau das braucht ein nach Flüssigkeit schreiender, dehydrierter Körper in einer solchen Situation. Wir nahmen dankbar an und starteten damit eine Kette, die wir so nicht geplant hatten. Ein feucht fröhlicher Abend auf einer Urgemütlichen Hütte folgte. Das freundliche und zuvorkommende Hüttenpersonal tat sein Übriges dazu bei.

 

 

Fazit: Ein besonderer Tag mit einer schönen ausgesetzten Kletterei in der Parseierspitze Südwand. Die anschließende Überschreitung war noch das i-Tüpfelchen auf einen wunderbaren Tourentag. Leider kann man sich die anderen Seilschaften in so einer Wand nicht aussuchen, deshalb war unser Wandabstieg ein wenig zu abenteuerlich für mein Geschmack. Bei dem großen Steinschlag hatten wir drei richtig Glück. Die anschließende Übernachtung auf der Augsburger Hütte war richtig schön. 

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