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Roccia Nero 4075m – Östlicher Breithorn Zwilling 4106m

Datum: 02.08.2021

Teilnehmer: Robert, Andi, Elke, Tabea, Frank

Gipfel:

Roccia Nero 4075m

Östlicher Breihorn Zwilling 4106m

 

Wetter: am Morgen sonnig, gegen Mittag zunehmend bewölkt, Nachmittag White Out

Schwierigkeiten: 45Grad, I

Bedingungen: viel Schnee auf den Felsen

Strecke: Bergstation Klein Matterhorn – Breithorn Plateau - Roccia Nero 4075m – Östlicher Breithorn Zwilling 4106m – Bergstation Klein Matterhorn

 

Ausrüstung: Hochtouren Ausrüstung, 60m Seil, 40m Seil, Abseilgerät

Schon bei der Auffahrt mit der Bahn hatten wir, nachdem wir die Nebeldecke durchbrochen haben, eine gewaltige Aussicht.

Richtig lange habe ich auf Touren in der Schweiz warten müssen. Entweder haben mir Tourenkollegen abgesagt oder ich konnte wegen dem Wetter nicht starten, aber auch der Corona Virus machte mir besonders im Frühjahr in der Skitourensaison wieder mal einen Strich durch die Rechnung. Aber jetzt ist es endlich wieder mal so weit, wir fahren, trotz dürftiger Wetterprognosen wieder ins Land der hohen Berge.

 

Geplant war ja die Spaghetti Tour, die wir heuer mit den unsicheren Wettervorhersagen und der generell unstabilen Wetterlage wieder nicht machen können. In einer Welt in der die Wetterdienste echt Schwierigkeiten haben, die folgenden zwei Tage richtig vorherzusagen, sind 4 stabile Schönwettertage irgendwie unrealistisch. Deshalb müssen wir unsere Touren ziemlich spontan und kurzfristig planen. Am morgigen Montag sollte das Wetter aber passen. Deshalb planten wir die Breithorn Traverse. Eine hochalpine Gala Tour, bei der fünf 4000er Gipfel bestiegen werden. Nie richtig Schwierig und so wie wir sie angehen wollen, den zweiten UIAA Grat nicht überschreitend, freue ich mich auf grandiose Bilder und eine tolle Zeit im Hochgebirge. 

Aussicht von der Bergstation Klein Matterhorn, Breithörner, Pollux, Castor, Lyskamm

Trotz der guten Wettervorhersage hatte ich aber irgendwie kein besonders gutes Gefühl. Deshalb war ich echt überrascht, als wir mit der Bergbahn, in die wir in Zermatt gestiegen sind, durch die dicke Nebeldecke stießen.

 

Ein Blick zurück zu Bergstation und den beiden Matterhörnern. 

Da die anderen noch Pipi machen müssen, ging ich zur Bergstation hinaus und richtete meine Ausrüstung. Ein richtig kalter Wind empfing mich, der mir trotz meiner Tourenhandschuhe gleich kalte Finger bescherte. Es war richtig kalt und ungemütlich, aber die Gipfelschau war gewaltig. Matterhorn, Breithörner, Mont Blanc, Gran Paradiso und viele, viele andere bekannte Berge standen im Licht der aufgehenden Sonne. 

Auf dem großen Breithorn Plateau - Roccia Nero, Lyskamm, Pollux, Castor

Um mir das Warten in der Kälte ein wenig zu verkürzen, bereitete ich schon das Seil für die Seilschaft vor, so dass wir, wenn die anderen aus der Bergstation rauskommen, gleich starten können. Mit klammen Fingern band ich Knoten für Knoten ins Seil.

 

Als die anderen bei mir waren, ging alles recht schnell. Wir banden uns ins Seil und stapften die präparierte Skipiste ein paar hundert Meter hinunter, ehe wir einer gut ausgetretene Spur nach links folgen. Mit gefühlt hundert anderen Gipfelaspiranten marschierten wir wie die Gänse Richtung Westlichen Breithorn, einem der einfachsten 4000er der gesamten Alpen.

Gewaltige Wolkenstimmung bei noch guter Sicht in der Steilflanke des Roccia Nero.

Da unser Plan war, die Breithörner von hinten aufzurollen, steuerten wir bei der ersten Abzweigung nicht wie alle anderen zum Westlichen Breithorn hinauf, sondern blieben in den flachen Ausläufern der Südflanke auf dem Breithorn Plateau und gingen Richtung Roccia Nero, dem kleinsten der fünf Breithörner. Anschließend wollten wir die Breithorn Zwillinge überschreiten und wenn dann noch Zeit blieb, die beiden Hauptgipfel, den Mittelgipfel und den Westlichen Gipfel besteigen. Ein zeitlich anspruchsvoller Plan, der aber jederzeit abgebrochen werden kann.

 

Wir gingen auf einer guten Spur unter dem Mittleren Breithorn und einige Spalten überschreitend unter den Breithorn Zwillingen vorbei und steuerten, immer den Castor und den Pollux im Blick, auf die gut 45 Grad steile Südflanke des Roccia Nero zu. Wir packten am Einstieg der Flanke das Seil in den Rucksack, und starteten unseren Weg in die Flanke. Am Anfang waren einige noch unsicher in dem steilen Gelände, aber bereits nach einigen Metern und den ersten Kehren wurden die Schritte immer sicherer. 

In der 45° Steilflanke des Roccia Nero 4075m

War das Wetter am Anfang beim Klein Matterhorn noch wolkenlos, so tauchen jetzt immer wieder große Wolkenbänke auf und vermiesen uns die Aussicht auf die großen Berge. Im perfekten Trittfirn erreichen wir bald den Kamm und kurze Zeit später, nach gut 3 Stunden, den Gipfel unseres ersten 4000er am heutigen Tag. Freudig umarmen und gratulieren wir uns zu diesem schönen Aussichtsgipfel, der bedingt durch die mittlerweile starke Bewölkung nicht mehr viel Aussicht hergab. Zum Glück reißte es immer wieder diese Wolken auf und wir konnten Blicke auf Monte Rosa, Mischabelgruppe und die anderen Walliser Gipfel werfen.

 

Am Gipfelgrat, im Hintergrund ist schon der Gipfel des Roccia Nero erkennbar.

Da wir wegen der starken Bewölkung die Zeichen der Zeit erkannten, wollten wir nach einem Gipfelfoto schnell weiter. Über den stark überwechteten Firngrat gingen wir Richtung Östlichen Breithorn Zwilling, der unser zweiter 4000er heute werden sollte, weiter. Nachdem sich bei einigen die Höhe und der wenige Sauerstoff bemerkbar machte, gingen wir ein wenig langsamer. Im felsdurchsetzten Gelände kletterten wir ein steile, felsdurchsetzte Gipfelflanke auf einen schmalen Gipfel ohne Schmuck hinauf. Die Gratulation und Umarmung durften auch hier nicht fehlen. 

Am Gipfel des Roccia Nero. Links die Breithorn Zwillinge und im Hintergrund spitzen immer wieder die berühmten Walliser 4000er heraus.

Wir suchten gleich nach den fest installierten Abseilhaken um in die gegenüberliegende Scharte zwischen den Breithorn Zwillingen abzuseilen. Diese konnten wir aber nicht finden, weil einfach zu viel Schnee auf dem Grat war. Wir überlegten kurz was wir tun sollten.

Aber die Entscheidung war schnell getroffen. Auf Grund der momentanen Wetterlage - Quasi Null Sicht, der anspruchsvollen Bedingungen am Grat und der schlechten gesundheitlichen Verfassung auf Grund des Sauerstoffmangels einiger Seilschafts-Mitglieder, wollen wir absteigen und zurück zur Bergstation Klein Matterhorn gehen.

 

Einige waren sichtlich erleichtert, andere ein wenig traurig, ich besonders. Aber eine Seilschaft ist einfach nur so stark wie seine schwächsten Glieder. Am Ende des Tages war es die richtige Entscheidung, denn ohne die Spur wären wir auf dem riesigen Breithorn Plateau völlig verloren. 

Am stark überwechteten Verbindungsgrat zu den Breithorn Zwillingen

Beim Zurückstapfen fing ich zu überlegen an. Ich wollte, sofern es mit der Zeit noch ausging auf die beiden höchsten Breithörner steigen. Ich klärte das mir der Gruppe und Andi wollte mich begleiten. Die anderen bevorzugten gesundheitsbedingt lieber den Weg zur Bergstation fortsetzen um schnell Sauerstoffreichere Luft zu bekommen.

 

Wir bauten kurzerhand die Seilschaften um. Andi und ich nahmen das kurze 40 Meter Seil und gingen voraus. Die anderen verkürzten ihr 60 Meter Seil und gingen langsamen Schrittes weiter. Bei der Abzweigung zu dem hohen Breithörnern trennten sich unsere Wege und Andi und ich stiegen im White Out, nur der guten und breiten Spur vertrauend, bergwärts. Etwa 300 Höhenmeter vor dem Gipfel wurde Andi auch ein Opfer der sauerstoffarmen Luft. Er hatte Schwierigkeiten mit der Atmung und klagte über Schwäche und Schwindel. Ich versuchte Ihn zu motivieren aber alles Gerede half nichts.

Keine Sicht mehr, am Rückweg vom Östlichen Breithorn Zwillling.

Also, drehten wir wieder um und folgten unseren Freuden, die wir kurz vor der Bergstation einholten. Sie waren komplett am Ende und hievten sich mit förmlich letzter Kraft in die Gondel, die an der Bergstation auf uns wartete.

 

Langsam schwebten wir mit einer gewaltigen Aussicht auf die Hörnli Hütte am Matterhorn nach unten, nach Zermatt. In Zermatt angekommen schlendern wir durch die schmalen Gassen und genossen das Flair einer geschäftigen, überteuerten Bergsteiger Metropole. Nachdem wir das eine oder anderen Souvenir ergattert hatten, fuhren wir mit dem Bahn-Shuttle zurück nach Täsch zu unserem Campingplatz.

Auf dem Breithorn Plateau nach Abbruch der Tour.

Fazit: Zermatt ist für mich immer eine Reise wert, mich fasziniert dieses kleine Dorf, das sich, mit ein paar anderen Orten, zum europäischen Bergsteigermekka aufgeschwungen hat.

Ich war bei der Talfahrt ein wenig enttäuscht, weil an dem Tag eigentlich nicht recht viel funktionierte. Das Wetter war viel schlechter als vorhergesagt, die Bedingungen waren für unsere Gruppe zu hart und die körperliche Verfassung bezüglich der Höhenverträglichkeit in der Gruppe war quasi nicht gegeben. Auf der anderen Seite ist das auch verständlich, wenn man innerhalb von ein paar Stunden von 350m auf fast 3900m hinauf katapultiert wird, vertragen das nur die wenigsten.

 

Wie haben wir in einem Tourenführer lesen können… Das Breithorn ist nur bei guten Bedingungen ein leichter Berg. Das mussten wir uns heute eingestehen. 

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