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Zugspitze - Alpspitze - Jubiläumsgrat - Stopselzieher

Jubiläumsgrat Zugspitze - Alpspitze

Datum: 06.07.2013 und 07.07.2013

Teilnehmer: Peter

 

Gipfel:

Zugspitze 2963m via Stopselzieher Klettersteig und Wiener-Neustädter Hütte

Innere Höllentalspitze 2741m

Mittlere Höllenstalspitze 2743m

Äußere Höllentalspitze 2720m

Volkarspitze 2618m

Alpspitze 2628m

 

Schwierigkeiten: UIAA III-, Ca.2300HM - D

Wetter: etwas labile Wetterlage mit Gewittergefahr am Nachmittag

 

Strecke: Talstation Zugspitzbahn Ehrwald - Gamskar - Schneekar - Wiener Neustädter Hütte 2209m - Stopselzieher Klettersteig - Südwestgrat - Zugspitze Gipfel 2962m - Jubiläumsgrat - Innere Höllentalspitze2741m - Mittlere Höllentalspitze 2743m - Gratbiwak mit Übernachtung - Äußere Höllentalspitze 2720m - Volkarspitze 2618m - Alpspitze 2628m -  Alpspitz-Ferrata - Bergstation Alpspitzbahn – Wanderweg nach Hammersbach – Mit Taxi zurück nach Ehrwald

Eine kleine Übersicht der Runde, ohne jeglichen Maßstab!

Nachdem ich mit Peter 2011 die Höllental-Reintal Kombination an der Zugspitze gemacht hatten, wollten Peter und ich dieses mal den dritten Aufstieg, den Stopselzieher Klettersteig von der Österreichischen Seite auf den höchsten deutschen Berg. Anschließend dann ohne Stopp über den Jubiläumsgrat klettern und via Alpspitze absteigen.

Ich denke, dass diese Überschreitungs-Kombination eine der gewaltigsten Unternehmungen in den Bayerischen Alpen ist. Wir sind gespannt...

Einen Blick zurück zur Zugspitze

 Unser Plan war zugegeben schon etwas optimistisch. Wir wollten von der österreichischen Zugspitzseite in Ehrwald den Westweg über die Wiener-Neustädter Hütte und den Stopselzieher Klettersteig auf die Zugspitze steigen, dort den Jubiläumsgrat klettern und über die Alpspitze und die Alpspitzferrata  zurück ins Tal. Und das alles an einem Tag. Also bei Fair means!

Aber wie so oft in den Bergen, spielte das Wetter nicht mit. Mit einer unstabilen Wetterlage mussten wir ganz genau abwägen, was wir riskieren wollten. So ein Gewitter will man bestimmt nicht ungeschützt auf einem hochalpinen Grat erleben. Da aber erst für den späten Nachmittag Gewitter angesagt waren, wollten wir uns die Butter nicht so leicht vom Brot nehmen lassen.

Über den Stopselzieher Klettersteig auf die Zugspitze

Wir starteten in Ehrwald, vereinbarten ein paar Kontrollpunkte, wo wir das Wettergeschehen neu beurteilen wollten und gegebenenfalls umdrehen oder abbrechen konnten. Recht flott ging es von der Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn los. Zuerst führt der Weg in den Wald hinein. Anschließend steigen wir über Skipisten und dann einen weiteren Wanderweg bis zur Bayerischen/Tiroler Grenze.

Bei einem Schild zweigen wir nach rechts ab und folgen den Schildern recht steil Richtung Wiener-Neustädter Hütte. Ab der ersten versicherten Stelle wird es spürbar alpiner. Oft steigen wir an drahtseilversicherten Stellen hinauf oder queren ausgesetzt.

 

Die Wiener Neustädter Hütte liegt auf 2209m. Hier machen wir eine kleine Trinkpause und checken das nächste Mal das Wetter, was uns aber noch nicht sonderlich abschreckt. Harmlose Wolken steigen auf und verheißen eine guten Tag. Wir gehen weiter. Nach der Hütte ist der Einstieg zum Stopselzieher Klettersteig ziemlich schnell erreicht. Über ein Schnee bedecktes Geröllfeld erreichen wir nach gut zehn Minuten den Einstieg, wo wir den Helm aufsetzen.

 

 

Aufstieg über Stopselzieher Klettersteig.

Ohne Klettersteigset begehen wir den leichten Klettersteig mit der Bewertung A/B. Nur einige harmlose Schneefelder, die bereits schon soweit aufgetaut sind, dass wir sicher steigen können, müssen wir queren.

Da wir nicht sichern müssen, kommen wir recht schnell voran und schon kurze Zeit später erreichen wir doch ein wenig verschwitzt, die Bergstation und kurz drauf das Münchner Haus. Die Aussicht ist schon gewaltig! Ich freue mich hier zu sein. Obwohl ich tief in mir den Drang verspüre, weiterzugehen und diese Menschenmassen hinter mir zu lassen, wollen wir, wie vereinbart hier am Münchner Haus das Wetter checken.

Den neusten Wetteraushang vom Münchner Haus prüfen wir auch interessiert. Wir entscheiden uns fürs weitergehen.

Wir steigen in die Scharte zwischen Plattform und Kreuzgipfel, steigen zum großen Kreuz auf und gehen an Unmengen an Menschen vorbei, die hier in diesem Gelände offensichtlich völlig am falschen Platz sind. Wir verlassen den Touristenrummel auf dem Gipfel in Richtung Abzweigung des Höllentalanstieges. Schon nach ein paar Metern ist man wieder alleine. Nur ab und zu hört man das Geschrei. Sofort stellt sich in mir wieder die gewohnte Ruhe ein.

 

Wir steigen weiter auf gut erkennbare Wegspuren, bis wir auf die ersten leichten Kletterstellen treffen (I-II). Auch ein paar mit Schnee beladenen Bänder müssen wir vorsichtig queren. Trotz der doch schon 2000 Höhenmeter, die wir in den Beinen haben, fühlen sich meine Beine noch gut an.

Ich gehe voraus und schaue wie der Weg geht, Peter folgt mir. Etwas abwärts kletternd gelangen wir zu einer glatten Rinne (III-), die auch gleich die erste Schlüsselstelle darstellt. Ich schau mir die Rinne an und klettere sie im Vierfüßlerstand abwärts…Ausgesetzt, aber insgesamt keine große Sache. 

Keine einfachen Bedingungen kurz nach der Zugspitze

Nach der Rinne klettern wir wieder aufwärts (II) und folgen im stetigen Auf- und Ab dem Grat bis zur ersten drahtseilversicherten Klettersteigstelle (B). Das Wetter bleibt unverändert bewölkt und wir erkennen keine Anzeichen von Gewittern.

Also bleiben wir weiter auf dem Grat (II-, Klettersteigstellen bis C) und gehen immer im Auf und Ab, bis wir erneut luftig in eine Scharte abklettern müssen (2+, kleiner, brüchiger Überhang). Wie schon bei der ersten schwierigeren Stellen gehe ich vor und checke die Lage. Auch diese Stelle, war für uns kein Problem. In der Scharte rechts vom Grat machten wir kurz Pause. Wir freuen uns, dass das Wetter bisher so gut herhält. Wir sind schon irgendwie privilegiert, eine solch schöne Aussicht genießen zu können. Wir kletterten auf den nächsten mächtigen Turm und auf der anderen Seite ziemlich schneidig am Grat weiter entlang.

Obwohl mittlerweile ein wenig Wind aufgekommen ist, wollen wir weiter. Uns ist zwar wettertechnisch nicht mehr recht wohl, aber unser nächstes Ziel wäre ja die Biwak Schachtel, die vor kurzem erneuert wurde in Reichweite. Dort hätten wir einen sicheres Dach über dem Kopf. Dort wollen wir auch die Wetterlage nochmals prüfen. Auf dem Weg zur Schachtel kommen wir immer wieder an versicherten Stellen und leichtem Gelände vorbei. (A/B und I)

 

Am Jubiläumsgrat

Bei der Biwakschachtel angekommen, machen wir wieder Pause. Das Wetter gefällt uns nicht mehr. Der Wind hat richtig aufgefrischt und immer wieder fallen ein paar Tropfen auf unsere Jacken. Da ab der Biwak Schachtel viele Klettersteigpassagen und Stahlseil drin ist, wollen wir es für heute gut sein lassen.

Sicher ist sicher! Und mit der Schachtel haben wir auch ein schönes Plätzchen mitten auf dem Grat. Mittlerweile aber leider ohne Aussicht. Der Himmel wirkt bedrohlich, wie wenn jeden Augenblick der Teufel los sein wird. Es ist 13:30Uhr und wir machen es uns in der Biwak Schachtel bequem. Um 15:00Uhr fängt es zu regnen an. Nur ein kurzer aber ergiebiger Schauer. Dann ist es ruhig. Bis zum Abend kommen noch 3 Seilschaften, völlig durchnässt und frierend in der Biwak Schachtel an. Wir geben unsere beiden DAV Decken ab und hoffen das Beste für sie.

Am nächsten Tag wollen wir unser „by fair means“ Projekt fortsetzen. Wir starten von der Schachtel um kurz vor 6 Uhr und steigen erst über einen Gratbuckel, danach immer auf- und absteigend (A/B, II- und C) bis zur markant gelblichen Volkarspitze 2618m. Eine gewaltige Stimmung auf dem Grat. Ich weiß gerade nicht wohin mit meiner Freude. Riesige Wolkenfetzen ziehen von links nach rechts und spielen mit den Strahlen der Sonne. Gewaltig!

Ein spektakulärer Blick zurück

Der Anstieg auf die Volkarspitze (D) stellt die klettersteigtechnische Schlüsselstelle dar, sie ist sehr luftig und ziemlich ausgesetzt geht es aufwärts. Peter geht auf Nummer sicher und zieht das Klettersteigset an. Wir ziehen uns dem Seil entlang auf den Gipfel. Danach wird es wieder deutlich leichter, immer im Bereich des Grates (A und 1-) auf den Hochblassen zu, bis man zu einer rot markierten Abzweigung gelangt.

Dort gehen wir, mit Stahlseil versichert, links hinunter unter den Nordabbrüchen des Hochblassen vorbei. Hier müssen wir aufpassen, hier ist noch ziemlich rutschig und die Seilversicherung nehmen wir dankend in die Hände. Wir steigen wieder in einer Rinne (A/B) zum Grat auf. Ab dort geht es kurz weiter auf dem Grat bis dann Steigspuren im Schutt zur Grießkarscharte (2463 m) hinunter führen. 

Früh morgens am Grat

Hier machen wir unser Frühstück mit Sonnenschein. Von der Scharte steigen wir weiter auf die Alpspitze (Aufschwünge bis A/B), unseren letzten Gipfel der Tour. Von hier haben wir eine tolle Aussicht auf den Hochblassen und zurück auf den Jubiläumsgrat, die wir so richtig in uns aufsaugen.

 

Kurze Zeit später folgen wir nördlich vom Gipfel den Drahtseilen über die Alpspitz-Ferrata (max. B) hinunter auf die Wiese kurz vor der Alpspitzbahn-Bergstation und weiter auf dem Wanderweg Richtung Tal. In Hammersbach angekommen, rufen wir uns ein Taxi zurück nach Ehrwald. Das gönnen wir unseren geschundenen Beinen dann doch!

Grandiose Abendstimmung an der Biwakschachtel

Fazit: Der Jubiläumsgrat gehört zu den spektakulärsten Gratüberschreitungen der Ostalpen. Er ist einer der vier großen Grate des Wettersteingebirges, wenn auch nur der leichteste. Die über 5 km lange Gratüberschreitung, die sich vom Gipfel der Zugspitze bis zum Gipfel der Alpspitze zieht, ist eine anspruchsvolle Tour! Ein ständiges Auf und Ab prägt diese Tour. Steht man auf einem der Gratgipfel, tut sich schon das nächste zackige Hindernis auf. 

 

 

Nicht so sehr die technischen Schwierigkeiten überwiegen, die sich maximal im unteren dritten Grad befinden, sondern die psychische Seite am ausgesetzten Grat, die Gewissheit, dass ein falscher Tritt, ein Ausrutscher, mit ein paar hundert Meter Absturz enden wird.

 

Es war schon eine gewaltige Aktion. Schade, das es nicht in einem Zug funktioniert hat. Aber wir haben mit dem Break an der Biwakschachtel die richtige Entscheidung getroffen. Warum das Wetter herausfordern...man kann dadurch nur verlieren.

 

Unsere Zeiten:

Ehrwald                            06:00Uhr

Zugspitze Gipfel              09:30Uhr

Biwakschachtel               13:30Uhr

Start Biwakschachtel      05:45Uhr

Alpspitze                          09:30Uhr

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