Über den Nordwestgrat auf den höchsten Rieserferner.
Datum: 07.07.2012 und 08.07.2012
Teilnehmer: Robert, Michael, Michael, Dax
Gipfel:
Hochgall 3436m
Schwierigkeiten: III- / A0, über weite Strecken II
Wetter: stabiler Tourentag
Strecke: Parkplatz Gasthaus Säge, oberhalb Rein, 1595m – Kassler Hütte 2276m - Graues Nöckl - Hochgall Nordwestgrat - Hochgall 3436m - Abstieg über Nordwestgrat - Graues Nöckl – Kassler Hütte 2276m - Parkplatz Gasthaus Säge
Eine kleine Übersicht der Runde, ohne jeglichen Maßstab!
Es ist schon zum Mäuse melken. Schon wieder ist an unserem fest geplanten Westalpen Hochtourentermin ein Tief angesagt. Aber es hilft alles nichts…so gut auch der Ablauf und die Tour geplant gewesen wären, das Wetter kann man nicht planen und das ist ehrlich gesagt, so hart es auch ist, gut so.
Eigentlich sollte es ja heuer in die Bernina Gruppe gehen, aber, dank des Tiefs am Piz Bernina, bekam ich die Gelegenheit einer Besteigung des Hochgalls. Als höchster Berg der Rieserferner Gruppe im österreichisch-südtiroler Grenzgebiets ist er ein stolzer Gipfel mit schönen Graten. Der Hochgall ist von keiner Seite leicht zu ersteigen. Als Ausgangspunkt für unsere Besteigung wählten wir die Kassler Hütte, 2.274 m. Der Weg von der Kassler Hütte führt über das „Graue Nöckl“ (3.084 m) und den Nordwestgrat (II+/III-) zum Gipfel.
Vom Parkplatz starten wir zu fünft Richtung Hütte, wobei ich nur zwei von Ihnen kenne. Aber von Beginn an ist die Stimmung gut, werden Späße gemacht. Wir wandern zuerst noch flach, dann einen kleinen Steig aufwärts folgend, der uns durch den Wald an einigen Wasserfällen vorbeiführt. Richtig schön ist es. Das Tempo ist zwar flott aber noch gut zu gehen. Kurze Zeit später kommen wir an eine Lichtung, mit einer kleinen Hütte und nach Querung eines Baches lichtet sich der Wald bald und man kann schon die ersten schönen Ausblicke auf den Hochgall genießen.
Nach einer kurzen Trinkpause stapfen wir weiter. Kurze Zeit später erreichen wir schließlich die Kasseler Hütte auf 2.278 m.
Der Hüttenzustieg.
Auf der voll ausgebuchten Hütte angekommen, wurden wir gleich von der Hüttenchefin begrüßt. Wir bezogen anschließend das Lager und genossen die Hüttenschmankerl. Eine unglaubliche angenehme Atmosphäre herrschte in der übervollen Hütte. Anders als in mir bekannten Hütten, wo jeder Tisch für sich blieb herrschte hier ein kunterbuntes Miteinander. Nach einem großartigen Hüttenabend kamen wir am Morgen schwer aus den Schlafsäcken.
Ich liebe diese Sonnenaufgänge in den Bergen...
Zwar standen wir alle pünktlich vor der Hütte, aber irgendwie ging das Gehen und Steigen nicht so geschmeidig wie gewohnt. War es das letzte Glas Südtiroler Wein, wir vermuten es zwar, können aber es nicht mit Bestimmtheit sagen. Von der Hütte gehen wir den Weg Nr.8 den Wegweisern folgend Richtung Hochgall. Nach etwa 20 Minuten kommen wir zu einem Bachlauf, den wir auf Steinen im Bach überqueren. Nach der Bachquerung folgen wir den Steinmännern nach rechts. Diese Stelle hat uns die freundliche Hüttenwirtin gestern Abend noch eingebläut.
Jetzt geht es immer den Steinmännern folgend Richtung Graues Nöckl. Die Sonne kommt gerade mit den ersten Strahlen zu uns durch. Immer wieder ein magisches Schauspiel in den Bergen. Ich bleibe kurz stehen, mache ein paar Fotos und genieße, während die anderen weiterziehen die Stimmung.
Nachdem wir einen kleinen See erreicht hatten, steigen wir ab hier Weglos über Moränenschutt ein gutes Stück hinauf zur Moräne und klettern westlich auf den Grat zum Grauen Nöckl auf. Das Graue Nöckl ist ein markanter, vorgeschobener, pyramidenförmigen Felssporn im NW-Grat. Hier machen wir Pause, ziehen Gurt, Helm und Schlosserei an.
Ab hier folgen wir kurz den Steigspuren in die steile, aber griffige untere NW-Wand (UIAA I+). Hier will Michael nicht mehr weiter, er fühlt sich nicht gut und will umdrehen. Robert, der Organisator steigt mit Ihm zur Hütte ab. Jetzt sind wir zu dritt.
Am Hochgall Nordwestgrat...
Ab ca. 2900m führt die Route über den Grat mit festen Klemmblöcken etwas unter dem Nöckl (3082m) vorbei zum dahinter herabziehenden Gratabschnitt. Diesen queren wir rechtsseitig knapp unterhalb der Gratlinie zu einer engen Scharte (UIAA II+).
Hier hilft uns ein altes Fixseil beim kurzen, aber etwas unangenehmen abklettern. Über eine kurze Firnpassage erreichen wir wieder den Grat. Der Grataufschwung wird nun deutlich steiler, einige plattige Stellen (UIAA III-) sind mit Fixseilen gesichert und so machen uns diese keine Schwierigkeiten. Ganz oben wird der Grat flach und wir klettern über den waagrechten Gipfelgrat zum höchsten Punkt mit dem kleinen Gipfelkreuz. Hier machen wir eine wir eine kurze Pause. Wir bestaunen die mit völlig unbekannte Bergwelt in der Rieserferner Gruppe.
Graues Nöckl und Hochgall im Hintergrund.
Da uns die Wolken nicht mehr gefielen, verkürzen wir unseren Gipfeljause und steigen dem Aufstiegsweg folgend auf dem Grat zurück. Im Laufe des Abstiegs lösen sich aber die am Gipfel noch bedrohlich wirkenden Wolken wieder auf und so kommen wir trockenen Fußes wieder auf der Hütte an. Dort warteten schon die beiden anderen auf uns. Nach einer kurzen Stärkung auf der Hütte stiegen wir wieder ins Tal zum Auto ab.
Die Kasseler Hütte.
Fazit: Eine wirklich sehr schöne Tour, die wir uns da spontan rausgesucht hatten. Nie richtig schwer, aber der obere zweiter Grad muss schon sicher beherrscht werden. Schwierige, oder besonders ausgesetzte Stellen sind mit Drahtseil versichert. Vom Gipfel hat man eine gewaltige Aussicht. Schade für die beiden Kollegen, die am Grauen Nöckl umgedreht sind.
Die Hütte ist gut geführt und das Personal sehr freundlich.
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