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Nuaracher Höhenweg - Loferer Steinberge

Nuaracher Höhenweg von Sankt Ulrich

 

Datum: 12.07.2020

 

Teilnehmer: Solo

Schwierigkeiten: I+ / B – 2000 Hm

 

Gipfel:

Ulrichshörndl 2030m

Seehorn 2155m

Schaflegg 2176m

Rothörndl 2395m

Großes Rothorn 2409m

Östliches Rothorn 2403m

Mitterhorn 2506m

 

Bedingungen: Beste, trockener Fels

Wetter: Tag nach einer Kaltfront mit markanter Abkühlung. Am Vormittag noch starke Restbewölkung. Ab Mittag Auflockerung.

 

Strecke: Parkplatz Sankt Ulrich 850m - Ulrichshörndl 2030m - Seehorn - 2155m - Schaflegg 2176m - Rothörndl 2395m - Großes Rothorn 2409m - Östliches Rothorn 2403m - Mitterhorn 2506m - Abstieg Laastal - Weißleiten – Parkplatz Sankt Ulrich 850m

 

 

Eine kleine Übersicht der Runde, ohne jeglichen Maßstab!

Irgendwie hatte ich bisher, wenn ich den Nuaracher Höhenweg gehen wollte immer etwas das nicht passte. Entweder war es das Wetter bei einem geplanten Sektionstermin oder ein frühzeitiger Wintereinbruch drei Jahre zuvor. Irgendwas hielt mich immer davon ab, einen der schönsten Höhenwege der Nördlichen Kalkalpen zu gehen. Der Nuaracher Höhenweg ist eine sehr lange Gratüberschreitung in den Loferer Steinbergen, bei der man sieben Gipfel besteigt. Der Wegverlauf ist interessant und verlangt Trittsicherheit. Überall wo die Kletterei den ersten Grad (UIAA I) überschreitet, ist eine Sicherung angebracht. Meist ist es Gehgelände wo man auch ein gewisses Maß an Orientierungsvermögen besitzen muss. Denn besonders die Querung unterhalb des Röthörndl ist sehr verwinkelt.

Ein Blick zurück mit einer gewaltigen Wolkenstimmung.

Heute war es dann endlich so weit. Ich fuhr nach Sankt Ulrich und parkte beim Parkplatz neben dem Sportplatz. Von dort startete ich mit kleinsten Gepäck Richtung Ulrichshörndl. Ich will heute nichts anbrennen lassen, denn ich habe abends noch einen Familientermin und den will ich keinesfalls verpassen.

Der direkte Wandersteig Nr.612 führt in steilen Serpentinen durch eine dichten Wald hinauf. Ich schwitze von Beginn an und mein Puls nähert sich den obersten Regionen. Satte 1200 Höhenmeter ohne merkliche Flachstelle. Das ist schon was. Mir ging es heute gut und konnte eine starke Pace halten. Wanderer für Wanderer überholte ich in der noch feuchten Luft der abziehenden Kaltfront. Als ich am Ulrichshörndl ankam, machte ich erst mal eine Riegel / Cola Pause. Verschnaufen und Aussicht genießen. Ich denke an eine Aussage von einem bekannten Fotografen, der mal sagte, „das schönste Bergbild ist ohne Wolkenstimmung nichts“ Gerade passt diese Aussage so richtig. Mächtige Wolkenfelder umschmeicheln die Grate. Ich genieße die Stimmung ganz allein auf dem ersten Gipfel.

 

Kurze Zeit später steige ich erst einmal nach Norden, dann weiter über einen südlichen verlaufenden Steig, der die Bänder des Seehorns optimal ausnutzt, zum Gipfel des zweiten Gipfels auf. Wieder muss ich stehen bleiben, wieder fasziniert mich die Aussicht. Aber ich zwinge mich zum Weitergehen. Jenseits geht es kurz über Schrofen und weiter über versicherte Stellen steil zur Adolarischarte hinunter. Zwar etwas ausgesetzt aber doch gut griffig.

Weiter gehts am Grat...

Von der Scharte steige ich zum Schaflegg auf, das ohne Gipfelmarkierung ist. Ich überschreite den kleinen Gipfel und verlasse am anderen Ende den Kamm und quere unterhalb des Rothörndl auf plattigen und vom Wasser zerfressenen Felsen durch einen Karkessel. Hier hatte ich einige Schwierigkeiten mit der Orientierung, da die roten Markierungstupfer immer wieder mal von Altschneeresten verdeckt waren und so musste ich dein wenig suchen.

Nach zwei Fehlversuchen, hatte ich den richtigen Weg wieder und steige in die Scharte zwischen Rothörndl und Großen Rothorn auf. Hier beschließe ich, auf das Rothörndl, das ein wenig abseits liegt, nicht zu verzichten. Wenn ich schon mal hier bin, mache ich die Sache auch richtig. Ich liege gut in der Zeit und das Wetter wird auch von Minute zu Minute besser.  

Also steige ich von der Scharte in gut 40 Minuten auf den Gipfel des Rothörndl und zurück zur Scharte. Nicht wenig Zeit aber die Sache lohnt sich wirklich.

 

Nachdem ich am Gipfel des Rothörndl stand, fing es an aufzulockern. Ich konnte die ersten Blicke auf das Große Rothorn werfen. Aber kurze Zeit später war es wieder in Nebel getaucht. Auf dem Rückweg in die Scharte konnte ich immer wieder mal einen Blick auf den weiteren Weg werfen und konnte mir gut vorstellen, was das bei wolkenlosem Wetter für ein Aussichtsgenuss ist.

 

Das Gelände ist nie schwierig...

Von der Scharte steige ich anschließend weiter zum Großen Rothorn 2409m das mir durch die Wetterbesserung einiges an Aussicht garantieren sollte. Der Rückblick über die bereits bestiegenen Gipfel und die zeitweisen Ausblicke ins Laastal sind gewaltig. Da fast kein Wind am Gipfel weht, mache ich hier Brotzeit. Mit einer Breze, einem Stück Käse und einem Schluck Cola genieße ich den Gipfel für mich allein. Was für ein Privileg!

 

Nachdem ich meinen Rucksack wieder gepackt hatte, ging es zum mittlerweile sechsten Gipfel. Dem Östlichen Rothorn. Ich klettere kurz vom Großen Rothorn in eine Scharte, um nach einem kurzen Gegenanstieg zum Östlichen Rothorn 2402m zu gelangen. Das ging flott. Vom Östlichen Rothorn steige ich hinunter zum Ulricher Nieder 2315m und weiter über Blockgelände die Südflanke auf den höchsten Gipfel meiner Runde, dem Mitterhorn 2504m. Hier sind schon einige Leute auf dem Gipfel. Durch die nahe Schmidt-Zabierow Hütte und einigen Klettersteigen, wie dem Nackerten Hund oder Wilden Hund ist hier natürlich mehr Trubel als ich auf meiner kleinen Runde bisher mitbekommen habe.

 

 

Ich verlasse den Gipfel gleich wieder und mache mich an den großen Abstieg. Ich gehe zurück zum Schilderbaum und schlage den Weg zur Schneegrube und Laastal ein. Die ersten Meter sind richtig steil. Keinen Gedanken verliere ich ans Laufen. Durch die kleinen Steine auf den Platten muss man beim Gehen schon höllisch aufpassen. Richtig unangenehm sind die ersten Meter. Erst kurz vor der Waldgrenze wird der Steig besser und ich lasse es das untere Laastal nach Weißleiten hinauslaufen. In Weißleiten angekommen laufe ich erst nach rechts einen schattigen Wanderweg an einem trockenen Flussbett entlang, dann später auf der Hauptstraße in der prallen Sonne rechts haltend zurück zum Parkplatz in Sankt Ulrich.

Fazit: Trotz der Restbewölkung von der durchgezogenen Kaltfront war es heute eine wunderbare Sache. Endlich konnte ich eine Tour abhaken, die zu den Touren gehörte, die am längsten auf meiner Liste stand. Die insgesamt 20 Kilometer und knapp 2100 Höhenmeter ziehen sich. Alles was über den UIAA I+ geht, ist mit Stahlseilen oder Klammern versichert. Das meiste ist zwar Gehgelände, aber ich möchte auch in diesem Gehgelände nicht stolpern. Deshalb auch für den Kopf anstrengend. Alles in allem eine gewaltige Tour die man gemacht haben muss. Egal ob an einem oder an zwei Tagen mit Übernachtung auf der gut geführten Schmidt-Zabierow Hütte. Der Abstieg durchs Laastal ist die oberen 2/3 richtig fordernd.

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